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Komponist und Domkapellmeister
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den 25. Marz 1908)
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Franz Gräflinger.
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2. erweiterte Auflage
mik Brieken von A. Vruckner.
1905.
Druck und Verlag von E: Mareis, Linz a. D.
Vorwork.
Ein schlichter Mann war Karl Waldeck. Schlicht waren
auch die Zeilen, die ihn der Nachwelt näher bringen sollten.
Der Erfolg ist überraschend, daß binnen drei Wochen die erste
Auflage vergriffen war; ein schönes Zeugnis dafür, daß auch
das bescheidene Wirken eines Meisters geehrt, daß Waldecks
Hochstand als Mensch und Musiker anerkannt wird. Groß
ist der unbehobene Schatz s einer musterhaften Arbeiten. Setze
jeder den Spaten an und trage bei zur Freilegung seiner
Werke. Auch die neu hinausflatternde zweite erweiterte Auf—
lage wolle eine freundliche Aufnahme finden und somit ein
Scherflein beitragen zur Herausgabe von Waldecks Werken.
Linz, 1. Mai 10905.
Der Vorfalsser.
8 ruckners liebsten Freund und Nachfolger in Linz hat
iOam 25. März d. J. der tückische Tod ereilt. Wie so viele
hervorragende Männer auf dem Gebiete der Muüsik, entstammte
auch Waldeck einer Lehrerfamilie. Sein Vater, Josef Wal—
deck, war Oberlehrer in verschiedenen Orten Oberösterreichs.
In St. Thomas am Blasenstein, dem lieblich gelegenen
Bergdörfchen, erblickte Karl Borromäus Waldeck am 21. Sep⸗
tember 1841 das Licht der Welt. Unter ärmlichen Verhält—
aissen aufgewachsen, kam er anfangs der fünfziger Jahre
nach Linz und absolvierte die Präparandie; den Musikunter—
richt erteilte ihm Dürnberger und E. Lanz.“
Waldeck kam sodann als Schulgehilfe nach Grünburg
bei Steyr, später nach Frauenstein. Als solcher mußte er
außer dem Unterrichte die obligaten Meßnerdienste verrich—
ten: Turmuhraufziehen, Gebetläuten, Schneewegschaufeln
vor Kirche und Pfarrhof, Holzmachen u. a. m. Schon als
Präparand mußte er sich infolge Geldmangels das erforder—
liche Notenmaterial zum Studieren und Ueben abschreiben.
Als Beispiel seiner Begeisterung für Musik diene die Tat—
sache, daß er sich trotz des damaligen mageren Gehaltes um
zwei Gulden einen alten Klimperkasten — vulgo Klavier —
kaufte, den er im Winter auf einem Schlitten seelenvergnügt
selbst nach Hause schaffte. In den sechziger Jahren kam Wal—
deck als Schulgehilfe an die Schule zu St. Martin am Schul—
lerberg nach Linz. Ein monatliches Gehalt von 14 Gulden
ohne Kost und Wohnung war sein Verdienst.
Der anstrengende Lehrberuf und das aufreibende,
gewissenhafte Stundengeben wirkten störend auf den Ge—
sundheitszustand Waldecks; ein Lungenleiden zwang ihn, sich
Erholung zu gönnen und den Lehrberuf aufzugeben. Die
Musik, welche von Jugend auf sein Lebensinhalt war, wurde
nunmehr sein materieller Rettungsanker. Als Schulgehilfe in
Linz hatte Waldeck den 1850 zum Domorganisten ernannten
Bruckner kennen gelernt. Letzterer nahm sich Waldecks freund—
schaftlichst an und verstand es, den seit jeher für Musik Be—
geisterten zu eifrigem Orgelspiel anzuspornen. Durch uner—
müdliches Studium hatte es Waldeck bald zu einer bedeuten—
den Fertigkeit im Orgelspiel gebracht. Dies wurde für seinen
künftigen Lebensunterhalt von ausschlaggebender Bedeutung.
Als Bruckner 1868 nach Wien berufen wurde, empfahl
er Waldeck, der für ihn wiederholt Orgeldienst versehen hatte,
als seinen Nachfolger. Durch 35 Jahre — im letzten Jahr—
zent wohl nicht mehr ausschließlich, da er 1890 als Nachfolger
Zappes zum Dom- und Stadtpfarrkapellmeister ernannt
wurde — versah er dieses mühselige Amt. Auf seine Meister—
leistungen als Organist wird sich noch so mancher Linzer er—
innern können. Er war einer der bedeutendsten Organisten,
wie Bruckner ihm wiederholt versicherte. Sein freies Spiel
war stets geistreich, aber auch formenrichtig. „So viel frei
spielen, ohne selbst zu ermüden, zeigt von körperlicher und
zgeistiger Frische und von einer nie versagenden Phantasie,
folge deren man auch leichter das kontrapunktische Spiel
vermißt, das sonst bei längeren Orgelvorträgen am Platze
ist; auch höre ich lieber keinen, als einen dilettantenhaften
Kontrapunkt. Um im Kontrapunkte etwas Beachtenswertes
zu leisten, gehören jahrelange Studien und um streng thema⸗
tisch und kontrapunktisch frei zu spielen, gehören noch über—
dies tägliche Uebungen, ohne welche auch sonst bedeutende
Leute zum Beispiel nicht die einfachste Fuge zusammenbrin⸗
gen. Ich hörte die Domorganisten von Salzburg, Passau,
Regensburg, Würzburg bei den wichtigsten Anlässen — ich
hörte Labor, Reiter, E. Hauptmann, Vokner, Dr. Zöchner,
die Hoforganisten ꝛc. — aber wenn Einet eine Fuge versuchte,
endete das immer nur mit einer Enttäuschung: Zuerst wird
das Thema angegeben und die Aufmerksamkeit des Hörers
herausgefordert — das gelingt jedem. Die zweite Stimme
tritt hinzu — geht noch an! Die dritte Stimme tritt auf —
Wigl, Wagl; die vierte Stimme tritt ein — Gigl, Gagl!
