Schopenhauers kritisches Verhalten zur Philosophie. 473 der Seele und den Primat des Jntellects zu demonstriren. Ob diese Herrschaft von der römischen Weltkirche oder von der protestantischen Landesreligion ausgeübt wird, ist für die Sache gleichgültig. Diesem Zustande der Philosophie ist erst durch die Kantische Vernunftkritik ein Ende gemacht worden, welche die Unmöglichkeit aller jener Be weise dargethan habe. Daher wächst bei Schopenhauer die Dauer der Scholastik auf vierzehn Jahrhunderte und erstreckt sich von Augustin bis Kant. 4. Die neuere Philosophie. Das Grundproblem der gesummten neueren Philosophie, gleichsaur die Achse, um welche sich dieselbe dreht, ist „die Lehre vom Idealen und Realen" oder, anders ausgedrückt, die Lehre von der Idealität und Realität unserer Außenwelt: es ist das Problem, welches Schopen hauer als der einzige folgerichtige Kantianer endgültig gelöst haben will. Ideal sein heißt vorgestellt sein, real sein dagegen heißt unab hängig von aller Vorstellung existircn oder Ding an sich sein: daher der Unterschied des Idealen und Realen gleichbedeutend ist mit dem Unterschiede zwischen Erscheinungen und Dingen an sich. Die Eleaten hielten die Objecte unserer sinnlichen Wahrnehmung für bloße Er scheinungen, dagegen das widerspruchslos Gedachte für das Wesen der Dinge oder das Ding an sich und unterschieden demnach «<x>°ckvag.Lv«» und «vooöjjieva». Da aber unsere Gedanken oder Vernnnftbegriffe aus den Anschauungen abstrahirt sind, so sind dieselben ebenfalls Er scheinungen, sie sind nicht real, sondern ideal: die vooöjisva sind eben falls <paivö;j.sva. Es war der Irrthum der Eleaten, jene für Dinge an sich zu nehmen. Die ganze Frage nach der Idealität und Realität der Dinge be trifft demnach die Objecte (Welt), die wir vorstellen: es wird gefragt, was und wieviel von dem vorgestellten Gegenstände auf die Rechnung der subjectiven Natur unseres Vorstellens komme, was und wie viel auf die des Dinges selbst? Es handelt sich demnach lediglich um die Bestimmung der Grenzlinie zwischen der Idealität und Realität der Dinge, zwischen Vorgestelltsein und Wirklichsein oder, was dasselbe heißt, zwischen Erscheinung und Ding an sich. Wird diese Grenzlinie richtig gezogen, so ist das Problem gelöst; wird sie dagegen falsch ge zogen, so bleibt dasselbe ungelöst, die Rechnung der Philosophie stimmt nicht und läßt einen Rest, der nicht aufgeht. Dieser Rest besteht in