204 Ein scharfer Avachtmeister. Die Vervollkommnung der modernen Feuerwaffen hat die Aufgabe der Reiterei in den Kriegen unserer Zeit gründlich ge¬ ändert. Die reinen Frontalangriffe tapferer Schwadronen gegen Jnsanteriestellungen haben aufgehört, würden sie doch ein nutz¬ loses Opfer bedeuten. Dagegen sind schnelle Verschiebungen und jähe Feuerüberfälle auf den überraschten Gegner immer noch ein wirksames Mittel der Reitertruppen, die bei solchen Gelegen¬ heiten ihre Geistesgegenwart glänzend beweisen können. Ein prächtiges Beispiel hiefür bietet die mutige Entschlossenheit, mit der Wachtmeister Edmund Dienes vom Husarenregiment Nr. 2 seine 18 Reiter befehligte und zu einem schönen Erfolge führte. Die kleine Schar war als Vorpatrouille gegen ein Dorf entsendet worden, wurde aber plötzlich von rechts und links beschossen. Sofort ließ der Wachtmeister seine Husaren in ein nahegelegenes Wäldchen reiten und sie dort zum Feuergefecht absitzen. Vier Reitern befahl er im Galopp nach links zu reiten, um so die Aufmerksamkeit des Feindes auf diese zu lenken. Indessen drang er mit seinen Leuten von Deckung zu Deckung vorwärts, um einer Eskadron Kosaken und einer Kompagnie feindlicher Infanterie in den Rücken zu fallen. In der hiebei entstandenen Verwirrung hatte der Feind nicht mehr zur ruhigen Überlegung Zeit und konnte daher nicht feststellen, daß es sich nur um den kühn verwegenen Angriff einiger Husaren handle. Er ergriff die Flucht und die unseren Reitern folgende Jnfanterieabteilung konnte sich gegen die Ortschaft ohne Verluste entwickeln. Dem schneidigen Wachtmeister, der sich auch früher schon mehrere Male sehr gut bewährt hatte, wurde die silberne Tapferkeitsmedaille zweiter Klasse zuteil.