Alles Weitere besteht nur in einigen Anklängen der Ober—
stimme an das Thema, aber von einer Durchführung, Ent—
wicklung, von Thema im Basse — in der Mittelstimme, von
Engführung, Umkehr ꝛc. ist keine Spur! Der Einzige im
kontrapunktischen Orgelspiele, der alle bedeutenden Kompo—
nisten so überragte, als wie der Turm des neuen Domes den
Turm der Barmherzigen Brüder — Bruckner, der, wie ich
aus seinem Munde hörte, in St. Florian gewöhnlich 10 Stun—
den auf dem Klavier und 3 Stunden auf der Orgel übtẽ und
die halbe Nacht studierte, mußte seinen Ruhm hiemit teuer
erkaufen — auch kam es bei ihm ungeachtet seiner ausgezeich—
neten Körperbeschaffenheit und seines berühmten großen
Appetites zu argen geistigen Störungen.“ — Dies ein wort—
getreuer Auszug aus einem Briefe Waldecks an seinen Nef—
fen Ignaz Gruber, Lehrer und derzeit Domkapellmeister in
Linz. Gewissenhaft bereitete sich Waldeck zu allen Bischof—
ämtern vor und spielte Orgelwerke von Bach, Mendelssohn
oder eigene thematisch-künstlerische Durchführungen. In einem
Briefe de dto. 30. März 1904 schrieb mir Waldeck: Wenn
ich entweder wegen baldiger Verlegung des Domes oder viel⸗
leicht wegen meiner zerrütteten Gesundheit vom Kapellmei—
sterposten zurücktrete, will ich für meine Dienstleistung seit
1868 um eine Pension ansuchen, welche sehr schwer und nur
im Gnadenwege zu erhalten ist. In meinem Gesuche muß
ich auch auf meine einstigen Leistungen als Organist hinwei—
—
halb wäre eine Notiz über die Vorführung einer nach dem
Vorbilde Bruckners ausgearbeiteten, thematischen Phantasie,
(Waldeck spielt auf eine seinige Komposition an),
die man hört, für ein Gesuch wirksamer und vorteilhafter, als
eine Berufung auf Leistungen, die schon derVergessenheit ver—
fallen sind. Man hört auch fast nichts mehr über Bruckners
Orgelspiel, in dem er hier als Domorganist die höchste Stufe“
erreichte, und daß Sie in Ihrem schönen Vorberichte („Linzer
Zeitung“) an dasselbe erinnerten, ist eine Ausnahme.“
Die erwähnte Orgelphantasie aus der Feder Waldecks
pielte Ignaz Gruber zum erstenmal am Ostersonntag v. J.
m, Linzer alten Dom nach dem Hochamte. Auf das Werk sei
n Folgendem näher eingegangen. Die Komposition enthält
zwei Themen (Das Hauptthema hat Waldeck von seinem
gruder Josef, f1877 als Lehrer in Ottensheim — Dr. Hartl
erwähnt letzteren wiederholt in seinem lesenswerten Lebens—
hild über „Habert“ —). Das erste Thema
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anderen Stimmen imitiert, worauf dann im vollgriffigen
Spiele ein etwas energischer gehaltenes Motiv
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raschender Modulationen durchgeführt; es erscheint in der
Umkehrung verbunden mit dem zweiten Thema,
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sowie mit der Umkehrung des zweiten Themas,
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Hauptthema 1 wird in Imitationen verarbeitet, dann
erscheint das 2. Thema mit dem 1. — letzteres mit Taktver—
schiebung — zugleich. Nachdem ein Teil des 1. Themas in
vollen, kräftigen Akkorden und reich moduliert durch mehrere
Takte behandelt wird, erscheint wieder das ganze erhabene
Hauptthema, hierauf nochmals das energische, aber harmo—
nisch veränderte Motiv vom Anfang. Zum Schlusse bringt
—
Doppelgriffen, während den vollen Akkorden der linken Hand
und dem Pedale die Harmonien zugeteilt sind: noch einmal
erscheint — auf einem unterbrochenen Orgelpunkt — das
Hauptthema, bis wuchtige Akkorde, deren Oberstimme letz—
terem entnommen, die interessante Phantasie — welche, wie
bereits erwähnt, nach Brucknerschem Vorbilde ausgearbeitet
ist — beschließen.
