z Die F)errfcbaft Scharnstein bis zum Jahn 1625. Von Dr. Edmund Ms ich im Alter von etwa zehn Jahren mit meinem Vater einmal die heimatlichen Berge überstieg und Viecht- wang und Neu-Scharnstein zu unseren Füßen lagen, da sah ich mit ehrfürch tigem Staunen zum erstenmal die senk rechte Felswand, die an der Flanke des Tissenbachtales aus dem dunklen Tann emporstrebt und sah hoch oben die grauen, zerborstenen Mauern der Ruine Alt-Scharnstein. Trotzig und wehrhaft schaute sie herab auf das le bendige Getriebe im Tal, während der Klang der Eisenhämmer und der Kreis sägen durch die Lüfte empordrang wie ein Gruß d^r neuen Zeit an längst vergangene Tage. Damals wurde zum erstenmal die Sehnsucht in mir wach, mehr zu wissen von der trotzigen Berg feste und ihren ehemaligen Bewohnern, den Schleier zu lüften, der die Schick sale vergangener Jahrhunderte umhüllt. Zwei Jahrzehnte später wurde dem Iugendtraum die Erfüllung zuteil. Ich konnte den geschichtlichen Quellen nach gehen und im Jahre 1911 die Unter suchung über die Entwicklung der Herr schaft Scharnstein bis zur Erwerbung derselben durch das Stift Kremsmünster abschließen. In teilweise gekürzter Form sei sie nun den Freunden des schönen Almtales in den „Heimatgauen" vor gelegt. Die dabei benützten Archive s'nd folgende: Archiv des Klosters Krems münster (abgekürzt Arch. Kr.). In die- sem befinden sich die Archwalien der Herrschaft Scharnstein. beginnend mit dem Jahre 1492. Archiv des Reichs finanzministeriums in Wien (Fin.-Arch.). über Scharnstein namentlich Abteilung Herrschaftsakten. Fase. S. 4. und die österr. Gedenkbücher. Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Archiv der niederösterr. Statthalterei. Rieder-österr. Landesar chiv. Während ich diese Archive selbst besuchen konnte, wurden mir aus dem Archiv des Museum Francisco Caro linum in Linz. aus dem Fürst!. Star- hembergschen Archiv zu Eferding und aus dem Schloßarchiv Aieder-Walsee durch Freist. Viktor Handel Mazetti Urkvndenauszüge übermittelt, die na mentlich über die Zeit der letzten Wal- feer manche Aufschlüsse gaben. Baumgartinger. Die in Druck erschienene Literatur ist aus den Anmerkungen zu ersehen. Für manche wertvolle Anregungen bin ich zu besonderem Danke verpflichtet meinen verehrten Lehrern an der Wie ner Universität, Hofrat Dr. Oswald Redlich und Hofrat Dr. Alfons Dopsch, ebenso meinem früh verstorbenen Mit bruder Dr. k. Bernhard Pösinger in Kremsmünster. I. Die Grafen von Wels—Lambach und ihre Erben. Herzog Fassilo III. von Bayern hatte unter zahlreichen anderen Ge schenken auch das Gebiet, in dem sich später die Herrschaft Scharnstein bil dete, der Einflußsphäre des im Jahre 777 gegründeten Klosters Kremsmün ster zugewiesen. Die Stiftungsurkunde gibt uns über seine Absichten Ausschluß. Das bereits kultivierte Land wird in genauer Umgrenzung dem Kloster über geben. im Neuland aber erhalten die Mönche das Recht, zu roden und Kul turland zu schaffen, soviel sie wollen. So ist auch das Gebiet des Klosters bei Pettenbach an der Alm abgegrenzt, es liegt zwischen der Alm und dem Berg Warmine, dem Magdalenaberg. (Der Name ist im Wanningergut erhalten.)^) In der Richtung nach Süden hingegen können die Mönche des Klosters roden so viel sie wollen. Damit erscheint also das südlich davon bis zur Grenze Karantaniens sich erstreckende Gebiet, das etwa die jetzigen Pfarren Viecht- wang und Grünau umfaßt, als ein noch ungerodetes und unbesiedeltes Land be zeichnet. Durch diese Schenkung der Weiden um Pettenbach. die wie die übrigen Schenkungen Tassilos 791 von Karl dem Großen dem Kloster bestätigt wurden.?) hatte das Kloster auch im Almtal einen ersten festen Stützpunkt gewonnen, von dem aus die Urbarmachung und Ko- 1) Abkürzungen in den Anmerkungen: A. K. — Arkundenbuch von Kremsmünster. Ll. O. — Öberöster reichisches Llrkundenbuch. Pösinger 93., Die Stif- tungsurkunde des Klosters Kremsmünster. Gymn.-Pro- gramm Kremsmünfter 1909, S. 59 s. Die Gleichstellung des mons Warminc mit dem Magdalenaberg (Wanninger gut) findet auch eine Bestätigung im Scharnsteiner Llr- bar von 1492 (Stiftsarchiv Kremsmünfter), das in diesem. Gebiet auch ein Gut Warmync erwähnt. 2) M. G. dipl. Carol., I. n., 169. 1*