Zerstörung von Zort Loncin
durch Zweiun-vierziger
Berichte von Augenzeugen
Aus dem Werk:„La Belgique heroique ei vaillante/'
Von Bus sin. Verlag Librairie Pion, Pari».
14. August. Das Fort hatte schon sehr unter der Beschießung durch die
deutsche schwere Artillerie gelitten. Am Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr ver¬
sucht ein Parlamentär, mit dem Kommandanten in Verbindung zu treten, und
fordert die Übergabe des Forts. „Wir sterben lieber, als daß wir uns ergeben!"
antwortet der Hauptmann Naessens; und diese stolze Antwort drückt die allge¬
meine Empfindung aus. Gegen Abend wird das Feuer langsamer. Alle Mann¬
schaften können ausruhen. Während der Nacht schleicht sich ein Offizier mit
Meldungen über den Zustand des Forts hinaus.
15. August. Entsetzlicher Tag. Seit 5 Ahr morgens ununterbrochene Be¬
schießung, gleich Sturmböen. Man hört vier Abschüsse hintereinander, dann das
Pfeifen, die Einschläge, die Explosionen im Beton. Gegen 8 Ahr find die
Räume für die Soldaten, der Operationssaal, das Lazarett, die Küche, der Speise¬
saal, das Zimmer des Generals zerstört. Kein Ort mehr kann als Schuh dienen.
Das Fort ist vollständig umgelegt. Wir sind in völligem Dunkel und atmen
mühsam, wegen eindringender, lebensgefährlicher Cxplosionsgase. Nur noch zwei
Panzerkuppeln find mehr oder weniger in einem Zustand, daß sie auf die
Schreckenslawine des Feindes antworten können. Aber man schießt nicht mehr.
Man kennt die Stellungen der feindlichen Batterien nicht, die übrigens auch außer
Schußweite find. Am Morgen erhalten wir während einer Ruhepause nochmals
den Besuch eines unbegleiteten Parlamentärs, der eine weiße Fahne trägt. Die
Wache befiehlt ihm, zu halten und kehrtzumachen, damit er keine Beobachtung
über die Wirkung der feindlichen Beschießung anstellen und melden kann. Auf
die Weigerung des Boche legt ihm die Wache ein zweites Mal den Befehl, so-
fort zu halten, nahe, und feuert, als er nicht gehorcht. Der Deutsche, der noch
Zeit hatte, mit seiner weißen Fahne ein Zeichen zu winken, fällt tödlich getroffen.
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