(129) Wenn auch die Zahl der speciell dem Welt-Clerns der Diöcese bereits angehangen Priester und Alumnen, wozu noch die vom Jahre 1892, acht Oktavaner des Knabenseminars, welche insgesammt in das theo logische Alumnat die Aufnahme erhielten, zu rechnen sind, den Priestermangel der Diöcese nicht zu decken vermag, so ist doch an der Hand des Schematismus der Geistlichkeit mit Freude zu ersehen, dass gar viele der wichtigsten Posten, namentlich des Lehr- und Seelsorgs-Clerus, zumal in den Städten der Divcese, mit den jungen und frischen Kräften gewesener Zöglinge des Seminars besetzt sind. Zur größten Ehre kann sich aber das Knaben seminar rechnen, dass der hochwürdigste Diöcesanbischof selbst durch alle acht Jahre dessen Zögling gewesen ist, sowie im fernen Nordamerika der neuerhobene Erzbischof von Milwaukee, Friedrich Katzer, auch sieben Jahre am Freinberg als Zögling zubrachte und demselben immer noch in lebhaftester Dankbarkeit anhänglich ist, Stunden gemeinsamer Uebung den Einzelnen im geist- lichen Leben und wissenschaftlichen Studien nachzuhelfen, nebst der Tendenz der, übrigens durch den öffentlichen Lehrplan der Gymnasien bestimmten Vorträge, mit dem wissenschaftlichen Interesse auch das geistliche zu vereinigen und so gegenseitig zu verstärken, dass all' diese Punkte bedeutsame Factoren sind, welche sich nicht so leicht anderswo derartig vereint finden, wie denn überhaupt den Statuten der Erziehung im Knaben seminar die Bestimmungen des Concils von Trient zugrunde gelegt sind. Das bischöfl. Stuöenten-Lonvict in Din;. (Haiderhof.) DIenn Du, lieber Leser, je einmal in den zwei ^letzten Jahren durch die Stadt Linz gewandert, an der Kapuzinerkirche vorbei, den Freinberg hinan ge- Collegim» der Gesellschaft Jesu und bischöfliches Km,be>r-Semi»»ar. wie sein letzter Besuch daselbst im Jahre 1889, als Bischof von Greenbay, wiederum bestätigt hat. Auch die hochwst. Herren Prälaten von Lambach und Wilhering waren Zöglinge des Knabenseminars. Die Professoren der bischöflichen Diöcesan-Lehranstalt waren, mit Ausnahme von einem, Zöglinge des Knabenseminars und in Linz-Urfahr wirken überhaupt gemäß dem Schematismus vom Jahre 1892 26 Welt- und 6 Ordens-Priester, welche am Freinberg studiert hatten, bereits in den verschiedensten Aemtern. Jeder, welcher in den Plan der Erziehung und des Unterrichtes am Freinberg nähere Einsicht ge nommen, wird auch bestätigen, dass die in den Uebungen der Frömmigkeit und der Wissenschaft genau geregelte Zeit, die jährlichen geistlichen Exercitien, die beiden marianischen Eongregationen, der oftmalige Empfang der heiligen Sacramente und das innige Mitleben mit den kirchlichen Festlichkeiten, andererseits die Abgeschlossenheit von schädlichen Einflüssen in Um gang oder Lectüre, die den Beruf verweltlichen könnten, dagegen der Verkehr mit lauter geistlichen Erziehern und Lehrern, deren tägliche Sorgfalt, auch außer den stiegen bist, dann wirst Du Dich wohl verwundert haben über das schöne Haus, das mitten am Berge so freundlich zwischen einem kleinen Wald von Obst bäumen durchblinkt. Vielleicht hast's Dir nicht recht erklären können, was damit anzufangen sei. Jst's eine Villa, ist's ein nobler Meier(Bauern)hof — Du kannst es nicht herausbringen. Bald aber wirst Du, wenn's nicht gerade Ferien sind, viele größere und kleinere Studenten im Garten sich tummeln sehen — jetzt hast Du's heraus — es ist eine Anstalt für Studenten, ein Studenten-Convict, das von unserem Hochwürdigsten Bischöfe Franz Maria im Jahre i890 gegründete bischöfliche Studenten-Convict am Haiderhof. Ja, fragst Du vielleicht, was soll's mit diesem Convicte denn eigentlich sein? Die Antwort hierauf soll eine kleine Geschichte dieser Anstalt enthalten. Dass der Priestermangel in der Diöcese Linz seinerzeit ein ungemein großer gewesen und auch jetzt noch eines der Hauptkümmernisse unseres Hochwürdigsten Oberhirten bildet, wirst Du, lieber Leser, wohl wissen. Ueberall ruft man nach Priestern, Gemeindevertretungen 9