344 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Phot. A. Grohs, Berlin. In den SepLemberkämpfen gefangene Engländer und Franzosen auf dem Wege durch Lille. Die Franzosen tragen ihre neue feldgraue Uniform und den neuen Stahlhelm. Auf dem nördlichen Hauptkampsfelde blieben rund 1200 Mann in den Händen der Deutschen. Bei dem furchtbaren Ringen zwischen Reims und den Argonnen mußte nördlich von Perthes eine deutsche Division ebenfalls ihre vorderste Stellung räumen. Durch fast siebzig- stündige ununterbrochene Beschießung war diese vollständig zerstört. Die Division hielt aber allen feindlichen Angriffen in ihrer 2—3 Kilometer zurückliegenden zweiten Stellung erfolgreich stand. Auch auf der gesamten übrigen Linie scheiterten die feindlichen Durchbruchsversuche. Zu be sonderer Hartnäckigkeit flammten die Kämpfe bei Mourme- lon-le-Erand und dicht westlich der Argonnen auf. Hier erlitten die Franzosen denn auch durch die tapfere Abwehr der Deutschen ihre stärksten Schädigungen. Norddeutsche und hessische Landwehr schlug sich so hervorragend, daß sie inr Tagesberichte ehrenvoll erwähnt wurde. Mehr als 3750 Franzosen, darunter 39 Offiziere, wurden gefangen genommen. Ebenso wie der Kampf auf der Erde zu nie gesehener Wucht angewachsen war, tobte er auch in der Luft so heftig Maschinengewehre und über 5000 Gefangene erbeutet. — Der überraschende Durchbruch war an keiner Stelle ge lungen. Das mußten selbst die feindlichen Kriegsbericht erstatter zugeben. So schilderte der englische Kriegskorre spondent Gibbs-, daß bei Loos am 25. September die vordersten Laufgräben, die von Artilleriegeschoss,en^zermalmt waren, verhältnismäßig leicht genommen wurden. Das erste große Hindernis sei die nicht völlig zerstörte Stachel drahtsperrung gewesen, die von den englischen ^Soldaten im schwersten Maschinengewehrfeuer überwunden werden mußte. Schreiend seien dann die großen englischen Trup penmassen in einer Schwarmlinie von 1200 Metern gegen das Dorf Loos vorgegangen, aus zahlreichen Maschinen gewehren mit Blei überschüttet. Unter anderem seien auf einem Friedhof über 100 Maschinengewehre aufgestellt ge wesen, von denen die Engländer reihenweise niedergemäht worden seien. Nachdem Loos erreicht war, habe dort ein entsetzlicher Häuserkampf getobt und vielfach bis zu gegen seitiger Vernichtung geführt. Derselbe Berichterstatter erzählte weiter: „Auf ein Lille dagegen gelang es dem Gegner, eine deutsche Divi sion durch Gasangriffe aus der vordersten in die zweite Verteidigungslinie zurückzudrücken. Daß aber von einer Niederlage an dieser Stelle nicht die Rede sein konnte, ging daraus hervor, daß sofort Gegenangriffe von deut scher Seite eingeleitet werden konnten. Der Schutthaufen, der ehemals das Dorf Souchez gewesen war, wurde von den Deutschen, weil er dermaßen zerschossen und zerwühlt war, daß von der Stellung nichts oder nur sehr wenig übrig blieb, freiwillig geräumt. Zahl reiche andere Angriffe auf dieser Front wurden aber an vielen Stellen unter schwersten Verlusten des Gegners glatt abgeschlagen. Dabei zeichnete sich das 39. Landwehr regiment, das schon bei dem Durchbruchsversuch im Mai den Hauptstoß nördlich von Neuville hatte aushalten müssen, durch ganz besondere Tapferkeit aus (siehe Bild Seite 345). wie nie zuvor. Dabei hatten die deutschen Flieger den Er folg für sich. So schoß westlich Cambrai ein deutscher Kampfflieger ein englisches Flugzeug ab, und südlich Metz brachte der zu einem Probeflug aufgestiegene Leutnant Böhlke ein Voisinflugzeug zum Absturz. Auf französischer Seite suchte man die errungenen Teil erfolge möglichst aufzubauschen. Zum Beispiel war im französischen Tagesbericht von 20 erbeuteten Feldgeschützen die Rede; ferner sollten die verbündeten Feinde auf der ganzen Front 20000 Gefangene gemacht haben. Es wurde aber hinzugefügt, duß dies die auf die ganze Front ver teilte Beute der Verbündeten von zwei Tagen sei. Im übrigen sprachen die feindlichen Berichte wohl von einem Sieg, aber selbst sie behaupteten nicht, daß die Deutschen nun auch schon geschlagen seien. Diese hatten ja auch ihrerseits, obwohl sie in der Verteidigung kämpften, viele