Mer den Myramiden in Kairo aufrichtiges Dirndl. Eine Heiratsgeschichte von Reimmichs. (Nachdruckverboten.) Der Enzengruber vom Tal war der größte Bauer im Nelgau. Er besaß zwei Häuser, drei Höfe, schönes Vieh, Massen Geld uud — kein Weib. Für ein braves, treues und aufrichtiges Weib hätte er aber gern seinen besten Hof eingetauscht. Es schienen ihm jedoch die treuen, aufrichtigen Herzen in diesem Zeitalter sehr dünn auf gegangen zu sein; denn mehrmals hatte er schon die Erfahrung gemacht, daß ein Mädchen ihm Liebe und Treue geschworen, allein damit nicht feine Person, sondern die reichen Höfe und die vollen Geldbeutel gemeint hatte. Ans derlei Ursachen war er bis heute im Jünglingsbunde verblieben; er stellte aber trotz seiner vierzig Jahre twch immer einen propren, netten Mann vor. Nun hatte ihm wieder einmal ein Mädchen in die Augen gestochen; das war ein flinkes, knolliges Ding, recht hübsch und arbeitsam, doch etwas still und schüch tern, schaute ganz unbefangen in die Welt hinaus und gehörte dem Stelzenhofer vom Berg. — Dem Stelzenhofer sangen keine Paradiesvögel um die Hütte. Er schund und rackerte auf seinem mageren Höflein jahraus/ jahrein, trotzdem konnte er sich mit dem Weib und seinen acht Kin dern nicht fett essen und die Schulden wuchsen ihm. über den Kopf zusammen. Sein schreckbarster Gläubiger war aber just der Enzengruber vom Tal. Dem schuldete er tausend Gulden und zu Lichtmessen wurden drei Zjnse fällig, die er um so weniger aufbrachte, als zu Neujahr der letzte Fünfer in des Schneiders Sack ge wandert war. Mit Grauen hatte der Stelzenhofer die Be obachtung gemacht, daß er in jüngster Zeit auf allen Wegeu vom Enzengruber verfolgt wurde. Auf der Kirchgasse, beim Tagwerk, auf dem Marktplatze, überall schlich ihn) dieser nach, offenbar in der Ab sicht, ihn zu drängen, daß er endlich mit den Zinsen ernst mache und ihm allenfalls ein Stücklein Vieh abzu zwacken. Bis jetzt war es dem alten Schuldenzappler immer noch gelungen, seinen: Bedränger fein zu ent schlüpfen und so weit an ihm vorbeizu kommen, daß er nicht Rede stehen nrußte. Aber der Enzengruber wußte seine schlaue sten Ausreißer zu finden. Eines Nachmittags zu Ende Jänner saß der Stelzenhofer mit Nandl, seiner ältesten Tochter, allein in der Wohnstube. Die anderen Kinder waren teils in der Schule, teils im Holz und die Mutter leistete bei einer Nachbarin Aushilfe. Während die Nandl spann, schaute der Vater etwas ge langweilt zum- Fenster hinaus. Plötzlich schrie er laut auf: „Himmelstern, jetzt geht's gefehlt. Da kommt der Enzengruber schnür-