II 221 WM auf Dir lirlhiiip i>c; rrUcn Kriegsjafte; in der ianiifsIjüiiplMl iinj. Ein Bericht, erstattet von Bürgermeister Dr. Dinghvfer in der Gemeinderatssitzung am 1. September 1915. Mehr als ein Jahr des größten aller Kriege ist vorüber. Die höchste Anspannung, die ein Krieg sowohl in militärischer als auch in finanzieller Beziehung von einem Volke seit der Zeit der Staatenbildung verlangt, hat sich in einer früher nie geahnten Weise gezeigt. Niemand hätte auch noch vor wenigen Jahren es für möglich gehalten, für längere Zeit Millionen von Kämpfern einander gegenüber zu stellen, Milliarden von Werten, die zur Kriegführung sich als notwendig erweisen, ohne besondere Schwierig- leiten aufzubringen. Aber auch in wirtschaftlicher Richtung zeigt sich der jetzige Krieg als der größte Umstürzer und stellt in seiner ungeheuren Intensität an die Gesamtbevölkerung, an jeden Einzelnen, an die Staats- Wirtschaft die größten Anforderungen. Und was eine besondere Verschär- fung der allgemeinen Lage herbeigeführt hat, ist seine ungeheure Aus- dehuuug, eine Ausdehnung, die nicht bloß ganz Enropa, sondern auch mehr oder minder alle übrigen Weltteile berührt. Dadurch ist die Siche- rung der Ernährung der Bevölkerung elementar in den Vordergrund getreten und hat uns alle zwingend zu Mitkämpfern gemacht. Daß der Weltkrieg, hervorgerufen durch Raubgier und Haß unserer Nachbarn, mit dem Ziele der Zertrümmerung der Donaumonarchie und des türki- schen Reiches und der Zerreißung, dauernden Schwächung und Erniedri¬ gung des Deutschen Reiches unvermeidlich geworden, war allen, die sich mit der äußeren Politik etwas näher befaßten, klar; niemand aber konnte sich ausdenken, wie der gewaltige Zusammenprall der Heere insbesondere in seinen innerstaatlichen Wirkungen sich ausleben werde. Für uns als Verwalter eines größeren Bevölkerungsgebietes war wohl die naheliegendste Frage die Sorge um die Ernährung der Bevölke- rung. Unter dem Eindrucke der Balkanwirren, insbesondere der Ergeb- nisse des Bukarester Friedens, die keineswegs eine vollständige Reinigung und Ordnung der Balkanverhältnisse gebracht haben, ferner beeinflußt durch Erwägungen über die unsicheren Zustände der Mißgeburt Albanien, alles Vorläufer des kommenden Weltkrieges, sah ich mich bereits am 26. November 1913, also vor Kriegsausbruch, veranlaßt, die Frage der OÖLB LINZ +X021312807