2B«If Bley ~ Agenten, Spione und ... die Frauen! eine komplizierte Angelegenheit. Der junge Szek war der Sohn eines wohlhabenden Österreichers und einer Engländerin. Alexander Szek studierte in Brüssel, wo er unter den Einfluß der dortigen Geistesverfassung geriet, während fein Vater in Holland lebte. Er war dort Techniker geworden und befaßte sich insbesondere mit funktelegraphischen Problemen. Da er im dienstpflichtigen Alter war, wurde er im Einvernehmen mit der österreichischen Behörde von der Brüsieler Kommandantur eingezogen und wegen seiner hervorragenden Kenntnisse im Funkwesen dort als Funker beschäftigt. Er war Ln der Lage, einen besonders leistungsfähigen Sender herzustellen, und erwarb sich rasch das Vertrauen seiner Vorgesetzten. Zu jener Zeit dachte er nicht an Verrat. Da trat durch Vermittlung belgischer Freunde der britische Nachrichtendienst an ihn heran. Man sagte ihm, daß er als Sohn einer englischen Mutter das Recht auf die britische Staatsangehörigkeit habe, und versprach ihm, sofern er in britischen Dienst treten wolle, sofort eine Offizierstelle und eine glänzende Zukunft. Der Einfluß belgisch-patriotischer Frauen auf den jungen Szek trug entscheidend zu seinem Entschluß bei. Nach einigem Hin und Her traf er seine Entscheidung: er nahm das britische Angebot an und machte sich daran, die ihm in Aussicht gestellten hohen Ehren zu verdienen. In monatelanger mühevoller Arbeit stellte er eine Abschrift des nur ihm und ganz wenigen Vertrauenöpersonen zugänglichen deutschen Geheimeodes her. Als dies geschehen war, ging er nach Holland, wo er die Abschrift zu Händen des britischen Majors Oppenheim, des holländischen Leiters des „Leeret Lerviee", abgab. Für die Briten wäre es gefährlich gewesen, einen solchen Mann in der Lage zu lassen, sich seiner Leistung zu rühmen. Der Code hatte für sie nur dann Wert, wenn man deutscher¬ seits nicht wußte, daß eine Abschrift im britischen Besitz war. So geschah es, daß Szek aus der Liste der Lebenden ausgelöscht wurde. Aber der Code ermöglichte es den Briten, ein Radiotelegramm des deutschen Staatssekretärs Zimmermann an den deutschen Ge¬ sandten in Mexico aufzufangen, dessen Inhalt den Amerikanern mitgeteilt und für sie ein wesentlicher Vorwand zum Eintritt in den Krieg wurde. Die Frauenspionage ist in der Regel ein besonders beliebter Gegenstand für die Sensationslust. Der Reiz des Geheimnisses, der die Spionage an sich schon umgibt, ist hier doppelt groß. Es ist aber hiermit so beschaffen wie mit allen anderen Fragen des Nachrichtenwesens: der Geheimdienst liebt es nicht, daß man von ihm spricht, und spricht niemals von sich selbst. Nur dann und wann, wenn dieser oder jener „Fall" vom Gegner preisgegeben wird, fällt, gleich einem Blitz in dunkler Nacht, ans das Spionage¬ wesen ein Schlaglicht, das einen mehr oder weniger großen Bezirk seiner Tätigkeit aufhellt. Kaum je erfährt die Öffentlichkeit die größeren Zusammenhänge. Denn auch die Abwehr hält das, was sie vom Gegner weiß, notwendigerweise geheim. So ist denn auch vieles, was über Frauenspionage geschrieben wird, mehr oder weniger dichterisches Erzeugnis und in der Regel keineswegs geeignet, das wahre Gesicht des „heimlichen Krieges" zu zeigen. Es sollen hier einige in Deutschland weniger oder gar nicht bekannte Fälle von Frauenspionage erwähnt werden. Der Fall der M i ß C a v e l l ist zu bekannt, um einer Ausführung zu bedürfen. Es sei lediglich festgestellt: Miß Cavell, die übrigens weder 17