38 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. bietes und seine Entfernung von militärisch wichtigen Punkten den Ausbau widerstandsfähiger Verteidigungs anlagen und gesicherter Verbindungen nicht zu rechtfertigen schienen. Deshalb konnten hier tapfere Vortruppen den Italienern wohl einige Schwierigkeiten bereiten, plan mäßigen Angriffen aber nicht widerstehen. Die Italiener umgingen von zwei Seiten das Mala- kastragebirge, das ihrem beabsichtigten Vormarsch nach Norden als Haupthindernis im Wege lag. Im Westen wurde ihr Unternehmen von der See her durch englische Flottenhilse gefördert, und ihre Flugstreitkräfte griffen wirkungsvoll mit ein. Im Osten schoben sie sich längs des Sabocalaufes gegen Berat vor. Den überlegenen feindlichen Streitkrästen gegenüber vermochten die Öster reicher und Ungarn den ausgebauten Stützpunkt Levani nicht auf die Dauer zu verteidigen. Im Osten wurden die Italiener durch die Franzosen unterstützt. Diese marschierten mit ziemlich erheblichen Streitkräften über das schneebedeckte Tomoricagebirge und den Devofluß entlang und ka men, ohne sonderlichen Widerstand zu finden, vorwärts. Am 9. Juli nah men die Österreicher und Ungarn ihre Streitkräfte hinter die Linie Berat —Fjeri zurück, wobei sie sich von den nachfolgenden Feinden lösen konnten. Damit waren diese verhältnismäßig wichtigen Ziele preisgegeben, wenn sie auch die Hauptstellung der k.u.k. Trup pen jenseits des Skumbi und im Raume von Elbassan noch nicht er reicht hatten. Geschütze, Luftschiffe, Maschinengewehre und andere Kriegs geräte wollten die Italiener und Fran zosen reichlich erbeutet haben; auch 3000 Gefangene sollten zur Beute ge hören. Diese Fortschritte der Feinde reich ten aber nicht aus, nun auch die an die Österreicher und Ungarn anschlie ßenden Bulgaren in der Flanke zu bedrohen. Deren westlicher Flügel war durch die k. u. k. Streitkräfte noch so gut gesichert, daß sie unbe sorgt ihre Aufmerksamkeit auf die Stirn angriffe richten konnten, die die Gegner in ununterbrochener Folge am Cernabogen wie an der Struma ausführten. Besonders erbitterte Stöße richteten sich am 27. Juni gegen die vorgeschobenen bulgarischen Gräben auf der Höhe 1050 und bei Makowo. Ein Erfolg war ihnen nicht be- schieden, denn die Bulgaren hielten wacker aus und machten die Hoffnungen der Feinde zunichte, die geglaubt hatten, der Ministerwechsel in Bulgarien werde zu einer Abkehr des Landes vom Vierbund führen. Alexander Malinow, der neuernannte Ministerpräsident (siehe Bild Seite 33), bildete ein zum größten Teil demokratisches Kabinett; er war bereits vor Jahren Ministerpräsident und vertrat damals eine russenfreundliche Politik. Während des Krieges wandte er seine Neigungen aber Deutschland zu, auch sein Programm versprach eine Fortsetzung der bündnistreuen Politik seines Vorgängers Radoslawow. Franchet d'Espereys Aufgabe bestand vor allem in der Bindung von Kräften der Mittelmächte, nachdem sich der Verband nun doch zur Aufrechterhaltung der mazedonischen Front entschlossen hatte. Die Durchführung dieses Planes war verhältnismäßig leicht, da es der Regierung Venizelos in Griechenland gelang, nach und nach den Widerstand der königstreuen Griechen zu brechen und allmählich die Mobilisierung der griechischen Streitkräfte durchzuführen. Es fanden sich immer mehr griechische Offiziere, die den einst von ihnen als militärischen Führer hochgeschätzten König Konstantin vergaßen und dem Vielverband alle ge wünschten Dienste leisteten; am 11. Juli wurden aber auch wieder einmal sieben