(127) einhält, höchstens dass das Diner manchmal etwas hinausgeschoben wird, was ihm aber selbst immer Unbehagen bereitet. Hansens Programm der Tagesordnung hat nur zwei Nummern: Trillern und Naschen, und er befindet sich dabei sehr wohl, trotzdem er schon etwas verlebt aussieht. Auch in Zeiten der Gefahr ist Muckl groß; zaghaft und kopflos dagegen der flatterhafte Sänger. Beiden lebt noch frisch im Gedächtnis jener unvergessliche, schreck liche Tag, da der Feind sich wider sie erhob und der Tod in furchtbarer Nähe dräute. Es war gegen Abend, als plötzlich auf einem dem Fenster und dem Hause der Sänger nahen Balköne die große, graue Hauskatze erschien, und sich die Schnauze leckend, hin überschielte auf die Beiden. Hans raste eben singend in seinem Gemache herum und ahnte nicht die drohende Gefahr. Der bedächtige Muckl dagegen hatte sofort den grimmen Feind bemerkt und verständigte durch einen Nothruf seinen Nachbar im oberen Stock, der nun aus seinen sanften Tönen in ein entsetzliches Geschrei verfiel und rath- und kopflos hin- und herrannte, während unten Muckl sich mit Würde zum Tode vorbereitete. Vorerst besah er seine Fänge, mit einem Blicke auf den wohlgerüsteten Feind jedoch erkannte er, dass Widerstand vergeblich sein werde. So beschloss er denn unverzagt zu sterben, wie er gelebt, nahm seine Denker stellung auf den Sprossen ein und sonder Furcht und Zagen erwartete er den Angriff des Feindes. Doch dazu kam es aber nicht. Hansens disharmonische Töne und Sprünge verständigten mich von der Gefahr und ich that als Hausherr meine Pflicht, von meinen Parteien jedwede Fährlichkeit ab zuwenden, und sorgte, dass nie mehr ihr friedliches Leben in so aufregender Weise unterbrochen und gestört werde. Ein warmer Lobgesang aus Hansens Brust und ein dankbarer Blick Muckl's waren mein Lohn. In Hans brach bald die alte Fröhlichkeit wieder durch, Muckl aber ist seit jener Stunde noch ernster geworden und scheint mir jetzt zum Pessimismus hinzu neigen. Obwohl ihm Hans die schönsten Weisen singt, bleibt er kühl, jene Stunde hat ihm den Rest romantischer Anwandlung, der noch in ihm war, wie ein Reif ver sengt. Würdig verzehrt er seine Mehl würmer und trinkt sein Wasser, allem anderem gegenüber stellt er sich aus den Standpunkt der reinen Negation. Und doch wurde ihm an seiner Wiege ein ander' Lied gesungen. Als ich ihn ins Quartier bekam, da hieß es, nie sei eines Sängers Stimme so voll und schön ertönt, wie die Muckl's. Ich wartete einige Tage und freute mich auf den Kunstgenuss, doch Muckl schwieg. Er war kein Sänger, dafür lernte ich in ihm den Denker und Philosophen kennen, und so wohnt er zusammen mit Hans, dem Sänger, die Prosa mit der Poesie. Floridus Blümlinger ist geboren am 1. November 1862 im Dorfe Wilhelming, Pfarre Utzenaich, als Sohn eines Zimmermannes, der sich durch Geschicklichkeit zum Verfertiger landwirt schaftlicher Maschinen vervollkommte. Floridus war der älteste von vier Brüdern. Er besuchte die Volksschule in St. Lambrechten, dann von 1875 bis 1883 das Staatsgymnasium in Linz, trat im August 1883 im Stifte Reichersberg ins Noviziat und absolvierte im Stifte Sauet Florian 1884 bis 1888 die theologischen Stu dien. Vom 1. Juni 1889 bis 18. August 1890 wirkte Blümlinger als Cooperatvr in St. Lam brechten, wo er einst die Schule besucht hatte. Seit 1890 weilte er im Stifte. Wir bringen den Lesern die Abbildung des Dorfes St. Lambrechten, wo unser Floridus die Anregung zu den meisten „Gschichtln" cmpfieng und wo auch die meisten derselben entstanden sind. lltllftili fsriu