3 Mit Hilfe der §§ 22 und 25 der Ministerialverordnung vom 14. Sep- tember 1852, welche über den Wirkungskreis der politischen Behörden handelt, sperrte zunächst der Magistrat den Abtransport von Mehl aus den Lagerhäusern der Schiffahrtsgesellschasten und dehnte die Sperre auch auf schwimmendes Gut aus. Die Sperre der Vorräte in den Lagerhäusern hatte leider keinen besonderen Erfolg, weil am anderen Tage die Militär- Verwaltung als der stärkere Bruder die Vorräte an sich nahm. Jedoch gelang es uns immerhin, 18 Waggons Mehl aus drei schmimmenden Schleppern zu requirieren. Wir handelten zwar damals etwas absolu- tistisch, aber schon einige Tage später erschien eine § 14-Verordnung, welche diesen Zwang vollkommen rechtfertigte. Wir setzten dann die Ein- käuse in Mehl fort und erwarben bereits im August 1914 60 Waggons Weizenmehl um den Betrag von 335.000 K und 29 Waggons Weizen¬ frucht um 104.312 K. Es gelang auch, uns etwas Korn zu sichern. Als das Mehl bei uns knapp zu werden begann, gaben wir zunächst die Weizen- frucht mit der Bedingung an die Mühlen hinaus, daß die daraus ge- wounenen Mahlprodukte ausschließlich nur zur Versorgung der Stadt verwendet werden dürfen. Später mußten wir, nachdem die Beschaffung von Edelmehl immer schwieriger wurde, auch auf Surrogate greifen und so kauften wir insbesondere gegen 40 Waggons Braugerste auf, ein An- kauf, der sich später dadurch sehr vorteilhaft erwies, daß er uns ermög- lichte, auch in den schlechtesten Zeiten der Bevölkerung nicht zuzumuten, Brot mit mehr als höchstens 30o/o Mais zu genießen. Es gelang auch, uns Kartoffelmehl zu verschaffen, so daß wir verhältnismäßig gut mit Mehl versorgt waren; einen Beweis dieser Tatsache gab die Qualität des erzeugten Brotes, welches weit besser war als in anderen Gebieten, ein weiterer Beweis war, daß sich andere Gemeinden an uns um Aus- Hilfe wandten. Dadurch war es auch möglich, die Bäckereibetriebe zu be- friedigen, so daß nicht eine einzige Betriebseinstellung erfolgte. Wir dürfen aber auch unseren wackeren Bäckern die Anerkennung nicht versagen, daß sie sich in die oft recht schwierigen Verhältnisse recht gut hineingefunden haben und uns wirklich möglichst gute Erzeugnisse boten. Jnsolge unserer großen Ankäufe an Weizenmehl war es möglich, den Preis gegenüber jenen in anderen Orten verhältnismäßig billiger zu stellen, indem wir an die Zwischenhändler durchgehends das ganze Jahr das Nuller - Weizenmehl mit 70 35 Ii per kg und mit der Ver- psichtnng abgaben, dasselbe mit höchstens 78 Ii an die Bevölkerung weiter zu verkaufen. Ferner konnten wir hiedurch das ganze Jahr insbesondere die zahlreichen Krankenanstalten in unserer Stadt mit tadellosem Weizen- mehl versorgen und haben sogar heute noch einen kleinen Vorrat aus der vorjährigen Ernte. Freilich hätten unsere Vorräte allein nicht hingereicht, wenn uns nicht auch in so dankenswerter Weise die Bezirkshauptmann- schast Linz-Land zur Seite gestanden wäre; als bei uns die Vorräte knapp l*