wie Fürsten: die Bevölkerung bildete Spalier. Hoch und Hurra erscholl allenthalben, und man bat und beschwor sie, die Preußen möchten doch dauernd hier bleiben. Eine eigentümliche Fügung, daß die Polen (denn die Be¬ wohnerschaft vonKalisch besteht fastganz aus Polen undIuden; russisch war nur das Militär und die Beamtenschaft, außer¬ dem ist ein kleiner Teil der wohlhabenden Bürgerschaft deutsch) nun die so gründlich gehaßten Preußen um Schutz anflehen mußten! Ich glaube, daß ein verständiger Pole sich im innersten Grunde trotz allen SchimpfenS auf das Preu¬ ßentum und die Knechtung unter ihm doch sagt: wenn wir nun schon einmal kein eigenes Reich haben können, so ist eS immer noch das kleinere Uebel, unter den verhaßten, ftammes- feindlichen Germanen in Recht, Ordnung, Bildung und Gesit¬ tung „geknechtet" zu leben, als unter der Herrschaft der sla¬ wischen Brüder aller Beamtenwillkür, schamloser Ausbeu¬ tung, Unsicherheit im Lande und beständiger Revolutionsge¬ fahr preisgegeben zu sein. Nun gab unsere Patrouille Nachricht und machte die preu¬ ßischen Eisenbahner mobil. Sonntag nachmittag rückten diese über die Grenze und besahen sich den Schaden, der an dem Bahndamm und somit auch an dem zwar schon auf russischem Gebiete gelegenen, aber noch uns gehörigen Gleise angerichtet worden war. Auf dem russischen Güterbahnhofe Schtschipiorno standen noch drei vollbeladcne preußische Güterzüge. Die galt es zu retten. Ein preußischer Regierungebaumeister war dabei und untersuchte den Bahndamm. Er fand, daß die Sprengun¬ gen der Unterführungen sehr schlecht ausgeführt worden waren, und daß der Schaden sich werde beheben lasten. Alle verfüg¬ baren Eisenbahner, Güterbodenarbeiter und andere wurden aufgeboten, die beschädigten Böschungen wieder aufgeschüt- 23