griechische Offiziere und Unteroffiziere in Cozzani erschossen. Sie waren angeklagt, in Cervia eine inilitärische Meuterei angezettelt zu haben. So ganz sicher saß also Venizelos nicht im Sattel; es gab immer noch genug Unzufriedene in Griechenland. — Die schweren Niederlagen der Verbandstruppen an der Westfront führten zu einer merklichen Verzögerung der Angriffe gegen die Türken. Namentlich Allenby, der in der ersten Hälfte des Jahres 1918 schon so häufig nach Damaskus hatte durchbrechen wollen, zeigte wenig Angriffs lust mehr, weil ihm die regelmäßige und ausreichende Mannschafts- und Geräteergänzung aus dem Mutterlande zu fehlen be gann. Nach der Rückeroberung von Es Salt durch die Türken zu Anfang Mai hatten die Engländer nur gelegent lich Teilangriffe unternommen, denen die Türken energisch entgegengetreten waren. Trotz ihrer äußerst schwierigen Lage auf allen ihren Kriegschau plätzen, die auf die ungemein langen rückwärtigen Verbindungen zurückzu führen war, ließen die türkischen Streitkräfte den Mut nicht sinken und bewiesen stets große Tapferkeit. — Begeistert wurde in der Türkei am 30. Juni das Ergebnis der ersten in neren türkischen Anleihe begrüßt, die mit 13 808 340 türkischen Pfund glän zend abgeschlossen hatte. Auch sie zeugte von dem unbegrenzten Wider stands- und Siegeswillen der Türken. An der Hauptkampffront in Pa lästina entwickelten sich nur selten Jn- santeriegefechte; häufiger ereigneten sich Artilleriekämpfe. Zu Gefechten in der Luft kam es gelegentlich ebenfalls. Am 29. Juni schossen die Türken hinter ihren Linien ein englisches Flugzeug ab und zwangen ein anderes zur Landung. Anfang Juli steigerten die Engländer ihre Artillerietätigkeit zu beiden Seiten der Straße Jeru salem—Nablus, doch auch die türkische Artillerie blieb nicht müßig. Sie faßte am 3. Juli westlich vom Jordan mit ihrem Feuer eine englische Batterie, schoß sie zusammen und vertrieb dann drei Schwadronen englischer Reiterei, die erhebliche Verluste erlitten. Eine stärkere englische Abteilung führte am 7. Juli im Küstenabschnitt einen Werfall aus, wobei heftige Bajonett- und Handgranatengefechte entbrannten, in denen die Türken die Oberhand behielten. — Fünf feindliche Flugzeuge, die am Vormittag desselben Tages nach Kon stantinopel durchzubrechen versuchten, wurden zurückge trieben, bevor sie Schaden anrichten konnten. — » * * Der Kampf in Deutsch-Ostafrika war trotz aller Be mühungen der Engländer noch nicht zum Abschluß ge kommen. Im Juni mißglückte ein neuer Versuch englisch portugiesischer Truppen, die deutschen Streitkräfte ein zukreisen. Lettow-Borbeck brachte seine kleine Schar glück lich in das gebirgige und waldreiche Gebiet des Innern von Mozambique. Dort konnte er während der langen Regenzeit neue Kräfte sammeln und sich mit seinen Tapferen auf spätere Kämpfe vorbereiten. — «Fortsetzung folgt.. Der französische General Franchel d'Esperey, wurde Kommandant der Verbandstruppen auf dem Balkankriegschauplaß. Illustrierte Kriegsberichte. Gegen Compiegne. Von Kriegsberichterstatter Eugen Kalkschmidt. Zwischen Marne und Oise» am Ourcq und an der Aisne hatte General Fach von seiner ganzen Front die verfügbaren Reserven zusammengezogen, um den be fürchteten deutschen Vorstoß auf Paris aufzufangen. Die alten keltischen Erenzwälder im Valois: der Wald bei Villers-Cotterets, bei Compiegne boten guten Unter schlupf. In täglichen Scharmützeln und örtlichen Teilangrif fen suchte die französische Heeresleitung den Anschein einer rüstigen Gegenwehr zu erwecken, durch die der deutsche