Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. Haut durchnäht, jagt das Boot vorwärts. „Ran an den unsichtbaren Feind", heißt die Losung. Endlich gegen drei Uhr sind alle Boote auf Position, die Minensuchapparate sind ausgebracht, und jeder harrt der Dinge, die da kommen sollen. Weiter, immer weiter geht die Fahrt durch minenverdächtige Gebiete. Die vierte Morgenstunde: mit ihr ist die Ablösungszeit des Wachpersonals gekommen. Mit Ölzeug bedeckt, um wenigstens einigermaßen vor dem überkommenden Wasser geschützt zu sein, läßt sich der neue wachhabende Maat am Maschinentelegraphen von seinem Vorgänger alles Wichtige übergeben. Was kriecht denn dort zwischen den Füßen des Kom mandanten schmeichelnd und winselnd? Puck ist's, sein treuer Hund, der ihn schon während der ganzen Kriegszeit auf all seinen Fahrten begleiten durfte; schon manchen Sturm hat er mitgemacht, so manchen Guß Salzwasser schüttelte er sich von seinem struppigen Fell. Mit treuen Augen sieht er schwanzwedelnd hinauf zu seinem Herrn einen Anlauf gegen ihre heimtückischen Feinde zu unter nehmen. Mit großem Geschick arbeiten die Leute auf den Booten und bedienen fachmännisch das komplizierte, fein sinnig ausgedachte Gerät. Der Geist der Leute ist wach, sie wissen, setzt kommt's darauf an, die Pulverfässer möglichst schnell zu beseitigen, damit wir vorwärts können. Alle Boote sind nun wieder auf ihrer richtigen Position und dampfen mit mäßiger Fahrt von neuem gegen die feind liche Sperre. Die Division kommt auch zum zweiten Male glücklich über sie hinweg: fast alle Apparate haben durch ihre großartige autonratische Einrichtung Minen ge faßt. Jetzt jagen einige Boote mit voller Fahrt an die Sperre, um die dort liegen gebliebenen Geräte zu sprengen. „Äußerste Kraft voraus!" befiehlt der Kommandant. „Recht so!" — „Stopp, — halbe Fahrt zurück, — stopp", sind die nächsten Kommando, und schon liegt das Boot auf dem Platze, an den es der Wille des Kommandanten wünschte. Ein Teil des Gerätes wird jetzt aufgenommen. „Zwei Meter an Steuerbord voraus steht die Mine", Zugang zum Artilleriebeobachter und zu den Unterkünften einer österreichisch-ungarischen Gebirgstellung 3200 Metern. und wartet geduldig, bis der sich seiner annimmt und ihn mit einigen beruhigenden Worten und Streicheln zufrieden stellt. Jetzt verkriecht er sich ganz in die Ecke hinter dem Wellenbrecher, vor dem der Wachhabende steht. Da, auf einmal tritt auf jedenr Boot die S i r e n e in Kraft, alle Boote heulen, für mehrere Sekunden ein ohren betäubender Lärm; und doch kann man es schön nennen, dieses akustische Signal des Minenalarms. Für unsere Minensucher ist es gleichbedeutend mit dem Trompeten signal zum Sturmangriff unserer Feldgrauen, und für das hinter den Minensuchern her fahrende Eros unserer Flotte bedeutet es: halt, bis unsere Pioniere die'Schlacht mit den unsichtbaren Feinden gewonnen haben, bis deren Linie durchbrochen, das heißt eine Sperrlücke geschaffen ist. Sofort werfen die großen Schiffe an Ort und Stelle ihre Anker und bleiben innerhalb der abgesuchten Fahrstraße liegen. Inzwischen haben unsere Minensucher ihr Gerät aufgenommen. Verschiedene Signale und Be fehle vom Führerboot lassen erkennen, daß der Divisions chef gewillt ist, den Kampf mit den Minen aufzunehmen, ein Tor durch die Sperre zu bauen und sie nicht zu umgehen. Die Division macht jetzt kehrt, um von neuem wird jetzt von einem der Leute von vorn gemeldet. Der Kommandant eilt an die Stelle, um sich selbst davon zu überzeugen. Scharf beobachtet er den heimtückischen Feind, der jetzt durch seinen geringen Tiefenstand deutlich zu sehen ist. Es wird abgeschätzt, wie tief wohl die Mine unter der Wasseroberfläche steht. „Zwei Meter", sagt der Komman dant ruhig und bedachtsam vor sich hin. Teuflisch wackelt die Mine dort unter der Wasseroberfläche mit dem Kopfe, als wollte sie mit Gewalt den Bordrand des Bootes er reichen, als wollte sie sagen: „Vernichtet mich nur, ich bin nicht die einzige, hier liegen sie noch zu Hunderten, und eine davon wird euch schon euer Handwerk legen!" Auch diese stumme Warnung ist nicht imstande, den Komman danten in seiner Ruhe zu stören. Gelassen gibt er seine Befehle, die das weitere zur Sprengung der Mine ver anlassen. Immer mehr nähert sich der Bootskörper dem eisernen Gesellen dort unter Wasser, nur noch einen Meter beträgt jetzt der Abstand zwischen Boot und Mine, denn der Wind kommt von Backbord ein und treibt das Boot immer mehr an das lauernde Minenfaß. Alle Mann an Bord sind sich klar bewußt, daß die Berührung des Bootes mit der Mine