Lärm und Fragen: „Wo ist er?" — „Geben Sie acht, schauen Sie links an der
Turmspitze vom Rathaus vorbei! Sehen Sie?" — „Ja, jetzt sehe ich ihn!" Ein
-kurzsichtiger ist trostlos: „Ich hätte ein zweites Lorgnon mitnehmen müßen!",
und wir stehn dafür ein, dieses Wort eines kleinen Kaufmanns aus der Temple-
straße gehört zu haben, der auf den Platz gelaufen kam: „Ich will doch hoffen,
daß unser Viertel endlich auch seine Bombe bekommt, genau so wie die
andern!"
Das Flugzeug kommt von der Vastille, wo es von Maschinengewehren begrüßt
wurde, fliegt über das Rathaus gegen Rotre-Dame, dann gegen den Iustizpalast
zu. Eine fürchterliche Schießerei beginnt, auf vielen Dächern sind Soldaten
verteilt. In einem Augenblick scheint die Taube getroffen zu sein und macht eine
Wendung abwärts, die Menge klatscht in die Hände. Leere Hoffnung, nur
die Strahlen der untergehenden Sonne haben diese Täuschung verursacht. Dann
wendet sich die Taube gegen den Operaplatz zu, wo Soldaten mit ebensowenig
Erfolg auf sie schießen, und verschwindet in Richtung Saint-Denis.
Ein zweites Flugzeug kommt aus Richtung Reuilly, fliegt über den Eiffelturm
und läßt Avenue Vosquet eine Bombe fallen, die das Dach durchschlägt und
im fünften Stock in einem unbewohnten Zimmer krepiert, ohne besonderen
Schaden anzurichten.
Das pariser Volk führt Krieg
Rach der Marneschlacht erzählte man überall von einem märchenhaften Siege;
80 000 oder 120 000 Deutsche seien gefangen worden und mit ihnen der General
von Kluck, Kommandant der Armee, die eben noch Paris bedrohte. Man wußte
nur noch nicht genau, w o der General interniert war; die einen brachten ihn
in der Festung Vincennes unter, die andern im Hospital von Val-de-Grace.
And wenn man den Erzähler fragte, warum die Regierung ein so glückliches
Kriegsereignis nicht meldete, dann hieß es: „Das wird erst in zwei bis drei
Tagen offiziell, man muß die Nachricht solange wie möglich den Deutschen
vorenthalten!"
Nach „wohlunterrichteten" Personen gab es ein ganz besonderes Pulver
„Turpin", das die Eigenschaft hatte, in der Gegend, wo das Geschoß explodierte,
in weitem Amkreis Hunderte von Feinden einzuschläfern, ohne sie im mindesten
zu verwunden. Rach dem einen schliefen die Deutschen, bis sie von den Franzosen
gefangen wurden, nach dem andern — für immer!
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Anzählige Kitschpostkarten wurden verbreitet. Man bewundert darauf junge
Frauen oder Kinder in rosaroten, grünen und gelben Kleidern mit Theater¬
perücken, denen ein Soldat oder Offizier im Traum erscheint, um sie in voll-
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