18 kann nur von einem Manne ausgehen , der ihren Werth in jeder Beziehung genau kennt und ebenso genau auseinanderzusetzen vermag. Es scheint mir jedoch in der That, dass die Sprache allein es nicht sei, welche wir aus diesen Autoren zu lernen haben , (wiewohl, das muss hervorgehoben wer den, der Bau dieser Sprachen so bewunderungswürdig und schön ist, dass sie als Regulator lebender Sprachen dienen könnten, und dass schon desshalb ihre Kenntniss wünschenswerth wäre); denn die Sprache an sich ist nur ein Werkzeug der Verständigung und so lange wir in den lebenden Sprachen solche Werkzeuge haben, scheint es mindestens überflüssig eine todte, die man liberdiess nur mit viel Mühe sich aneignen kann, zum Conversationsmittel zu machen. Wohl verstanden, ich nehme das Gesagte in dem Sinne, wie man z. B. fran zösisch lernt, um französisch sprechen zu können, also in dem Sinne, dass die Sprache der Zweck sei. Da sie nun aber auch des Innhaltes wegen nicht ge lehrt werden dürfte, indem dieser uns in den Ueber- setzungen geboten wird, so frägt sich, welches ist der Zweck des klassischen Studiums, wie es gegenwärtig betrieben wird ? Der Zweck ist das Eindringen in den Geist des klassi schen Alterthums. Was man hier eigentlich unter Geist verstehe, das wird, so viel mir bekannt ist, nirgends definirt; eine richtige Definition davon zu geben , dürfte auch nicht so leicht sein. Wenn man jedoch darüber reflektirt, so wird man zunächst einsehen, dass dieses Wort ein Collektiv-Name sei, etwa so wie »Witterung oder Klima.« Unter dem Worte »Witterung« versteht man objektiv alle Erscheinungen der Atmosphäre, die ihren Zustand in einem gewissen Zeitpunkte bestimmen