großer Völkerkreise einzusammeln beschieden war und sie ge¬ rettet hat? Ein solches Kleinod der Erdbildung von so ergrei¬ fender Klarheit der Umgrenzung, wie ein von steilen Wänden umrahmter Bergsee, erweckt geradezu das Bedürfnis nach Niederlassung und bietet nicht minder freundlich die Mittel zu dessen Befriedigung an. Wundern wir uns nicht, daß hier der ruhende Spiegel der Menschheit sich streckt und dehnt in so farbenreicher Pracht. Eine bösartige Geschichtsauffassung hat die Lüge in die Welt gesetzt, das Reich sei aus den Mitgiften reicher Erbprin- zessinnen zusammengestellt und verdanke sein Dasein dem Kunst¬ griffe imperialistischer Spekulationen. Aber davon, daß die auf dem Boden der Monarchie durcheinander gewürfelten Völker durch die konzentrische Abdachung der von ihnen be¬ wohnten Länder gegen die Mitte in ein enges Netz persönlicher Beziehungen gebettet sind und von den umliegenden völkischen Zusammenhängen losgelöst, in einem Brennraum gesammelter Schwerkraft gestellt sind, spricht man nicht. And gerade von dieser Seite aus hat sich der Werdegang der Monarchie durch- gefochten. Indem die abgebröckelten Teile einander sich befehdender Völkerfamilien den Bedarf ihres Daseins an Ruhe und Sicher¬ heit in jenen nach innen gekehrten und durch die grandiose Umwallung undurchdringlicher Gebirgsketten abgesperrten Landschaften suchten und fanden, traten sie ahnungslos in einen Kreis zusammenstimmender Interessen, in welchem jedem die Kunde von dem Dasein des anderen näher zu gehen begann, als die hinter Bergen und Wäldern zurücktretende Umwelt. Sie alle strebten, wie jedes Naturvolk, nach Gestaltungen nationalen Ilmsanges, aber auf einem Boden mit vorgezeich¬ netem Umrisse, den keines für sich allein zu füllen vermochte, dessen umschließende Form aber anzunehmen war, wenn die geplanten staatlichen Errichtungen den Zwecken eines geord¬ neten öffentlichen Lebens entsprechen sollten. So wuchs ihr politisch-geographischer Gesichtskreis über den gegebenen Schau¬ platz innerer Wechselwirkungen hin, lockerte den Zusammenhang mit der Außenwelt, gewöhnte den Blick an das vertraut ge¬ wordene Bild eines unharmonischen Zusammenklangs der Sprachen und verwies ihn auf das eng verkettete Ganze als Grundlage eines wohnlichen Gesamtdaseins. Die Völker der Monarchie genießen eben aus dem Stegreif, was sich die Deutschen im Reiche, was sich die Polen, ebenso Völker der 25