Herrohm nahm dem Handwerksburschen die Beichte ab. Dann sprach der Priester die Gebete, und der fremde Bote antwortete, wie es sonst des Mesners Amt ist. Dann empfing der Sterbende die erlösende Weg zehrung. Der Priester überlegte eine Weile — während der Sterbende die Danksagung betete —, wie es möglich sei, den Schwer kranken in das Krankenhaus zu schaffen, da rief ein heiseres Röcheln ihn an das Lager. Der Mann in seinen Lumpen hob sich auf und hauchte: „Herr Pfarrer, wer rief Euch?" „Der Bote, den Ihr sandtet." „Ich sandte Euch keinen Boten; seit gestern liege ich mutterseelenallein." Das Staunen mehrte sich, denn Sterbende pflegen die Wahrheit zu reden. „Wartet, ich rufe Euren Boten." Der Priester sah vor den Schuppen. Das Wunder einer tiefblauen Nacht nahm ihn auf. Ein leiser Wind ging sanft, weder Sturm noch Regen ging nieder, aber der Fremde war nicht zu sehen. Der Priester Gib dem, Bon Susi o viel einen schönen und lustigen Ehren tag haben sie gehabt, der Hofbauern sohn und seine Braut, die reiche Müllner- sefferl aus dem Nachbardorf. Schier alles war auf den Beinen, um ins „Hochzeit- schauen" zu gehen und der Wirt, bei dem die Hochzeit ausgerichtet ist worden, hat sich den Tag rot angestrichen in seinem Kalender. Die Gäste haben „schwär viel 'gessen und schwär viel 'trunken" und getanzt ist worden, daß es nur so gestaubt hat. „Heut ist's recht", hat der alte Pfarrer gemeint, „so viel saubere Dirndln auf einmal hab' ich in der Kirchen nie zu sehen kriegt. Heut sind's doch alle beieinander." Der geistliche Herr hat sich geirrt. Eins hat gefehlt, 's Lenerl vom Einödhof. Der Einödhof ist das kleine, einschichtige Bauern haus, das sich hoch über dem Dorf auf einem Waldberg angesiedelt hat, als wollte es mit den Gehöften im Tal ein- für allemal keine -Nachbarschaft haben, 's Lenerl ist an griff an sein Haupt; träumte er denn heili gen Spuk? — In dem Schuppen öffneten sich dem Sterbenden die letzten, Rätsel menschlicher Trübsal und göttlicher Gnade; der Sterbende ahnte wohl, wer der Bote gewesen war. Jedoch sein Wissen ertrank im Strom überirdischen Lichts. Lächelnd verschied er. Der Priester starrte in das glanzverklärte Gesicht des Toten und wußte: „Ich will meinen Engel vor dich hersenden, daß dein Fuß nicht an einen Stein stoße!" Als er allein durch die Mondnacht schritt, war es ihm, als gingen seine Füße über siloerweiße Blnmen. Wunder über Wunder, statt Rätsel und Dunkelheit, umschwebten ihn. Daheim erzählte der alte Herrohm seinem Küster dies Erlebnis. Dann legte er sich schlafen und stand nicht mehr auf. Der dunkle Bote war wohl auch sein Bote gewesen. Ja, mitten im Leben sind wir von Tod und Gnade umgeben! — r dich bittet! Wallner. dem Ehrentag des Hofbauernsohnes mit verstörtem Gesicht und rotgeränderten Au gen im Hause herumgegangen. „Sakrament", hat der Einödbauer ge wettert und mit der Faust auf den Tisch geschlagen, „was trettelst denn alleweil umeinander, wie a tragete Katz? Hab' i dir's nit eh oft gnua gsagt, trau ihm nit, dem batzigen Knotzn von druntn, wenn er auch um di umschleicht, wie noch ein mal ein Fuchs um ein' Taubenkobel. Aber du hast ja allemal tan, als wenn dein Kopf eh so viel fest stund, daß er durchaus net zum v erdrahn wär... Krutzimutzi, mit enk Weiberleut kennt sich der Teufel aus...!" Der Einödbauer ist auf sein Lenerl eigentlich gar nicht so bös, wie er sich anstellt. Sein Zorn gilt weitaus mehr dem „batzigen Knotzn", dem zur Liebschaft eine Arme und zum Freien eine Reiche getaugt hat. Mit ihm selber aber kann er nicht anbinden; gleichwohl muß er sich „die