Von vielen unverstanden, von Berufenen links liegen
gelassen, war Waldeck dem Gros der Linzer nur aus kurzen
9
Zeitungsnotizen als Domkapellmeister und Kirchenkomponist
bekannt. Alle Freunde gediegener Kirchenmusik verabsäum—
ten keinen Sonn- und Feiertag, um sich an den künstlerischen
Aufführungen des alten Domchores unter Waldecks Leitung
zu erbauen. Für ihn war das rein künstlerische Moment
neben dem liturgischen die Hauptsache. Er bevorzugte die
„freieren Klassiker“, vernachlässigte aber auch die Altmeister
des Kirchengesanges nicht. Neben den üblichen Kirchenkom—
ponisten führte er Palestrina, Orlando di Lasso, Lotti, Ca—
sali, Pergolese, Haydn, Beethoven, Greith, Rheinberger,
Filke, Brosig auf; besonders aber Mozart, den er über alles
berehrte. Von den Werken des letzteren seien erwähnt:
Missa brevis Nr. 6 GBreitkopf u. Härtel Numerierung)
Nr. 7, Nr. 10, Nr. 11 (Orgelmesse), Nr. 13, Nr. 14 (Krö—
nungsmesse) Nr. 15 und die Vesper. Die Einlagen (Gra—
duale, Offertorium) stammten zum Großteil aus seiner
Feder. Waldeck schrieb solche anfänglich, weil keine passenden
vorhanden waren, schuf aber später gerade in seinen Ein—
lagen für alle kirchlichen Feste Arbeiten, die, wenn sie ver—
zffentlicht werden *), seinen Namen als Kirchenkomponisten
veit über die Gaue unseres Vaterlandes hinaustragen wer—
den. Die Vorzüge dieser Kompositionen sind mannigfacher
Natur. Erstens sind die für großes Orchester geschriebenen
farbenreich an Klang und Ausdruck, meisterhaft instrumen—
tiert und satztechnisch musterhaft; zweitens sind viele der—
artig eingerichtet, daß auch ein schwachbesetzter Chor dieselben
nit Streichbegleitung oder nur mit Singstimmen und
Orgel. aufführen kann — letzteres ein schätzenswerter Vorteil;
drittens stellen die Gesänge an die Chormitglieder keine,
hei Modernen obligaten, Treffschwierigkeiten. Obwohl selb—
ständige Stimmführung vorhanden — Waldeck war ein emi⸗
genter Kontrapunktiker — gibt es keine übermäßigen oder
berminderten Intervalle zu überklippen oder sprunghafte
*) Es hat sich bereits ein Komitee gebildet, welches diesen
Bedanken verwirklichen wird.
11
Melodiegänge zu bewältigen. „In der Einfachheit zeigt sich
der Meister“. Dieser Satz paßt so recht bezeichnend für die
Arbeiten Waldecks. Auf dem Gebiete der Kirchenkomposi—
tion schuf er noch einige „Pe Deum“, mehrere Requiem,
deren Themen Werken von Händel und den „sieben Worten“
von Führer entnommen sind. Außerdem schrieb er zwei durch
ihre originelle Instrumentierung wertvolle Märsche — Sche—
beck führte einen vor mehreren Jahren auf — vier- und acht—
händigeKlavierwerke; arrangierte Mozartsymphonien,-Trios
und schuf mehrere Werke für Orgel. Von letzteren eine Phan—
tasie für zwei Orgeln, in welcher das Choral-Alleluja mit
dem Alleluja von Händel und mit dem Osterliede verbunden
wird. (Aufgeführt 14. Dezember 1884 aus Anlaß der Vol—
lendung der neuen Orgel in der Stiftskirche zu Wilhering.
Die erste Orgel spielte Waldeck, die zweite (im Presbyterium)
Franz Prestl. Ferner eine Orgel-Phantasie üher Motive aus
Mozartscher Kirchenmusik.“)
Waldecks größter Fehler war seine Selbstlosigkeit, seine
Bescheidenheit. „Wo“, frage ich, „findet sich ein zweiter Chor—
regent, der aus seinem eigenen Geld 20 Musikkräfte bezahlt?“
„Mit dem, was die Kirche für die Sänger bietet, könnte ich
nur ein einfaches Quartett anständig bezahlen“, schrieb mir
Waldeck 1902. Und in einem anderen Briefe heißt es: „Die
Chorleistungen werden einerseits dadurch ermöglicht, daß
einzelne Kräfte unentgeltlich oder gegen bescheidene Entloh—
nung mitwirken; anderseits muß aber auch meine aus Ehr—
gefühl entspringende Opferwilligkeit eine große Rolle spie—
len.“ Was die Honorierung eines Orchesterkörpers von 30
Mann (an Festtagen beläuft sich die Zahl der Mitwirkenden
auf 70—80) und ständiger, guter Gesangskräfte kostet, das
wissen nur Eingeweihte zu bemessen. Und was fand Waldeck
für einen Dank? Keine Würdigung, keine Auszeichnung
wurde ihm zuteil. Wohl versicherten ihn die Vorgesetzten,
) Ein' Verzeichnis von Waldecks Kompositionen befindet
sich auf Seite 20.
