(95) eber Leser unseres Kalen ders ist, so dürfen wir sicher annehmen, auch ein Freund und Gönner des neuen ^ Domes und erwartet vom Kalendermanne, dass er ihm wieder etwas vomFo rtschritte des Dombaues erzähle. Gott lob ist auch im Jahre 1893 kein Stillstand im Geben eingetreten und daher auch kein solcher im Bauen. Im Jahre 1893 hat der Thurm die respectable Höhe von 142 Fuß erreicht und es fehlen nur mehr fünf Schich ten zur Vollendung des dritten Stockwerkes. Im ver flossenen Jahre wurden. 18 Schichten, deren Höhe 28 Fuß beträgt, zur Ausführung gebracht, darunter die schwierigsten, nämlich die gewaltigen Fenster schlussbogen. Die fehlenden fünf Schichten, von denen die letzte wieder aus Granit besteht und für die dritte Gallerie dient, werden also, da sie einfacher sind, im Jahre 1894 bald vollendet, so dass in diesem Jahre auch noch nach Aussetzung eines neuen Gerüstes die Hälfte des vierten Stockwerkes fertig gestellt werden kann. Bei dieser Etage, die im Achteck gebaut wird, verjüngt sich bereits der Thurm und sind keine Zwischenfüllungen mit Bruchsteinen und Ziegeln mehr nöthig. Während der äußere Durchmesser der dritten Etage noch 14'68 Meter betrug, hat das vierte Stock werk einen solchen von 12-92 Meter. Der innere Durch messer bleibt sich noch bei beiden Etagen mit 10-12 Meter gleich. Hieraus ist auch ersichtlich, dass bei der vierten Etage viel weniger Materiale erforderlich ist und dass die Vollendung derselben im Jahre 1895 ganz leicht möglich ist. In diesem Stockwerke kommt das große Geläute aufzustellen und ist es nothwendig, dass be reits im nächsten Jahre die eisernen Endstützen des Glockenstuhles, für den Meister Statz schon die Zeich nung gemacht hat, in das Gestein eingefügt werden. Nach der vierten Etage bekommt der Thurm in der kunstvollen Steingallerie gewissermaßen seine erste Krone, dann verjüngt er sich im Thurmhelme in immer rascherem Tempo, so dass wohl noch in diesem Jahrhundert die Kreuzrose den einzig schönen Bau zum würdigen Abschlüsse bringt. Mit Freude nimmt jeder, der in Linz wohnt oder nach Linz kommt, den Fortschritt des Baues wahr und was die Hauptsache für das stete Fortschreiten ist — greift in den Sack und spendet wieder gerne seinen Beitrag, der ihm gewiss nur Segen bringt. Auch im Innern des fertigen Domes ist kein Stillstand und gibt es alljährlich etwas neues zu sehen. So wurde im Jahre 1893 der Aufbau des St. Joseph- und St. Johannes-Altares vollendet. Bei letzterem sind auch die sechs kleinen Mosaikbilder ein gefügt, bei ersterem wird dies im Laufe des Jahres 1894 geschehen. Sie sind bereits in Arbeit und was gewiss recht erfreulich ist, es sind die Kosten durch Wohlthäter gedeckt. Ein solches Bild, den Erzvater- Abraham darstellend, widmete die auf Schloss Ort weilende Großherzogin von Toskana anlässlich des 25jährigen Priester-Jubiläums unseres Hochwürdigsten Herrn Bischofes. Aus Anlass desselben Jubiläums wurden auch die Kosten für ein großes Mosaikfenster beim St. Salesius- Altare aufgebracht und wird dieses Fenster im Jahre 1894 zur Aufstellung kommen. Der nächstjährige Kalender wird ein Abbild und die Beschreibung dieses Fensters erhalten. Die Besucher des neuen Domes werden weiter in der Kapelle der Königin der Apostel am heil. Geist-Altare zwei Tafeln mit Reliefbildern, die 12 Apostel darstellend, bemerkt haben, dieselben sind von der Meisterhand Gaßners und anerkannte Kunstwerke. Wenn unsere beim Dombau beschäftigten Kunststeinmetze nicht mehr mit den Ziersteinen am Thurme beschäftigt sind, werden sie das Gehäuse für den heil. Geist-Altar in Angriff nehmen, so dass dann auch dieser Altar fertiggestellt wird. Für den Altar der schmerzhaften Mnttergottes ans der gegenüberliegenden Seite haben sich noch keine Wohlthäter für die beiden analogen Reliefbilder ge funden. Doch wird die Schmerzens-Mutter gewiss nicht allzulange allein auf dem Altare thronen. Für die weitere Ausbildung des Hochaltares, namentlich den Uebergang vom Kreuze zu dem Marmorsockel und die Leuchter-Stellagen, endlich für den Baldachin gehen die definitiven Detail-Zeichnungen ihrem Ab schlüsse entgegen. Im Jahre 1893 hat der Hoch würdigste Herr Bischof zum. erstenmale das heil. Sacrament der Priesterweihe im neuen Dom in feier licher Weise gespendet. Die Größe des Chorumganges ermöglichte es, dass diesem schönen und rührenden Acte sehr viele beiwohnen und das erstemal vielleicht die erhebenden Ceremonien beobachten konnten. Hiebei stellte sich heraus, dass das Podium vor dem Hoch altäre für solche Functionen zu klein sei, welchem Uebelstande durch eine Holztribnne abgeholfen wurde. Im Jahre 1894 wird nun das gegenwärtige Podium mit dem schönen Marmorboden entsprechend verlängert und überhaupt die ganze Choranlage geregelt werden. Ans allen diesen gegenwärtigen und den Zuknnsts- plänen, deren Ausführung selbstverständlich Geld kostet, möge der Leser entnehmen, dass man darauf gerechnet hat, er werde auch fernerhin ein werkthätiges Mitglied des Dombauvereines oder ein Wohlthäter desselben — auch für den Todesfall — bleiben mit der Devise: Der Mnttcr meines Herrn Geb' ich vom Herzen gern!