43 I. Feuchtersleben schrieb: „Stelzhamers Gesänge, die wir gleich bey ihrem ersten Erscheinen als eine Schöpfung eigener und merkwürdiger Art freudig begrüßten, haben seitdem die Anerkennung ge funden, die sie verdienen: sie werden in dem Lande, in dem sie leben und weben, gesprochen und gesungen — sie sind in das Herz des Volkes, aus dem sie sprossen zurück gekehrt; eine Anerkennung, welche mehr werth ist, und vorzüglich für Erscheinungen dieser Art weit lauter und entsprechender spricht, als alle Kritik. Wie schwierig ist auch eine wahre Kritik in diesem Falle! Der gelehrteste, aus dem Raffinement der Cultur hervorgegangene Dichter verlangt, um verstanden und gehörig beurtheilt zu werden, nicht eine so selten zusam mentreffende Combination von Eigenschaften, als der Volksdichter im Dialekte. Kenntnis des Dialektes (hier, wo er bis in's Nüancirteste festgehalten ist, sehr genaue) des betreffenden Volkslebens bis auf's kleinste Detail, Liebe dafür, und dabei doch wieder Sinn und Urtheil für Poesie im Ganzen und Großen, die das Allgemeine im Beson dersten wieder erkennen und herauszulesen wissen! wo findet sich das so leicht beisammen? Wir läugnen nicht, daß das Erscheinen des zweyten Bandes Besorgnisse in uns erweckte. Man glaubte, der Volksdichter will sich selbst überbiethen, während sein Heil darauf beruht, daß er er selbst bleibe, er will seine Gränze erweitern, während er sie nicht enge genug ziehen kann; er will Bildung und Gehalt zeigen, während sein Reiz am schönsten wird, wenn er sie verbirgt. Gestehen wir, daß unsere Besorgnis wuchs, als wir diesen zweyten Band zur Hand nahmen: „Gesänge" statt der eigentlich volksmäßigen „Lieder" ; ein Vorwort mit einer Art kriti schen Selbstcommentar; ein Widmungsgedicht in Hexa metern, Lateinische Motto's, fast gelehrte Ueberschriften, — das schienen nicht die besten Omina! Ruhig und auf merksam wurde von Blatt zu Blatt fortgelesen und — nun können wir aus warmer Ueberzeugung sagen (Glücklich