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Aus dem Werk: „Anthologie de la nou-
velle Poesie Fr anreise “ Von Pierre
Drieu La Rochelle. Verlag S. Kra, Paris.
Zu euch Deutschen spreche ich, da endlich der Friede das Siegel des Schweigens
von meinem Munde gelöst hat.
Ich habe euch nie gehaßt.
Aber auf Tod und Leben hab' ich euch bekämpft, furchtbar wappnete sich mein
Wille, um viele von euch zu erschlagen, und meine Freude fand Gedeihen in eurem
Blute.
Denn ihr seid stark, und ich vermochte nicht die Mutter der Dinge, die Kraft, in
euch zu hasten.
And freute mich eurer Kraft.
Menschen auf der ganzen Welt, frohlocken wir über die Kraft der Deutschen! Ich
will preisen die Toten, die mein Volk ihnen raubte, und Glück sagen über den
Planeten, der ihre Überlebenden trägt.
Zahlreich und tapfer sind ihre Männer. Vom stolzen Willen ihrer Führer
getrieben, zogen sie aus und schmückten die Geschichte mit Trophäen. Ge¬
segnet sei der Glaube von Menschen, die das Angesicht der Erde nach dem höch¬
sten Gedanken, an dem ihre Liebe hängt, zu verwandeln wagen.
Uralter Raste Stolz wies euren Meistern die Ziele, Deutsche! Voll gewaltigen
Gehorsams übernahm euer Blut die schmerzhafte Sendung, das Erhabene neu
der Welt aufzuzwingen.
Adliger Wettstreit der starken Völker, die sich verschwenden um der höchsten
Macht willen, die sich dem kühnen Traume weihen, den Geist, den sie unter ihrem
Vaterlandshimmel anbeteten, über ihre Horizonte hinaustragen. Möge er in den
Feuern heiliger Raserei verbrennen, wenn die Stunde seiner Erfüllung kommt,
anstatt in faulem Frieden dahinzusiechen.
Vor hundert Jahren erst schmiedeten die Franzosen gegen den Frieden der Welt
den Gedanken ihrer Herrschaft.
Dreißig Jahre lang pflügten ihre Armeen Europa mit der grausamen Pflugschar
ihrer neuen Sendung.
Denn der Geist giert nach Blut.
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