(93) Wovon leben aber alle diese Niederlassungen und die 460 Brüder bei denselben? Außer einigen speciellen Gaben und Almosen von den Geldern, die für die Wächter des heiligen Grabes, für das heilige Grab alljährlich gesammelt werden. Diese müssen sie der Propaganda in Rom genau verrechnen und empfangen sie auch von dorther. Alle die schönen Kirchen, Hospize, Sanctuarien, die die Frauciscaner erbaut haben, stammen größtentheils von diesen Spenden zum heiligen Grabe. Haben sie einigen Ueberschuss, so sind sie be strebt, wieder einen neuen, durch eine That oder Auf enthalt des Erlösers geheiligten Ort zu erwerben und eine Andachtsstätte zu er richten. Aber noch mehr. Als in ruhiger gewordenen Zeiten auch die Anglikaner, Protestanten, Templer und so viele andere Secten in das heilige Land kamen, um dort zu „forschen" und Menschen zu „fischen", als die Griechen und Russen neue großartige Institute in Palästina, namentlich in Jerusalem errichteten und die Juden ungemein an Zahl wuchsen, glaubte der heilige Stuhl, dass die Kräfte der Frauciscaner, die bisher allein im heiligen Lande wirkten, nicht mehr ausreichen und gestattete auch anderen Orden, dass sie in Palästina ihre Wirk samkeit entfalten, so den Priestern vom Berge Sion, den Dominicanern und anderen Orden. Ebenso richtete der heilige Stuhl das lateinische Patriarchat in Jerusalem wieder auf mit Weltpriestern für ständige Seelsorge und be stellte einen solchen in Ale xandrien für Egypten. Diese Patriarchate sind ganz oder theilweise dotiert aus den Spenden für das hl. Grab. Einige Daten aus dem General-Prospecte der Wache (Custodie) des heiligen Landes mögen die Verwendung der Gaben noch mehr ersichtlich machen. Für das Patriarchat in Jerusalem jährlich 37.634 Frks., für den Patriarchen in Egypten 2688 Frks., für die Tertiarschwestern 0. 8. 10'. 3000 Frks., für die Schulbrüder in Jerusalem 1000 Frks. für die Er haltung des Cultus, Restaurierung der Kirchen durch schnittlich 130.000 Frks. Almosen für die armen Christen der terra sancta in Geld, Kleidern, Ess waren, Medicinen, Wohnungen, 180.000 Frks., für die armen Pilger 10.000Frks., für Schulen 90.000Frks. n. s. w. Auch die Angestellten des österreichisch-un garischen Hospizes erhalten ihre Bezüge aus den Opfer geldern zum hl. Grabe infolge eigener Anordnung der Propaganda, beziehungsweise des hl. Stuhles. Die Auszahlung geschieht durch den Wächter des heiligen Landes, den Guardian vom Berge Sion. Also die jährlichen Bedürfnisse, die durch die Opfergelder „zum hl. Grabe" gedeckt werden sollen, sind groß und es hat daher der jetzige hl. Vater laut Breve „Salvatoris ac Domine“ vom 26. December 1887 eine jährliche Sammlung für das hl. Grab, die bei uns schon lange besteht, angeordnet. Je ergiebiger sie ausfüllt, desto mehr kann für das heilige Land und den Centralpunkt desselben: das hl. Grab, allwo durch die glorreiche Auferstehung des Erlösers unser Glaube seine volle Weihe und Bestätigung erhielt, geschehen. Das öst.-ung. Dofpi; in Jerusalem. Oesterreich hatte von altersher große Sympathien für das heil. Land. Zur Zeit der Kreuzzüge schlossen sich viele Oesterreicher den gewaltigen Heeresmassen an, oft unter Führung ihrer tapferen Herzoge. Später suchte man wenigstens durch Geldsammlungen deck von den Sarazenen so hart be drängten Lande zuhilfe zu kommen. Da kam wie ein lähmender Frost die josefi nische Aufklärungsperiode; im Jahre 1781 wurden die Sammlungen für das heilige Land verboten, das Generalcommissariat für dasselbe aufgehoben und über die für Palästina ge machten frommen Stiftungen zu anderen Zwecken verfügt. „Man schwelgte eben", so schrieb Cardinal Rauscher am 18. Jänner 1863 an die österreichischen Bischöfe, „in dem neuen Lichte, das man entdeckt zu haben glaubte. Infolge dieses Lichtes meinte man alles Kirchliche besser als die Kirche selbst zu verstehen und um das vernünftige (!) Christenthum zu fördern, wollte man alle frommen Uebungen, die von der katholischen Religion nicht schlechthin unzertrennlich find, als Aberglauben und Zeitverlust abschaffen. Das Wallfahrten stand ohnehin in größter Ungunst und dass man kein Geld ins Ausland dürfe gehen lassen, galt als unfehlbarer Satz der Staatsweisheit. Auf diese Weise blieb Oesterreichs Theilnahme für das heilige Land sechzig Jahre ohne allen öffentlichen und gemeinsamen Ausdruck und aus der Mitte von dreißig Millionen Katholiken gelangten nur vereinzelte Spenden und seltene Pilger zum heiligen Grabe." Anfangs der Vierziger-Jahre gieng ein Umschwung vor sich, und zwar vom Throne aus; die Samm lungen für das heilige Grab in Jerusalem wurden Die Kapelle des heiligen Grabes.