Geschichte r>fm ein Volk zu verstehen, ist es notwendig, die Lauptzüge ■il seiner Geschichte und seine geographische Lage, die immer seine moralische Lage bedingt, zu kennen. Gemeinhin schöpft der Reichsdeutsche seine Kenntnis der schweizerischen Eidgenossenschaft aus Schillers Tell und aus dem Sommergeplauder an den Tischen der schweizerischen Pensionen. Die drei Eidgenossen, die Berge, die Lotels und die Bahnen, Freiheit und Biederkeit: das ist so ungefähr die schweizerische Physiognomie in den Augen der un¬ schweizerischen Welt. Dann kam der Weltkrieg und über dem so gearteten Angesicht erschien noch der neutrale Lut; damit sollte eigentlich das Glück der Schweiz gemacht sein. Leider wird in diesem harten Zeitlauf nur Anglück gemacht, und von dem Anglück jedes Tages bekommt die Schweiz immer einen erkleck¬ lichen Anteil ab. Sie muß hoffen, daß sie auch von dem künf¬ tigen Glück und Glanz, den sich die europäischen Patrioten aller Lager nach dem Krieg versprechen, ein gerütteltes und geschütteltes Maß einnimmt, sonst wäre die Neutralität zwar eine ehrliche Anstrengung, aber ein sehr schlechtes Geschäft gewesen, wie es denn in diesem ganzen bittern Streit der zwei Lager jedenfalls in Europa keinen lachenden Dritten zu geben scheint. * * * Im Ausgang des 13. Jahrhunderts stand es mit der poli¬ tischen Gliederung der Schweiz, das heißt des Landes zwischen Rhein, Iura und Alpen, so, daß man überall auf die Labs¬ burger als auf die vorherrschende Feudalmacht stieß; ihnen ge¬ hörte die ganze Nordostschweiz bis gegen Basel hinunter und gegen Solothurn, Bern und den Brienzer See hinauf, Luzern und Teile des heutigen Kantons Anterwalden eingeschlossen. Dann gab es eine Anzahl Ritter unter habsburgischem Einfluß, reichsfreie Städte — Basel, Zürich, Bern, Solothurn — und 5