19
daß er Ausgezeichnetes leiste, wohl war die Gewißheit, daß
er die Linzer Dommusik (Dr. Schnerich spricht in seinem
Büchlein „Die Frage der Reform der kath. Kirchenmusik“ von
der „blühenden Linzer Dommusik unter Meister Waldeck“)
zu einer nicht mehr übersteigbaren Höhe gebracht hat, ein
schönes Bewußtsein, jedoch was fällt hievon beschwerend in
die Gegenschale der Arbeits- und Verdienstwage? Von dem
Sprichwort „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt
man ohne ihr“ wollte Waldeck nichts wissen. Nur in letzterer
Zeit schien sich diesbezüglich ein Wandel zu vollziehen. Es
war zu spät. Die Vorboten des Todes meldeten sich. Nun
ist er erlöst von aller Pein, seinem Freunde Bruckner, den er
in seinem einfach, schlichten Wesen als auch als echte Musiker—
natur voll streng klassischer Gesinnung durchaus glich, ins
Jenseits gefolgt. Trotz seiner konservativen Gesinnung ge—
traute er sich zur rechten Zeit und am rechten Ort auch das
rechte Wort zu sagen. Folgende Eingabe vom vergangenen
Jahre mag es beweisen: Hw. Kirchenvorstehung der Dom—
kirche! Sonntag den 1. Mai wurde beim Hochamte im
alten Dom eine der berühmtesten Messen aufgeführt. Wäh—
rend des Agnus Dei zog eine Musikkapelle vorüber und
spielte gleichzeitig mit dem Agnus Dei einen lustigenMarsch.
Am Frohnleichnamstage marschiert gewöhnlich eine Musik—
kapelle am Dom vorbei und da kommt es vor, daß z. B. die
feterliche Stille während der Wandlung durch den lärmen—
den Marsch von Außen gestört wird, oder daß der flotte
Marsch vor dem Dome mit den ForteStellen des Sanktus
auf dem Chore wetteifert, welches musikalische Wirrsal nur
von dem haarsträubenden Durcheinanderschreien verstimmter
Drehorgeln auf einem Marktplatze übertroffen wird. Daß
sogar am Frohnleichnamstage bei dem Umgange und vor
dem Sanctissimum Märsche aufgespielt werden, die in die
Operette oder in das Orpheum (Schrumm-Schrumm-Marsch)
oder zur Volksbelustigung gehören, ist ein Frevel, der nicht
überall vorkommt und über den man sich auch hier entsetzen
würde, wenn man ihn nicht — schon gewohnt wäre! Man
3
könnte z. B. zu ernsten feierlichen Märschen aus Oratorien
greifen, welche dem Feste entsprechen würden“.
Auch über die Märsche, welche bei Leichenbegängnissen
gespielt werden, schrieb mir Waldeck ein treffendes Urteil:
Die Märsche sind gewöhnlich jämmerliche Triviale, gehaltlose
Musik, fehlerhafte Harmonien, dürftige Mittelstimmen und
oft noch Verstimmung. Ich war einmal in einer Versammlung
des Cäcilien-Vereines, allwo ich sagte, daß wir uns in dieser
Beziehung die Protestanten zum Muster nehmen sollen, die
mit Posaunen ernste Choräle aufführen.
Seine Stellung gegenüber den Cäcilianern bekannte er
offen. Bezeichnend sind seine Worte: „Die Kirchenmusik soll
im Vergleiche zur Liturgie nur als Nebensache erscheinen.
Anziehende Melodien und Harmonien, Sologesang von Be—
deutung, kunstvoller Satz, Fugen, geistreiche und selbständig
gehaltene Instrumentierung und alles, was sonst an einem
Musikstücke als Vorzug geschätzt wird, gilt bei den Cäcili—
anern als unkirchlich, weil durch solche Künste die Aufmerk—
samkeit des Kirchenbesuchers von Liturgie und Altar weg⸗
und der Musik zugewendet wird. Deswegen werden auf
cäcilianischen Chören nicht nur klassische Komponisten zweiten
Ranges (Horak, Führer, Kempter, Hahn) von der Auffüh—
rung nahezu ausgeschlossen und es genügen dort die „kirch—
lichen“ Werke von Schöpf, Zangl, Drobisch ꝛc. Man will eine
Musik — ohne Kunst...
