Eine Sammlung von Dokumenten dieser Art gibt daher nicht nur einen unver- gleichlich schärferen Einblick in das Bild des Krieges, sondern sie dient vielleicht auch dem wahren Geiste des Friedens beffer als jene übertünchte europäische Höflichkeit, die wie ein dünner Schleier über den bedrohlichen Zustand gebreitet ist, den die Friedensverträge hinterlassen haben. Denn die Möglichkeiten eines wirklichen Friedens werden beffer erkannt von dem, der Grenzen und Eigenart zu sehen versteht, als von dem, der ein trügerisches Bild der Gleichheit für die Grundlage der Wirklichkeit hält. Ernst Jünger Vorwort Öiese Sammlung von Berichten, die den Schlußband zu dem Werke „Das Antlitz des Weltkrieges" bildet, umfaßt eine Auswahl aus der unüberseh¬ baren Kriegsliteratur, die in den Ländern, denen Deutschland gegenüberstand, er¬ schienen ist. Der Herausgeber sah es als seine Aufgabe an, in dieser Auswahl einerseits die dramatischen Höhepunkte des großen Ringens zu erfaffen, so wie sie von der Gegenseite aus erlebt worden sind, und andererseits die ehemaligen Gegner in solchen Berichten zu Worte zu bringen, in denen ihre völkische Eigenart be¬ sonders zum Ausdruck kommt. Cs ist nur natürlich, daß jeder Soldat die Schil¬ derung von Lagen bevorzugt, in denen seine Waffe siegreich erscheint, und der Deutsche besitzt ein zu sachliches Verhältnis zum Kriege, als daß er dies nicht zu würdigen vermöchte. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, in dieser Sammlung die Gestalt des Deutschen im Spiegel der Gegenseite erscheinen zu laffen. Wenn man auch diesen sehr verschiedenartigen Urteilen nicht durchaus zustimmen kann, so ergibt sich doch aus ihrer Gesamtheit, daß auch drüben der Frontsoldat eine höhere Meinung vom Gegner besaß, als sie in den Stimmen der Politiker und in den Spalten der Zeitungen zum Ausdruck kam. Dieser Text ist durch eine reichhaltige Auswahl von Bildern ergänzt, die an allen Teilen der Front während des Krieges auf der anderen Seite entstanden sind. Der Herausgeber hofft, auf diese Weise dem deutschen Leser einen sachlich-dokumen¬ tarischen Einblick in die kriegerische Welt jenseits des Niemandslandes vermittelt zu haben, in einem Umfange, wie er erst jetzt, nach über zehn Jahren seit dem Waffenstillstände, möglich geworden ist. Richarü Junior 12