008 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 3. Datz jedoch jede Lösung einer Eebiets- frage, die durch diesen Krieg aufgeworfen wurde, im Interesse und Zugunsten der betroffenen Bevölkerungen und nicht als Teil eines blöken Ausgleiches oder Kompro misses der Ansprüche rivalisierender Staaten getroffen werden'mutz. 4. Datz alle klarumschriebenen nationalen Ansprüche die weitestgehende Befriedigung finden sollen, die ihnen zuteil werden kann, ohne neue oder die Verewigung alter Ele mente von Zwist und Gegnerschaft, die den Frieden.Europas und somit der ganzen Welt wahrscheinlich bald wieder stören wür den, aufzunehmen. Die Rede des Präsidenten vom 27. Sep tember 1918 enthielt dann noch die fünf Bedingungen: 1. Die unparteiische Gerechtigkeit darf keine Unterscheidung zwischen denen ein- schlietzen, gegen die wir gerecht zu sein- wünschen, und denen, gegen die wir nicht gerecht zu sein wünschen. Es mutz eine Gerechtigkeit sein, die keine Begünstigungen kennt und keine verschiedenen Matzstäbe, sondern gleiche Rechte für die verschiedenen in Betracht kommenden Völker. 2. Kein besonderes oder abgetrenntes Interesse irgend einer einzelnen Nation oder einer Gruppe von Nationen, das mit dem gemeinsamen Interesse aller unverträglich ist, kann zur Grundlage irgendeines Teiles des Abkommens ge macht werden. 3. Es kann in der allgemeinen gemeinsamen Familie des Völkerbundes keine Verbünde, Bündnisse oder besondere Abmachungen und Verständigungen geben. 4. Es kann, und das geht mehr ins einzelne, keine be sonderen wirtschaftlichen Verbindungen innerhalb des Bun des geben, keine Anwendung irgendeiner Form wirtschaft lichen Boykotts oder Ausschlusses, abgesehen von der im Völkerbund selbst als Strafmatzregel verhängten Aus schließung von den Weltmärkten, die als Mittel der Dis ziplin und der Kontrolle diente. 5. Alle internationalen Abmachungen und Verträge jeder Art müssen der ganzen übrigen Welt be kanntgegeben werden. Wie das deutsche Friedensangebot aufge- fatzt werden sollte, sagte der Deutsche Kaiser in einem Erlaß an Heer und Marine vom 5. Oktcber, in dem es hieh: „Eure Front ist ungebrochen und wird es weiter blei ben. Ich habe mich im Einvernehmen mit un seren Verbündeten ent schlossen, dem Feinde nochmals den Frieden anzubieten. Doch nur zu einem ehrenvollen Frie den werden wir die Hand reichen, das schulden wir den Helden, die ihr Le ben für das Vaterland gelassen haben, das schul den wir unseren Kin dern. Ob die Waffen ruhen werden, steht noch dahin. B.s dahin dürfen wir nicht erlahmen, wir müssen, wie bisher, alle Kraft daransetzen, uner müdlich dem Ansturm des Feindes standzuh alt en. Die Stunde ist ernst. Aber wir fühlen uns, im Vertrauen auf unsere Kraft und Gottes gnä dige Hilfe, stark genug, unsere geliebte Hei mat zu verteidigen." — In diesen Worten war die an der West front (siehe die untenstehende Karte) herr schende Stimmung wiedergegeben. Entschlos- sen erwarteten die Deutschen den Feind, wo immer er auch zum Angriff schritt. Am 29. September war die Schlacht an der ganzen 400 Kilometer langen Front zwischen dem Meere und der Maas entbrannt, und nur noch das kurze Stück zwischen Pont äMousson und der schweizerischen Grenze war der Schauplatz kleinerer Zusammenstötze. Gene ral Foch griff den weiten Eesamtbogen der deutschen Front jetzt von allen Seiten an. Die Deutschen gaben erneut Gelände preis. ^ Auf der ganzen Front konnte der Feind im Laufe der ersten Oktobertaqe vor rücken, wenn auch nur stückweise. Bis zum 6. Oktober glückte es ihm trotz unablässiger Sturmstötze auf der ganzen Linie nicht, an irgendeiner Stelle einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen. Reihenweise wurden die feindlichen Sturmwellen vom deutschen Abwehrfeuer niedergemäht, wenn sie nach langer Artillerievorbereitung mit vielen Panzerwagen und gleichzeitiger Beteiligung ihrer Flieger vorgingen. Dabei bedienten sie sich auch mit gutem Gelingen gepanzerter Last kraftwagen, womit die Truppen unmittelbar an wichtige Punkte des Kampfgeländes gebracht werden konnten, so datz sie häufig in der Lage waren, eine wesentliche örtliche Überlegenheit ihrer Streitkräfte herzustellen und dadurch größere Frontabschnitte der Deutschen zu gefährden. In Flandern veranlatzte der am 27. September erfolgte Einbruch der Engländer und Belgier in die Stellungen der Deutschen diese zur Zurücknahme ihrer Linien. Von Dir- muiden bis nach Merckem lag der rechte deutsche Flügel am 29. September bereits hinter dem Handzaemeabschnitt, und der linke hatte den Wytschaetebogen geräumt. In mehr als dreißig Kilometer Breite stießen die Feinde in Tag- und Nachtangriffen immer wieder vor, ohne den Durch bruch erzielen zu können. Die deutsche Front hielt trotz ihrer dünnen Besetzung sfest zusammen , was oft kühnen H eld entaten einzeln er Führer und Soldaten zu danken war. Maschinen gewehrnester der Deut schen erfüllten bis zum Verbrauch der letzten Pa trone und bis zum Tod des letzten Schützen ihre Pflicht; Batterien spien noch Verderben in die feindlichen Reihen, wenn sich schon der Nahkampf um die Geschützstellungen entspann. Glückte es dem Feinde auch, am 29. September vonHouthem bis Comen an der Lys vorzudringen, so wurde er doch im Gegenstoß wieder zurückgeworfen. Tags darauf verlief die neue deutsche Front vom Handzaemeabschnitt west lich von Rousselaere und üb er Led egh em-EH eluw e nach Wervicq, tzog durch die Lysniederung und traf dann auf die alte deutsche Stellung bei Armentiäres. Am 1. Ok tober faßten die Feinde bei dem Riagen beider seits der von Ppern nach Rousselaere und Menin führenden Straßen nach erbitterten Kämpfen in Ledeghem Futz, doch ge- Pbot. Berl. Jttustrat.-Ges. m. b. H. General v. d. Ch.vallerie, unter dessen Führung ostpreuiUsche und posensche Bataillone beiderseits von Sequehart bi Cambrai am 1. Oktober 1918 den Feind zurückwarfen. 'J'iip sfrnnf miQ