die ganze Wut der feindlichen Artillerie auf unsere armseligen Stellungen sich entladen lassen. Indes, es riecht nach Sieg! Man sieht Gefangene ankommen, die durch die Heftigkeit des Trommelfeuers ganz blöde und verschreckt aussehen. Die Tragbahren mit den ersten Verwundeten kommen an. Dann Maultier¬ trupps mit großen Flaschen, Schanzkörben, Munition und Feldküchen. Nach ihnen Sanitätstruppen, Pioniere, Krankenträger. All das sieht man auf einem kleinen Wegstückchen von 4 Meter, das in den Berg eingehauen ist. Das ist ein Gedränge und Durcheinander von Menschen und Tieren, von Verwundeten und Krankenträgern, eine Verwirrung und scheinbare Planlosigkeit, daß man ganz verblüfft wird. Das Maultier stapft dicht an einer Tragbahre vorbei, die man niedergestellt hat, weil eine ganze Reihe von Tragbahren vor ihr warten, und die Ärzte haben keine Zeit, all das frische Fleisch, das man ihnen zuträgt, zu waschen, zu schneiden, zu verbinden. Die Nacht bricht an, dunkel und kalt. Die Klage des Verwundeten, den man auf die Erde niedergelegt hat, ist schwach, aber endlos, voll Resignation und Verzweiflung. Wir müssen weggehen, um Brennmaterial zu suchen. Dort, wo wir gehen, ist die Nacht von Explosionen erhellt, Gewehrschüsse krachen, da und dort erhebt sich plötzlich Geschrei. Im Feuer der Gewehre scheinen sich auch die Felsen zu beleben. Blitze von Geschosien schlagen in ihnen ein, und bald zeichnen sich die Schroffen im Dunkel ab, bald werden sie wieder unsichtbar. Dann bricht ein Platzregen vom Himmel nieder. Als wir auf den überfüllten, überschwemmten Weg zurückkehren, finden wir immer noch dieselben Reihen von Tragbahren, hören die Flüche der Maultiertreiber und das Stöhnen der Verbundenen. Von Zeit zu Zeit verschwindet das alles wieder im Feuerrauch und Krachen einer Granate. Eine Granate ist auf einem Ver¬ bandplatz eingeschlagen, man hat weder Arzt noch Verwundete mehr finden können. Die Vierfüßler rennen wild herum. Ein durchdringender Schmerzens- laut: eins der Maultiere hat vermutlich mit dem Fuß einen der am Boden liegenden Verwundeten getroffen. Endlich setzt sich der Karawanenzug wieder in Bewegung. Nur an der Stelle, wo die Baracke in die Lust gegangen ist, muß man gut auspaffen, wo man seinen Fuß hinsetzt. 13. Juni. Gestern, während dieses verfluchten Regens, befanden wir uns zu viert beim Kartenspiel im Zelt des Hauptmanns Ripamonti und waren sehr froh, daß infolge des dichten Nebels die feindliche Artillerie endlich zu feuern auf¬ hörte. Wir hatten das kaum zueinander gesagt, als ganz unprogrammäßig eine Granats ankam und ein Splitter die Zeltdecke durchriß, um Dorsa am Bauch zu verwunden. Dorsa wurde blaß, dann erklärte er mit einem Lächeln auf seinem guten, großen Iungensgesicht: „Nur ein Prellschuß! Ich werde recht billig davon¬ kommen." Trotzdem schickte ihn der Arzt ins Lazarett, denn man kann nie wiffen! And heute morgen war er tot. Man sieht den General Porta hinkend von der Schlacht zurückkommen. Eine 255