In einem Schreiben vom 19. Dezember 1902 an den
hochw. Konsistorialrat M. Hiegelsperger (Waldeck nannte ihn
seinen Wohltäter), welches mir der bereits erwähnte Habert—
biograph Hochw. Dr. A. Hartl in liebenswürdiger Weise zur
Verfügung stellte, kennzeichnet Waldeck seine musikalische Ge—
sinnung. Er schreibt unter anderm: Die Mozart-Vesper, die
Instrumentalmesse von Rheinberger und alle Werke von ihm
werden von den Regensburgern als unkirchlich angefochten;
auch behagt ihnen Greith, von dem unsere schönen Kirchweih—
Einlagen sind, nicht recht. Alles, was in einer Komposition
von Musikern von Ansehen und allgemeiner Bildung als Vor—
14
zug gilt, ist für die einseitigen Cäcilianer ein Stein des An—
stoßes. Ich besitze das Buch über Habert, für welches Herr
Dr. Hartl das goldene Verdienstkreuz erhalten sollte; der In—
halt des Werkes ist für mich eine Anregung, meiner Ueber—
zeugung gemäß in der eingeschlagenen Richtung zu verblei—
ben, die mir auch durch die Verhältnisse vorgezeichnet wird.
Neben Haberts Werken, welche von ungewöhnlichem musika—
lischem Wissen und Können zeigen, ist es sein größtes Ver—
dienst, daß er für die Beibehaltung unserer kunstreichen In—
strumental-Kirchenmusik kämpfte, was auch in Weltblättern
gewürdigt wurde. Die erste Messe, welche Habert als regens
chori wählte, war die im Dom angefochtene F-Messe von
Mozart. Zwischen Habert und Witt kam es zum Bruch, weil
Habert an den Kompositionen des Witt die Sqatzfehler nach—
wies und tadelte, daß durch Witt musikalischer Schund em—
pfohlen und verbreitet wird. Von den Musik-apazitäten,
welche zu Habert hielten, muß zunächst der als Komponist be—
rühmte Domkapellmeister (zu Breslau) Brosig genannt wer—⸗
den, welchem die fortwährenden Lobhudeleien der miserabel⸗
sten Kompositionen sowie der Wittschen Machwerke in den
Zeitschriften des letzteren zu arg waren. Bruckner nannte
Cäcilianismus eine „Krankheit“! Eine Kirchenmusik, mit der
man es allen recht machen kann, gibt es nicht. Wenn einzelne
durchaus eine cäcilianische Musik wollen, brauchen sie nur
Berufssänger zu zahlen und alles so einzurichten, wie in
Regensburg. Dilettanten halten die cäcilianische Musik auf
die Dauer nicht aus; hat man aber die Mittel nicht hiezu, so
sei man um die jetzige Musik froh, welche das Lob aller Ein—
sichtsvollen und Kunstsinnigen hat und welche nach mir unter
gleichen Schwierigkeiten ein anderer aus guten Gründen
nicht mehr herstellen wird.“
Das Andenken Waldecks wird durch seine Werke (das
Weihnachts-Oratorium „Laetentur coeéli“*) hat er dem hie—
*) Nach dem Erscheinen einer kurzen Besprechung der
Weihnachtseinlagen von Waldeck beim Hochamt im alten Dom
15
sigen Museum im Jänner 1901 zum Geschenk gemacht), welche
joffentlich in die richtigen Hände kommen, durch seine lang—
ährige ausgezeichnete Tätigkeit als Lehrer — ich nenne von
seinen Schülern nur Martin Einfalt, Ignaz Gruber —,
Domorganist und Domkapellmeister, und nicht in letzter Linie
durch sein Freundschaftsverhältnis zu Bruckner dauernd er—
halten bleiben. Wurde Waldeck auch, wie so viele Seines—
gleichen, als Lebender nicht verstanden, und wurden seine
Arbeiten nicht gebührend gewürdigt, so soll wenigstens dem
Toten Genugtuung verschafft werden.
Zur Zeit, als Bruckner Domorganist in Linz war,
berkehrte er fast ausschließlich mit Waldeck, der damals noch
Lehrer war. Zahlreiche Stunden verlebten die beiden, dem
gemeinsamen Musikstudium obliegend. Bei eingedrehter
Lampe spielten sie sich gegenseitig ihre Improvisationen am
Klavier vor. Schon Franz Brunner erwähnt in seiner Bruck—
nerbroschüre das Freundschaftsverhältnis beider. War
Bruckner für Waldeck ein Ansporner und Aneiferer, so war
Waldeck wieder ein Tröster und feinfühlender Freund für
Bruckner. Waldeck rüttelte den Schwärmer und Sonderling
auf, wenn er seine fixe Ideen hatte, wenn Bruckner zum Bei⸗
piel plötzlich stehen blieb und die Blätter eines Baumes zu
zählen anfing. Waldeck gab dem damals noch Unbekannten
den inneren Halt durch die Anerkennung seiner musikalischen
Arbeiten. Es ist bekannt, daß Bruckner auf das Urteil Wal—
decks viel Wert legte. Als Beweis diene folgende Tatsache:
(1904) in der „Linzer Zeitung“ schrieb Waldeck: „Ich danke
für die öffentliche Anerkennung meines „Laetentur coelis“. Ich
halte dieses für meine beste Komposition; ich habe es kom—
poniert, als ich noch Domorganist war. Ich glaube, daß es
in der ganzen Kirchenmusik keine (Arbeit) gibt, die so originell
ist, als dieses „Laetentur“. Der Klang der Instrumente ist ernst
und ergreifend; der Satz der Blasinstrumente ist 556 und
7stimmig. Das „Laetare“ ist ein Doppelchor und die Blashar—
monie und jedes Instrument nimmt an der Durchführung des
Gesangs-Motives teil.“ Hier bricht leider der Brief ab.
