einzelnen Kantonen anstrebt, weil sie hier dadurch eine Minder¬ heitsvertretung bekäme, die sie nach der üblichen Majoritäts¬ methode niemals erreichen würde. Die herrschende und verant¬ wortliche politische Gruppe ist die freisinnige, sogenannte radikale Partei; von etwa 190 Sesseln im Nationalrat besetzt sie allein 112. Von der eidgenössischen Armee spricht die öffentliche Meinung jener Nationen, die Interesse an einer objektiven Betrachtung haben, mit Ernst, und die es aus gewissen Gründen nicht haben, beweisen doch den Ernst durch die Achtung vor ihrer militärischen Schlagkraft. Was eine kleine Armee in gutem Gelände vermag, zeigt gerade gegenwärtig der österreichische Alpenkrieg. Von der taktischen Brauchbarkeit der schweizerischen Einheiten gab der eid¬ genössische Aufmarsch an den Grenzen überzeugende Beispiele. Lier stößt man auch gleich auf den einzigen Vorteil, den die Schweiz vom europäischen Krieg hat. In der nun zwölfmonatigen taktischen Zucht und Praktik ist aus der eidgenössischen Miliz reguläres Militär geworden, und die erzieherischen Wirkungen dieser Lehrzeit werden noch lange in Ton und Laltung des eid¬ genössischen Soldaten zu spüren sein. Es ist etwas wie neu¬ militärische Tradition geschaffen. Gewisse Dinge sind ausgiebig bekanntgemacht und geübt, die sonst nur theoretisch demonstriert werden konnten. Auch der materielle Grenzschutz ist durch die Anlage von Feldbefestigungen und anderen längst nötigen prin¬ zipiellen Vorkehrungen gründlich verstärkt. Da es sich beim schweizerischen Soldaten von Lause aus um ein kriegerisch sehr brauchbares Material handelt, so darf man den möglichen Even¬ tualitäten ruhig entgegensehen. Ein anderes Kapitel ist freilich die Kostenrechnung, die der Bund dem Volk für diesen Vorzug vorlegen muß; wenn der Krieg die Dauer haben wird, die ihm die mäßigen Pessimisten prophezeien, so wird man sich auf eine Milliarde gefaßt machen müssen. Es handelt sich dann um die Frage, ob die nationale Wiedergeburt aus der Zeiterschütterung, die physische Auffrischung der schweizerischen Mannschaft und die angelegten militärischen Sicherungen die Ausgabe aufwiegen; das wird die einzige Mög¬ lichkeit sein, zu verhüten, daß ein lebendiges Opfer zu einer toten Buchung wird. Im Gegensatz zu Deutschland, das seine Anleihen im Lande emittiert, nahm die Schweiz fremdes Geld auf; die Frage, warum 16