schäftigen. Eine große russische Truppenmacht steht uns ge¬ genüber, und wir hatten schon oft in schweren Kämpfen die Versuche der Russen, unsere Front zu durchbrechen, abgewie¬ sen. Nachtgefechte sind an der Tagesordnung! Unsere Ar¬ tillerie liegt vor den Forts eingegraben, und unsere Infan¬ terie liegt dicht und gut verschanzt vor den russischen Stel¬ lungen. Aus diesen Stellungen wird nun schon seit acht Tagen zu allen Tages- und Nachtstunden gefeuert. Gestern nacht haben die Russen — das heißt, ein ganzes Infanterie¬ regiment! — zwei unserer Geschütze mit der Bedienung ge¬ fangen genommen, aber sie hatten nicht viel Freude dran, denn noch in derselben Nacht holten wir unsere Geschütze zu¬ rück. Und für einen solchen Spaß wurde ein ganzes russisches Regiment zusammengeschossen! Was noch laufen konnte, wurde in die Sümpfe gejagt, aus denen man sie nicht leicht wieder herausfindet. Es ist ein grandioses Schauspiel, wenn nachts die Leucht¬ kugeln für einige Augenblicke Licht in das undurchdringliche Dunkel bringen und kurz darauf ein verstärktes Artillerie- und Gewehrfeuer einsetzt. Morgens kommt dann immer ein Schwarm gefangener Russen, die allzu übermütig sich unse¬ ren gut verschanzten Infanteristen genähert haben. Die Deutschen aber lassen sich nicht fangen, lieber gehen sie in den sicheren Tod und schießen zuvor alles nieder, was vor die Ge¬ wehre kommt. Vorgestern sauste eine Granate dicht neben meinem Pferde in den Boden, da schrie mir ein Kanonier zu: „Herr Unteroffizier, fassen Sie sich mal an den Kopf, ob Sie noch da sind!" Der Mann war natürlich ein Ber¬ liner . . . Solche Späße erlebt man täglich. Aber auch an¬ dere: Gestern stand unsere ganze Kolonne zum Appell, da kamen sechs Volltreffer ganz in die Nähe unseres Sammel- 116