16
Eines Tages kommt Bruckner zu Waldeck, setzt sich ans Kla—
vier und beginnt zu spielen. Als er aufhört, fragt er Waldeck:
Wie hat es Dir gefallen? Das wird das „Pt incarnatus
est“ meiner neuen Messe (F-Molll). Waldeck gefiel aber das
selbe nicht sonderlich und äußerte sich dahin, daß ihm die an—
deren bis jetzt gehörten Teile der Messe besser gefielen. Da—
rauf hin begann Bruckner einen andern Gedanken über das
et incarnatus est auszuspinnen und so entstand das in seiner
jetzigen Gestalt, welches wie eine geheime Offenbarung unser
Ohr berührt.
Es mögen hier noch einige kurze Briefe Bruckners an
seinen Freund und Nachfolger in Linz, Karl Waldeck, fol—
gen.“) Sie haben zwar keinen bedeutenden Inhalt, aber es
äußert sich darin das aufrichtige Freundschaftsgefühl Bruck—
ners und dessen Religiosität.
Die Briefe lauten:
Lieber Freund!
Nimm hin zu Deinem liebsten Namensfeste meine herz—
lichste Gratulation! Gott erhalte Dich recht gesund und bleibe
mein alter liebster Freund, dem ich von Herzen zugetan bin!
Gott vergelte Dir alles Gute um mich.**) Bitte gib Hr. Dr.
Dosch meine herzl. Grüße bekannt, und seiner Gnädigen mei—
nen Dank!
Dein alter Freund
A. Bruckner.
Liebster Freund!
Zu Deinem Namensfeste wünsche ich Dir abermals
alles, was uns hienieden als wünschenswert erscheint; obenan
die Gesundheit! die möge Dich nie verlassen! denn' ohne diese
*) Entnommen den von Franz Gräflinger kommentierten
„Unveröffentlichten Brucknerbriefen“ in Nr. 8 (XIII. Jahrgang)
der „Neuen musikalischen Presse“ (Wien, Bosworth).
xx) Waldeck hat sich in den trübsten Tagen seines Freundes
Bruckner angenommen.
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sind wir Musici verlassen genug. Als Künstler spiele recht
schön und komponiere herrlich! Gott segne Dicht
Daß ich Dich neulich nicht sah (man sagte, Du seiest
aicht in Linz), tat mir sehr leid, ich reiste auch nachts noch ab.
J Herzlich grüßend
Wien, 3. Nov. 1888. Dein alter treuer
A. Bruckner.
Liebster Freund!
All das Schöne und Gute, was man hienieden so zu
bezeichnen pflegt, wünsche ich Dir zu Deinem mir so teuren
Namensfeste. Bleibe gesund und wirke so ehrenvoll fort zur
Verherrlichung Gottes und als Zierde der Kunst.
Hellmesberger hat in Salzburg und Linz Aemter an—
gehört. Der Organist von Linz gefiel ihm sehr. Gratuliere!
Nochmal meine herzlichste Gratulation! Leb wohl und
gesund!
Wien, 2. Nov. 1886.
Dein
Bruckner.
Lieber Freund!
Empfange die herzlichste Erneuerung meiner tiefem—
ofundenen Glückwünsche zum Namensfeste! Abgesehen von
den hocherfreulichen Früchten Deines künstlerischen Wirkens,
vozu ich bestens gratuliere, ist es Dein körperliches Wohl⸗
hefinden, Deine Gesundheit, die ich vom allgütigen Himmel
von ganzer Seele ersehne! Gott erhalte Dich viele — viele
Jahre recht gesund!
Wien, 8. Nov. 1888. Dein alter Freund—
A. Bruckner.
Lieber Freund!
Vorläufig danke ich Dir sehr für Deine Bemuhung. Ich
bin schon in St. Florian, und komme Sonntag zeitig genug
hor dem Hochamte zur „Kanone“. Kannst Du es vielleicht
durch den Kammerdiener dem Hochwürdigsten Herrn Bischof
wissen lassen, so bitte ich Dich. Ich glaube mich erst nach dem
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Hochamte vorstellen zu sollen. Sei nicht böse über die vielen
Belästigungen meinerseits. Auf freudiges Wiedersehen.
St. Florian, 27. 3. 1891.
Dein Bruckner.
Der letzte Brief bezieht sich auf ein Orgelspiel bei dem
Hochamte am Ostersonntag (29. März 1891) im alten Dom
zu Linz.
