Adicu, meine gute, liebe Schwester; wenn Sie diesen Brief nur erhalten! Denken Sie immer an mich; ich küsse Sie von ganzem Herzen, ebenso wie meine Kinder. Mein Gott! Wie schmerzlich, Sie für immer ver lassen zu müssen! Adieu! Adieu! ich will mich nur noch mit meinem ewigen Heile beschäftigen." In den hier ausgelassenen Stellen drückte die königliche Mutter die Hoffnung aus, dass ihre Kinder sich wieder einmal mit der Tante in Glück und Frieden Bett und Osiicier sich zu stellen. Doch der Unmensch stieß die Magd beiseite und drängte sich an die halb entkleidete Königin heran. Diese aber sagte mit großer Sanftmuth: „Mein Herr, im Namen der Ehrbarkeit gestatten Sie mir, das Hemd ohne Zeugen zu wechseln." „Was Ehrbarkeit", lachte der rohe Bengel, „mein Befehl lautet, alle Ihre Bewegungen scharf zu be wachen." Die Königin schwieg und vollendete ihre letzte Toilette. Vielleicht glaubten die ungerechten yuujici. uu me Möglichkeit, dass die Königin sich ein Leid anthun könne. Die Bösewichte hatten ja auch den König Ludwig XVI. in diesem Verdachte gehabt, diesem nach Verkündigung des Todesurtheiles beim Mahle weder Messer noch Gabel erlaubt. „Die Unglücklichen", rief der König aus, „welche Ansicht haben sie von mir. Sie wähnen wohl gar, ich sei so leichtsinnig, mir den Tod anzuthun? Wissen sie es denn nicht, dass es mir die Religion verbietet?" Der König hatte vergessen, dass die Revolutions männer die Religion abgeschafft hatten. Die Königin verlangte nach etwas Speise, wovon sie genoß; hierauf legte sie sich bekleidet auf ihr Bett und schlief ein, müde von den Anstrengungen der letzten Stunden. Rühe sanft, du Todesmatte. — vereinen werden. Sie ahnte noch nicht, dass die Re volution bald darauf auch den Dauphin und die Prin zessin Elisabeth hinmorden würde. Diesen Brief durfte der Kerkermeister nicht an die Adressatin gelangen lassen, sondern er musste ihn dem öffentlichen Ankläger Fouquier ausliefern. Rosalia Lamorliere, die Magd des Kerkermeisters, leistete der Königin die letzten Dienste. Da der Un glücklichen während der langen Gefangenschaft im feuchten Kerker die Kleider und Leibwäsche halb ver fault war, sah sich die Königin gezwungen, angesichts des Gendarmerie-Officiers, der Befehl hatte, die Ge fangene Tag und Nacht zu bewachen, ihr Todtenhemd anzuziehen. Sie bückte sich zu diesem Zwecke hinter die ärmliche Bettstatt und bat das Mädchen, zwischen