43 „Wozu hätte ich denn meine Meligion?" Eine Lebenserinnerung von ?. Abel 8. J. ei Gelegenheit einer Reise nach Ungarn 1873 wurde ich in Oedenburg mit einen: Baron Grimmenstein bekannt. Derselbe war in seiner Jugend — er stammte aus Mittel deutschland — Husarenoffizier in der preußi schen Armee. Im Laufe der Unterhaltung merkte ich, daß Baron Grimmenstein Kon vertit sei und bat ihn, mir die Veranlassung zu seiner Konversion mitzuteilen. lich ließ ich das schnellste meiner Pferde satteln und ritt in fast beständigem Galopp nach Johannesberg, um der von so schwerem Verlust betroffenen Familie wenn nicht be hilflich zu sein, so doch mein tiefstes, auf richtigstes Beileid aussprechen zu können. Die Gräfin mußte mich auf der Straße dahersprengend gesehen haben, denn sie kam mir schon im Schloßhof entgegen. Heimats-Bilderbuch: Unsere Habernheuer. ' „O gewiß, sehr gerne", begann der Baron. „Ich war mit meinem Regiment zur Zeit in Bonn am Rhein und wurde von dort aus sehr befreundet mit der durch und durch katholischen gräflichen Familie Metternich zur Kracht auf dem nahen herr lichen Schloß Johannesberg am Rhein. Es verging kaum eine Woche, wo ich nicht da selbst zu Gast geladen war. Da verbreitete sich eines Tages in Bonn die Nachricht, auf Schloß Johannesberg sei eben heute der einzige Sohn der gräflichen Familie, ein kerngesunder, hoffnungsvoller Jüngling von 17 Jahren nach kaum 36stündiger Krankheit vom Tod dahingerafft worden. Unverzüg- Sie war wohl tieftraurig, jedoch freundlich wie immer. „Aber Frau Gräfin", sagte ich ganz be troffen, „wie können Sie bei einem so furcht baren Schlage so ruhig sein?" Wissen Hoch würden, was mir die Gräfin erwiderte? „Herr Baron, wozu hätte ich denn, meine Religion?" Dieses kurze Wort wurde der Markstein für mein Leben. Ich war da mals ein leichtlebiger Offizier und hatte mich um Religion eigentlich gar nicht ge kümmert. Der erste Schritt war für mich, von nun an wenigstens den protestantischen Gottesdienst hie und da zu besuchen. Aber je religiöser ich wurde, desto mehr fühlte