82 *Me man den Gegner täuscht. Bei einem Stellungswechsel der Unseren am Sanufer wurde Korporal Wenzel Zestak des Infanterieregimentes Nr. 36 mit vier Mann betraut, am Legbach bei Adamowka den Feind zu beunruhigen und möglichst lang aufzuhalten. Seine Aufgabe war zugleich, vorrückende Patrouillen zu verscheuchen und den Feind zur Entfaltung größerer Kräfte zu zwingen. Aber die Russen hatten dort eine Kriegsbrücke geschlagen und rückten gleich mit mehr als dreihundert Mann vor, einer fast hundertfachen Über¬ macht. Sie waren schon sechzig Schritte nahe, außerdem bestrichen von rückwärts Maschinengewehre das ganze Vorfeld, jeder Wider¬ stand schien Widersinn. Der tapfere Korporal Zestak war anderer Meinung. Er sagte sich, fünf Österreicher könnten fünf Schock Russen aufhalten, wenn sie nur geschickt wären. Glücklicherweise herrschte Nebel, so daß man ihrer Minderzahl nicht gewahr werden konnte, und so beschloß er, den Kamps zu wagen. Er postiert seine vier Leute in Zwischenräumen, läßt sie rasch feuern und bei jedem Schuß schreien sie wacker „Hurra", bald dieser, bald jener, bald alle fünf zusammen, so stark ihre Lungen es vermögen. Die Russen drüben glauben sich starken Kräften gegenüber. Sie gehen zurück, beginnen erst ein Kleingewehrfeuer und bereiten dann umständlich einen gewaltigen Angriff vor. Solange warten aber wieder die fünf Mann nicht — sie haben eine halbe Stunde die hundertfache Überzahl aufgehalten und damit das Menschenmöglichste getan — lachend und übermütig, ohne eine Schramme kehren sie zur Abteilung zurück, wo der Korporal Sestal sofort für den verwundeten Zugs¬ kommandanten das Kommando übernimmt und nun mit neuen Kräften den Feind angeht. Korporal Wenzel Zestak erhielt die große silberne Tapferkeitsmedaille und hat sich ihrer noch oft — bis zu seiner schweren Verwundung — als würdig erwiesen.