XI Vorwort Schon vor Beendigung- des Weltkrieges wurde es jedem, der die Äußerungen der öffentlichen Meinung in den uns feindlichen und in den neutralen Ländern zu beobachten Gelegenheit hatte, er schreckend klar, daß Deutschland im Falle seines Unterliegens von der Gegenseite mit der Schuld an der Herbeiführung des Welt krieges belastet werden würde. Die überaus lange Dauer der so verlustreichen Kriegshandlungen hatte überall einen Haß erzeugt, der sich, wenn einmal die Waffen schwiegen, mit aller Wahrschein lichkeit hauptsächlich gegen den Unterlegenen kehren mußte. So erlebte denn Deutschland im Vertrage von Versailles nicht nur seine Verstümmelung und Wehrlosmachung: nein, es mußte sogar den sogenannten Friedensvertrag und damit die Behauptung der Entente mit seiner Unterschrift decken, daß Deutschland mit seinen Verbündeten als Urheber für alle aus dem Weltkriege ent standenen Schäden zu haften habe. Gegen diese ungerechte Feststellung, die nur dazu führen konnte, Deutschlands Ansehen vor aller Welt herabzusetzen, haben wir uns mit allen Kräften gewehrt. Eine gewaltige Literatur ist entstanden; allen voran hat die deutsche Regierung den Geheim inhalt der Archive des Auswärtigen Amtes veröffentlichen lassen und damit einen Schritt getan, der sich schon jetzt in der ganzen Kulturwelt auszuwirken beginnt. Unübersehbar groß ist die Masse der von der deutschen Regie rung, aber auch von anderen Stellen und Persönlichkeiten des In- und Auslandes bis auf den heutigen Tag veröffentlichten Dokumente und sonstigen Schriftstücke. Um so dringender ertönt daher die Forderung aller an der Aufhellung der Kriegsschuldfrage beteiligten Persönlichkeiten und Verbände, ihnen eine Zusammenfassung zur Verfügung zu stellen, die den Gang der Dinge von der Begründung des Deutschen Kaiserreiches bis zum Ausbruche des Weltkrieges in leicht faßlicher und doch dokumentarisch begründeter Form schildert. Den Versuch einer solchen Zusammenfassung lege ich in diesem Buche vor, das ich den „Weltkrieg der Dokumente“ nennen möchte. Diese Bezeichnung scheint mir begründet, da wir Deut schen noch heute einen wahren Weltkrieg gegen die Ungeheuerlich keiten des Vertrages von Versailles auszufechten genötigt sind,