Wie übrigens auch Waldeck an Bruckner hing, mag fol—
gende Stelle eines Briefes, den ersterer nach der Aufführung
der FP-Molll-Messe beim vorjährigen Linzer Brucknerkonzert
an mich richtete, zeigen: „Die Aufführung von Bruckner Messe
machte einen so tiefen Eindruck auf mich, daß ich bei Qui tollis
. Pt in carnatus . .. und Dona die Augen voll Tränen
hatte, und ich beimm Weggehen einem Herrn, der mich ansprach,
nicht antworten konnte, weil ich von der Messe so erschüttert
war; hiezu hat wohl auch die Erinnerung an Bruckner beige—
tragen, der mich immer seinen liebsten Freund nannte, der
mich als seinen Nachfolger empfahl, der, hätte er die ihm ge—
bührende Stelle eines Hofkapellmeisters erhalten, mir zu einer
Hoforganistenstelle verhelfen wollte — Bruckner, der mir die
unter den schmerzlichsten Empfindungen und geistigen Qua—
len komponierten Teile seiner Messe vorspielte. Vielleicht
haben gerade diese Einflüsse die Messe so ergreifend gemacht.“
Es ist bekannt, daß Bruckner seinen. „Gaudeamusern“ von
Waldeck erzählte, als derselbe 1894 zur Aufführung der
F-molll-Messe nach Wien kam. J
Waldeck war im Besitze einer Brucknerschen Orgel—
komposition — eine Rarität —. Es ist eine Fuge in D—
molll, welche Bruckner anläßlich der Primiz des Hochw.
Herrn Ferdinand Kerschbaum, späteren Pfarrers in Grün—
burg, 1862 geschrieben hatte. Interessant ist auch, zu
erfahren, welche drei Werke Bruckner am liebsten waren; auf
eine diesbezügliche Frage zählte er auf: „Mozarts Requiem,
die Matthäus-Passion, die Eroica.“ Bezüglich des
Probeorgelspiels Bruckners zur Erlangung der Domorga—
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nistenstelle in Linz erzählte mir Waldeck folgendes: Der da—
mals bekannte und geschätzte Klavierstimmer Just (Vorgän—
ger von Heitzmann) befand sich am Tage der Orgelprüfung
in St. Florian, woselbst er die Orgel zu stimmen hatte. Als
er mit Bruckner, der damals Lehrer in St. Florian war, zu—
sammenkam, fragte er ihn, warum er nicht nach Linz zur Or—
gelprüfung gefahren sei und beredete Bruckner so lange, bis
sich letzterer im einfachen „Röckel“ aufsetzte und nach Linz
fuhr. Außer Bruckner hatten sich noch zwei Bewerber: Lanz
Engelbert und Hain Raimund eingefunden. Die Geistlichkeit
setzte sich für Hain (gestorben 1808 als Organist und Chor—
regent der St. Josef-Pfarre in Linz), die Gemeinde für Lanz
(starb 1904 als k. k. Uebungsschullehrer i. R.) ein. Bruckner
fand in dem damals einflußreichen Hof- und Gerichtsadvoka—
ten Dr. Adolf Dürnberger — einem ideal angelegten Men—
schen — einen warmen Freund und Gönner. Als Hain und
Lanz ihr Spiel beendet hatten, begann Bruckner zu spielen.
Erst präludierte er, sodann fing er zu phantasieren an und
es schien — wie sich Waldeck ausdrückte: als wenn
der Teufel plötzlich los wäre. Bruckners Spiel
stellte das der Mitbewerber in den Schatten; be—
zeichnend ist der Ausspruch von Lanz, der zu Bruckner sagte:
„Du bist der Tod aller.“ Um wieder auf Waldeck zurückzu—
kommen, so glaube ich, daß es gewiß billig und gerecht wäre,
in der einen oder anderen Brucknerbiographie, die im Laufe
der Jahre erscheinen wird, auch das Kapitel „das Freund—
schaftsverhältnis: Bruckner— Waldeck“ nicht zu vergessen.
Im Anhange bringen wir hier ein Verzeichnis“) der
Kompositionen Waldecks, das allerdings auf absolute Voll—
ständigkeit keinen Anspruch erheben kann. Außer den „12
Variationen über das Menuett aus Don Juan für
2 Klaviere, Op. 22“, welche bei Fink in Linz im Verlag er—
schienen sind, ist von Waldecks Kompositionen nichts gedruckt.
Um aber für die Zukunft Waldecks wertvolle und inter—
essante Werke der Allgemeinheit zugänglich zu machen, hat
sich, wie schon bemerkt, ein eigenes Komitee gebildet.
A. Gesangswerlke mit Instrumental-Begleitung.
1. Pcce Sacerdos, für östimmigen Chor und 15stimmiger
Blasharmonie. I
2. Tantum ergo in B-dur. Chor und Streichinstrumente.
—A für 4stimmigen Chor und 7 stimmige
Blasharmonie.
4. Omnes de Saba, Chor und Orchester
5. Réges Tharsis, Chor und Orchester.
6. Haec dies, Chor und Orchester.
7. Perra tremuit, Chor und Orchester.
8. Ascendit, Chor und Orchester.
9. Hodie Ohristus natus est, Chor und Orchester.
IO. Laetentur coeli, Chor und Orchester.
II. Te deum Nr. 1 in O. ⸗
12. Te deum Nr. 2 in Ot?/, Takt.
13. Te deum Nr. 3 in B.
14. Libera in P-mol].
15. Tantum ergo, für Chor und obligate Orgel.
*) Zusammengestellt von dem Domorganisten und jetzigen
Domkapellmeister Ignaz Gruber.
