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Jaren ziemlich stark besucht; auch von auswärtigen Staaten
kamen Zöglinge hieher, mitunter auch von der Hoffnung ge
leitet, hier den gradus magisterii erlangen zu können. In ihrer
Hoffnung sich getäuscht sehend wälten sie andere Orte zur
Vollendung ihrer Studien, was auch die Landeseingebornen in
gleicher Absicht taten, und so das hiesige philosophische
Studium dem allmäligen Verfalle entgegen zu fuhren drohten.
Diesen abzuwenden richteten die Landstände an den Kaiser die
Bitte: der hiesigen philosophischen Anstalt das Privilegium zu
verleihen, den gradus baecalaureatus et magisterii ex philoso-
phia einzuführen und zu erteilen, eine Bitte, der Leopold I.
am 20. April 1674 zur grossem Beförderung der Anstalt mit
dem Beisatze willfahrte: »thuen das auch bewilligen und ver
leihen Ihnen mehrgedachtes Privilegium aus Bomischer Kai
serlich- und Landesfürstlicher Macht Vollkommenheit, hiemit
wissentlich, in Kraft dieses Briefs, und meinen, setzen und
wollen, dass ins künftig und hinfüro allzeit in Unserer Stadt Linz
Unsers Erzherzogthums Oesterreich ob der Ens, neben der
Licentia depositionis, in studio philosophico der Gradus Bac-
calaureatus et Magisterii d ) durch P. P. Societatis actualiter
conferirt, sich auch die daselbst studirende Jugend dessen
freien Gebrauchen und von jedermänniglich gleich anderen auf
Universität und Academien promoviert- und graduirten Personen
dafür jederzeit erkennet und nicht anderst gehalten werden
können, sollen und mögen.« —
So ward durch die Huld des Landesfürsten auch dieser
Wunsch der Stände erfüllt und ein Vorrecht gewährt, das für
1) Die Ausdrücke Magister und Doktor bezeichncten wol dieselbe Person, unterschieden sich
aber dadurch , dass Magister sich auf den erworbenen obersten Grad bezog ; Doktor vor
züglich den Lehrer bezeichnete. Doch schlich sich allmälig die Gewohnheit ein, die
Graduirten der philosophischen oder artistischen Fakultät magistri, die der drei andern
Fakultäten Doktores zu nennen ; ja im achtzehnten Jarhundert trat die Sitte ein, dass
die artistische (philosophische) Fakultät ihren magistris erst später, wenn sie zu einigem
Ansehen gekommen, abgesondert das Diplom eines Doktors der Philosophie zustellte,
Vergl. Kink, Geschichte der kaiserl. Universität zu Wien. I. S. 55,