der großen Galerie leckt ein Mann einen kleinen feuchten Kieselstein an der Mauer ab. Die Anstrengung, die ich von meinen Kameraden gefordert habe und die uns bis zum Morgen noch halten soll, kann nur noch die letzte sein-Frankreich wird mich richten! Siebenter Juni. Der Tag bricht an, und kaum können wir uns darüber Rechen¬ schaft ablegen: für uns ist es noch Nacht, eine Nacht, in der jede Hoffnung erloschen ist. Wenn von außen Hilfe kommt, wird sie zu spät kommen. Ich sende die letzte Botschaft, den letzten Gruß des Forts und seiner Verteidiger an das Vaterland. Ich kehre zu meinen Leuten zurück. „Es ist zu Ende, meine Freunde! Ihr habt eure Pflicht, eure ganze Pflicht getan. Ich danke." Sie haben verstanden, und mit einem gemeinsamen Ruf wiederholen wir den Gruß, den mein Apparat soeben gesandt hat: „Vive la France!" In den folgenden Minuten breitet sich Todesstille über das Fort aus. Das Opfer ist vollbracht! Audienz beim Kronprinzen In Stenay, wo ich vor der Nacht ankomme, werde ich in einem Haus interniert, wo Offiziere vom Stab des Kronprinzen wohnen, insbesondere der Flieger¬ hauptmann Sibringhaus, der den Auftrag hat, Seine Hoheit gegen Flieger¬ bombardements zu schützen- Am Morgen führt mich Sibringhaus zum Kronprinzen, der mich sehen will. Quiqui, unser Forthündchen, begleitet mich bis zur Tür des Amtszimmers, wo mich der Erbe des Kaisers erwartet, und wenn Quiqui nicht mit mir eindringt, so deswegen, weil man es ihm nicht erlaubt. Der Kronprinz steht im Zimmer und empfängt mich mit ungezwun¬ gener Höflichkeit. Er ist nicht häßlich, nicht der Affe, den die Karikaturisten aus ihm gemacht haben, sondern ein schlanker, geschmeidiger, eleganter und angenehmer Kavalier, der nichts von der Steifheit der Boches an sich hat. Der Kronprinz spricht, er drückt sich mit Leichtigkeit in einem sehr reinen Französisch aus. Er anerkennt und rühmt gebührend die Zähigkeit unserer Leute, ihre bewunderswerte Tapferkeit. Bewundernswert — er wiederholt mehreremals das Wort, und desselben werden sich nach ihm die deutschen Zeitungen und alle Organe der alldeutschen Propaganda bedienen. Man muß den Franzosen auf einen Piedestal stellen, um so höher wird man dann den des Deutschen anbringen können- Bewundernswert! Das ist das hohe C der Arie, das die Trom¬ peten der Bocheglorie schmettern werden. Dann händigt mir der Kronprinz die Abschrift der Botschaft aus, in der unser Generalstabschef, unser großer 124