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B. Vokal-Kompositionen.
16. Graduale: Ad te levavi]i;
Offertorium: Universi für 1. Advent⸗Sonntag.
Graduale: EXx dion 498995 5—
Offertor.: Deus tu convertens 8 Advo.Sonntag.
18. Graduale: Qui sedes Jetür den
Offertor.: —B für den 3. Advent-⸗Sonntag.
19. Graduale: Tecum principium.
20. Graduale: Adjutor.
21. Graduale: Sciant gentes.
22. Graduale: Angelis 3
Offertor.: s für den 1. Fasten⸗Sonntag.
pee aene, für den 2. Fasten-Sonntag.
Graduale: EXsurge] f5;
— —5— für den 3. Fasten⸗Sonntag.
25. Graduale: Tenuisti.
26. Graduale: Ohristus factus est
Offeitor.: Dextera Domino für Gründonnerstag.
Communis: Dominus deus
27. 4 Einlagen: Bonum est, Confitebor u. s. f.
28. Diffusa est gratia.
29. Beata es Virgo und Avé Maria stella in As-dur.
30. Gloriosus Deus und Mirabiles.
31. Exultabunt sancti.
32. Lauda Jerusalem.
33. Justus und Véritas in P-dur.“
34. Justus, Véritas und Gloria et honore.
35. Fihae regum.
36. Desidérium.
37. Puer nobis.
38. Ave maris stella.
39. Oréator almoe.
40. Bonum est, Contebor in B.
41. Am Feste des hl. Erzengel.
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——
42. Exultet und Mihi autem.
48. Té Joseph celebrent.
44. Veni creator und Emitte spiritus in B.
45. Isto confessor in As und Sanctorum möeritis.
46. Jesu corona Virginum.
47. 4 Gesänge zum 40stündigen Gebet.
48. Asperges me. —
49. Domine non sum dignum.
50. Panis angelicus.
51. Orux ave.
52. Angeélis suis.
Ferner sind beiläufig 20 sehr wertvolle Orgelkom—
positionen und viele Arrangierungen vorhanden. Auch zwei
Märsche finden sich vor. Bemerkt sei noch, daß die Nume—
rierung keine chronologische ist.
— *
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Aufrusf.
Am 25. v. M. ist Domkapellmeister Karl Waldeck aus
dem Leben geschieden, ein Künstler, der stets nur den höchsten
Aufgaben der Kunst zugewendet, eine lange Reihe von Jahren
ebenso bescheiden wie rastlos und erfolgreich an der Hebung der
musikalischen Verhältnisse in unserem Lande mitgearbeitet hat.
Zahlreiche Freunde und Verehrer werden seine Tätigkeit als
Musikpäbagoge, Organist, Dirigent und Komponist in gutem
Andenken behalten. Weiteren Kreisen jedoch, sowie der Nachwelt
sollen seine herrlichen Kompositionen, von denen viele zu den
hervorragendsten Schöpfungen der letzten Jahrzente gehören, im
Druck zugänglich gemacht werden.
Hiezu beizutragen erscheint als eine Ehrenpflicht unseres
Landes, das auf Karl Waldeck, als einen seiner besten Söhne,
stolz zu sein berechtigt ist und dem Verewigten durch Förderung
der Herausgabe seiner Werke das schönste Denkmal setzen wird.
Es ist Aussicht vorhanden, einen hervorragenden Musikalien—
berlag für die Sache zu gewinnen. Da jedoch auf kbinen
Massenabsatz, iusbesondere der kirchenmusikalischen Werke des
Meisters in keinem Falle zu rechnen ist, so wird das Unternehmen
erst dann in dem gedachten Umfange gesichert erscheinen, wenn
durch entsprechende Beiträge wenigstens die Bedeckung eines Teiles
der Druckkosten, beziehungsweise die Abnahme einer entsprechenden
W —
gestellt werden kaun.
Das unterzeichnete Komitee richtet daher an die Bevölkerung
Oberösterreichs, insbesondere an die Freunde guter Kirchenmusik,
das Ersuchen, durch entsprechende Beiträge die Herausgabe der
Werke Kall Waldecks zu fördern. Den Spendern von Beiträgen
steht nach Erscheinen der Werke der unentgeltliche Bezug von
solchen nach Maßgabe der geleisteten Beiträge zu und wird den—
selben zum Zwecke der Auswahl seinerzeit die geeignete Mitteilung
zukommen. Da unter den Werken Waldecks auch kleinere Kom—
hositionen sich befinden, so können auch Spender von kleineren
Beiträgen mit Exemplaren bedacht werden. Die unterzeichneten
Komiteemitglieder, sowie die Redaktionen der Linzer Tagesblätter
sind bereit, Beiträge entgegenzunehmen.
Linz, am 20. April 1905.
Ignaz Gruber, Lehrer und Domorganist; Dr. Oito Bahr,
Musikreferent; Franz Gräflinger, städt. Beamter und Musik—
referent; Dr. Rudolf Hittmayr, Regens des Priesterseminars;
Viktor Kerbler, Oberlandesrat; Franz Neuhofer, Lehrer.
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