356 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. nicht die Liebe, wohl aber die Achtung der Bevölkerung zu er ringen gewußt hat. Die Echtheit dieser Empfindung erhellt unter- andere in aus einem stetig wach senden Zutrauen, das schon häufig die Bevölkerung eroberter Gebiete dazu geführt hat, dem Feinde die Roheit und Verkommenheit der eigenen Landsleute zu klagen. Der Durchbruch der österreichisch - ungarischen Truppen in Ostgalizien. ^Hierzu die Bilder Seite 365 bis 357.) Nach der Wiedereinnähme voll Lemberg durch die deutschen und österreichisch-ungarischenHeere(siehe Seite 102/103) befanden sich von den 64 000 Quadratkilometern ga- lizischen Landes, das die Russen noch im Mai 311 Beginn der großen Dllnajecoffensive behaupteten, nur mehr 11000 Quadratkilometer Land in Ostgalizien in russischem Besitz. Auch ails diesem Gebiet wäre der Feind bald vertrieben gewesen, wenn nicht die nunmehr einsetzende Offensive der deutschen Heere am Rarew, an der Weichsel und in den Ostseeprovinzen den Schwerpunkt der Kämpfe immer mehr in das russische Festungszentrum Polens verlegt hätte. Von den verbündeten Armeen Linsingen, Bothmer, Böhm-Ermolli und Pflanzer- Baltin in den äußersten Winkel Galiziens von Sokal am oberen Bug bis zum Dnjestr gedrängt, besaßen die Russen nicht mehr die Kraft, von hier aus Westgalizien und die Bukowina zu bedrohen. Nachdem die Armee Linsingen nach Norden gezogen war, wo sie sich am rechten Flügel der Armee Mackensen östlich des Bug an der Verfolgung der geschlagenen russischen Heere beteiligte, fand eine Neugruppie rung der Streitkräfte in Galizien statt. An die seit geraumer Zeit im südöstlichen Teile Galiziens er folgreich auf dem linken Dnjestr- ufer kämpfende Armee Pflanzer- Baltin schloß sich die Armee Graf Bothmer, die zusammen mit den unter dem Oberbefehl des Feld- marfchalleutnants Böhm - Ermolli (siehe Bild Seite 63) stehenden deutschen und österreichisch-unga rischen Truppenteilen längs der Zlota-Lipa das Zentrum bildete, an das sich links gegen den oberen Bug und das heißumstrittene So kal zu (siehe Seite 186—188) die Armee Puhallo (siehe Seite 281) anreihte, deren Kavallerie aus der Linie Wladimir-Wolynski—Kowel das russische Festungsdreieck Luck— Dubno—Rowno in Wolhynien be obachtete. Wochenlang lagen sich beide Gegner längs der Zlota-Lipa in der Defensive gegenüber, und die, amtlichen Berichte der öster reichisch-ungarischen Heeresleitung wußten täglich nur zu melden, daß die Lage in Ostgalizien un verändert sei. Die Russen benutzten diese Zeit, um ihre Stellungen am Ufer der Zlota-Lipa auszubauen, zugleich aber legten sie hinter ihrer Front an der Strypa und am Se- reth, den beiden anderen Neben flüssen des Dnjestr, Feldbefestigungen an und verstärkten die zahlreichen Brückenköpfe, die sie im Gebiet von Brody und Tarnopol errichtet hatten. Am 27. August endlich hielt Feldmarschall Erzherzog Friedrich, der Eeneralstabschef der in Galizien kämpfenden verbündeten Armeen, den Augenblick für gekommen, um auf der ganzen Front zum Angriff überzugehen und den Phot. Eugen Schöfer, Wien. Der österreichisch-ungarische Heerführer Feldzeugmeister Puhallo v. Brlog. Phol. A. Grohs, Berlin. Blick auf den Narew. Eine Proviantkolonne überschreitet den Fluß auf einer Notbrücke.