könnte. Aber von meinen Händen wurden Fetzen gerissen, und alle Insasien fielen ins Wasier... Ich tauchte tiefer und tiefer unter, an die 38 Menschen mochten über mir sein. Zeitweise muß ich ohne Bewußtsein gehandelt haben, denn ich erinnere mich, manchmal an die Oberfläche gekommen und dann wieder gesunken zu sein. Von den Vootsinsasien wurde kein Mensch je wieder gesehen..." Ein Rew-Porker Börsenhändler, Isaak Lehmann, gab der „New Pork Times" folgenden Bericht: „Plötzlich hörte ich ein Geräusch wie das Vumm einer Kanone, und ich sagte zu Mr. Medburg:,Jetzt haben sie uns doch erwischt!' Ich rannte schnell durch den Rauchsalon an Deck und sah zu meinem Schrecken den Torpedo direkt auf uns zukommen. Höchstens eine Minute betrug die Zeit von dem Knall bis zum Einschlag des Torpedos. Ich sagte zu Mr. Medburg:,Wollen wir schnell weglaufen, der Torpedo kommt gerade auf uns zu!' Ich weiß nicht, was dann aus diesem Herrn geworden ist. Ich lief jedenfalls auf die andere Seite, zu einem Rettungsboot. Ich und jeder an Bord zitterte wie Espenlaub, weil wir von dem Torpedo getroffen waren. Als ich zu dem Rettungsboot kam, hatte noch niemand versucht, es flottzumachen, und ich machte diesen Vorschlag verschiedenen Herren, die in meiner Nähe standen. Es entspann sich eine regel¬ rechte Schlacht um die Boote. Sehr viele Menschen kamen in dem Boot unter, und drei oder vier versuchten, es in See zu lasien. Die auf der einen Seite fingen damit an, aber die anderen nicht, und der Erfolg war, daß das Haltetau des Bootes riß und alle Mann ins Wasier fielen. Schließlich riß das Boot vollständig von den Tauen los und fiel ins Wasier. Als ich das mitangesehen hatte, rannte ich zum sogenannten ,großen Eingang', nach meiner Kajüte, um meinen Rettungsanzug zu holen. Als ich dort ankam, fing das Schiff schon an, sich auf die Seite zu legen. Jemand hatte meinen Rettungsanzug weggenommen. Ich weiß nicht, was mit mir los war, ich schaute in meinen Kleiderschrank und fand meinen Revolver. Ich dachte mir, der könnte mir nützlich sein, wenn einer sich schlecht benähme. Dann rannte ich wieder an Deck und traf meinen Steward, dem ich austrug, mir einen Lebensretter' zu besorgen. Ich wartete, bis er mir einen besorgt hatte und zog ihn an. Der Schiffsarzt und Proviantmeister, die ich traf, sagten, es wäre keine Gefahr, daß das Schiff unterginge, und es wäre närrisch, einen Rettungsgürtel umzuhaben. Ich lachte über sie und sagte, es sei besier für alle Fälle. Dies war das letztemal, daß ich die beiden sah. Ich ging an Deck und erreichte das zweite Rettungsboot, eins der zusammen¬ legbaren Boote, die mit Leinwand bedeckt auf dem Verdeck lagen. In dem Boot waren schon 38 bis 48 Leute, und ich fragte, warum man es nicht herablasie. Dann lief ich wieder nach vorn und sah, daß die ,Lusitania' schon so tief ins Wasier hineinragte, daß es keine Möglichkeit einer Rettung des Schiffes mehr geben konnte. Ich fragte wieder, warum das Rettungsboot nicht ins Wasier gelasien würde: ,Wer hat den Befehl über dieses Boot?' 227