II. Jahre sind vergangen. Auf dem Stuhl Petri saß Pius IX. Eines Tages erinnerte er sich des revolutionären Cajetano. Denn er, Pius IX., war jener junge, einfache Priester gewesen, der vor 24 Jahren für Cajetano bei seinem dritten Vorgänger, Pius VII., um Gnade Fürsprache im Va tikan einlegte und erhielt. Er fragte: „Lebt dieser Cajetano noch? Ist er noch in der Engelsburg?" Er beschrieb den Betreffenden geben, worin ein schlichter Priester um eine Unterredung mit Cajetano bat. Die Erlaub nis ward gegeben, die Bemerkung jedoch beigefügt, daß der Besuch nicht lange dauern dürfe; eine halbe Stunde sei das Höchste, was der Gouverneur gewähren könne. Der Priester tritt in das dumpfe Gemach ein. „Wer sind Euer Hochwürden?" frägt Cajetano. „Ich bin ein Priester, und soll Ihnen Nachricht geben von Ihrer Frau." Ehrenkanonikus Johann Strobl feierte am 20. Jnli 1924 fein gold. Priesterjnbiläum. Aufnahme von der Feldmesse beim Landarbeiter-Fest in Gleink. (Phot. Kränzler, St. Georgen a. d. Gusen.) näher. Beide Fragen wurden mit Ja be antwortet. Zugleich wurde Seiner Heilig keit mitgeteilt, Cajetano befinde sich in einem unterirdischen Verließ. „Ich will ihn sehen", sagte Pins IX. Er ließ dessen Gattin ausforschen und selbe auf die Befreiung ihres Mannes in -aller Stille vorbereiten. Dann begab sich der Papst, eines Tages, äußerlich ganz ineognito als einfacher Priester gekleidet, in das Castell Sant Angela. Dem Befehlshaber des Staatsgefängnisses ließ er ein Billett über- „Wie? was? lebt sie noch? und wie geht's ihr? und wie geht's ihrem und mei nem Kinde?" (Die Frau hatte Cajetano nie besuchen dürfen.) „Ich kann Ihre Fragen zu Ihrer Zu friedenheit beantworten. Ihre Frau erwirbt durch ihren Fleiß in weiblichen Handarbeiten mehr als hinlänglich ihr tägliches Brot. Und Ihr Sohn ist ein tüchtiger, solider und viel begehrter Handwerker. Uebrigens ist duräi einen hohen, ungenannt sein wollendenWoh'l- täter für die Zukunft beider gesorgt."