— 4 - den Bildern und^dem letzten, auf die im Jahre 1086 stattgefundene Krönung König Wratislaus' sich beziehenden Evangelientext „in die ordinationis regis" urteilt. Die Schrift selbst gibt sehr wenige Kriterien zur Bestimmung des Alters dieser Handschrift, und nur die Tatsache, daß ae (hie und da e) manchmal bloß durch e bezeichnet wird, könnte vielleicht das Urteil in dieser Hinsicht modi¬ fizieren. Die ältesten Schicksale dieses Manuskriptes sind nicht ganz sicher; im besten Falle könnte man die Nachricht, daß Fürst Sobëslaus im Jahre 1180 einige Bücher der Wyschehrader Kirche geschenkt hat, auf diesen Kodex be¬ ziehen (was schon R. Ungar in den Abhandlungen der böhm. Ges. der Wiss. 1785, pag. 236 getan hat). Auch die neueren Angaben, welche von dreierlei Händen auf der ersten, leeren Seite herrühren, sind sehr unklar. Die ersten zwei Bemerkungen sind im XVII. Jahrhundert, die letzte im Jahre 1728 ge¬ schrieben. Die erste Bemerkung lautet: Bibliothecae Dlauhowes (sic! i. e. Dlauhoveskyanae). Es ist ganz bestimmt die Bibliothek des bekannten böhmischen Schriftstellers Johann J. Dlouhovesky v. Dlouhá Yes gemeint; derselbe soll nach Jireceks rRukovët" im Jahre 1668 Kanonikus bei St. Veit, dann Kapitel¬ probst und Weihbischof geworden sein; bei seinem Tode im Jahre 1701 hat er dem Institut für kranke Priester eine bedeutende Geldsumme, sowie auch seine große Bibliothek vermacht. Die zweite Bemerkung lautet folgendermaßen: „Liber ecclesiae Wissehradensis aeeeptus autem ex bibliotheca. Msta s. Met. Prag, ecclesiae", die dritte schließlich: „Nunc vero bibliothecae seminarii archiepis- copalis Pragensis id est anno 1728." Da nun in Bezug auf die beiden ersten Bemerkungen nicht bestimmt werden kann, welche die jüngere und welche die ältere ist, so ist die Reihenfolge der Eigentümer unseres Kodex ganz unsicher; diese Unsicherheit ist noch dadurch gesteigert worden, daß der Bibliothekar R. Ungar nicht bemerkt hat, von wem dieser Kodex der Prager Universitäts- Bibliothek seinerzeit zugekommen ist. (1. c.) Wir verzichten hier auf jede Kombination, indem wir uns mit der zweiten Bemerkung begnügen. Von dem Prachteinbande hat sich nur auf dem Riickdeckel der mit Gold, Silber und Seide künstlerisch gestickte, auf dem Throne sitzende Christus so ziemlich erhalten ; aber auch er ist durch Alter und die frühere ungenügende Aufbewahrung sehr beschädigt worden. Uber den Kodex Vysehradensis existiert schon eine ganze Literatur ; ich will hier nur auf Wocel (Mitteilungen der k. k. Zentral- Kommission etc. V. 1860 pag. 10) und Neuwirth (Gesch. der christl. Kunst in Böhmen bis zum Aussterben der Premysliden 1888, pag. 45) hinweisen; dazu bemerke ich nur noch, daß bereits eine Facsimile-Ausgabe dieses äußerst kostbaren Denkmales vom Monsignore Lehner erschienen ist. (Hanslik 603.) 6. Vili H 4, 85 Perg.-Bl., XI.-XIl. Jh. — Aurelii P'rudentii Clementis carmina notis interlinealibus marginalibus- que et glossis germanicis instruct a. Diese Handschrift ist von mehreren Schreibern hübsch geschrieben, jedoch sehr abgenützt und durch Wurmstich sehr beschädigt; sie enthält interessante altdeutsche Glossen aus dem XII. Jahrhundert, herausgegeben von Steinmayer und Sievers. (Althochd. Glossen II, 385.) Auf dem Vorsetzblatte ist mit'einer Hand des XVI. Jahr¬ hunderts ein Gedicht des berühmten Humanisten und Historikers, sowie Biblio¬ thekars des Kaisers Maximilian I., Johann Cuspinianus (Spiesshammer) „ad lectorem" verzeichnet. Der Kodex stammt aus der alten Jesuiten-Bibliothek im Clement in um.