map 26 H I S P A N I A. 155. Den Griechen schon früh bekannt unter clem Namen He - s p e r i a (griechische, früher auch Italien mitumfassende Benennung: Westland) und Iberia, der wahrscheinlich auf das ganze Land übertragen vom Flusse Iberus (vgl. §. 13 Indus und India), in dessen Nähe die ältesten griechischen Ansiedlungen lagen (massilische Colonien Rhodae und Emporiae nahe den Pyrenäen). Danach benannten auch Griechen und Römer die in viele ein¬ zelne Stämme getheilte einheimische Bevölkerung mit dem Ge- sammtnamen der Iberer, unterscheiden jedoch von ihnen die eingewanderten, im Innern und im Westen der Halbinsel zer¬ streuten keltischen Stämme: Artabri, Areväci, Celtiberi (von ihrer Mischung mit eigentlichen Iberern, deren Sprachen und Sit¬ ten sie angenommen hatten, benannt) und speciell sogenannte Celtici. In den westlichen Pyrenäen hat das iberische Volk der Vasconen unter dem Namen Basken oder Euslcen seine alte Nationalität und Sprache bis jetzt fast unvermischt erhalten, wäh¬ rend alle übrigen Theile der Halbinsel romanisirt worden sind. 156. Das am frühesten civilisirte ächt iberische Volk: Tur- detaner im reichen Baetis-Thal an der Südküste, durch den Einfluss der phönicischen Handelscolonien, welche sich bereits seit dem 11. Jahrh. v. Chr. an der Südküste (Tartes- sus, im A. T. Tarschisch) ansiedelten; ausser der bedeutendsten Stadt Gadir besonders zu Calpe, Carteja, Suel, Malaca, Mae- noba, Sexi, Abdera. Ihre Nachfolger in der Herrschaft über das südliche Spanien wurden seit dem Falle von Tyrus im 5. Jahrh. die von ihnen abstammenden Carthager, die schon seit 650 auf den Inseln ansässig, unter Hasdrubal vom Süden aus um 260 250 v. Chr. Baetica und die Ostküstenländer bis zum Ibe¬ rus unterwerfen und um 230 Neu - Carthago als Hauptstadt er¬ bauen. In Folge der dadurch angeregten Kriege mit Rom, Er¬ oberung des östlichen und südlichen Hispaniens durch Scipio seit 220; des innern oder Celtiberiens um 200 (Numantia nach nochmaliger Empörung zerstört 133), des Westens oder Lusita- niens um 138, der Nordküste, namentlich Cantabriens und Astu- riens, erst unter Augustus, 25—18 v. Chr. Zuerst getheilt in zwei Provinzen: H. Citerior oder Nordostküste und Ebro- gebiet, Hauptst. Tarraco, und Ulterior; Ost- und Südküste und Inneres, Hauptst. Carthago nova; später die Grenze vorge¬ schoben sowie sie auf der Karte angegeben; zu Ulterior wurde auch Gallaecia nach der Eroberung geschlagen, von Augustus aber später der Provincia Citerior oder Tarraconensis zugetheilt und jenes wieder in zwei Provinzen getheilt: Baetica, vom Hauptfluss Baetis benannt, mit der Hauptstadt Corduba, und Lusitania, nach dem Hauptvolke benannt, Hauptstadt Augusta Emerita. Zahlreiche von den Römern neu angelegte Städte (da¬ her mit lateinischen Namen, im folgenden Yerzeichniss mit * be¬ zeichnet) und in die ältern Städte geführte italische Colonien be¬ wirkten im grössten Theile des Landes fast völlige Romanisirung in Sprache und Bildung. 157. Von den alten Gebirgsnamen hat sich nur der der Py¬ renäen , dagegen haben sich meistentheils die der Flüsse erhalten. An der atlantischen Küste. Nelus Navia Tamaris Ulla Minius Limius Durius mit Astura Pisoraca Cuda Vacua Munda Nalon Navia Tambre Ulla Minho, Mino Lima Douro, Duero Estola Pisuerga Coa Vouga Mondego Tagus Anas Baeti8 mit dem Singulis Tago, Tejo Guadi - Ana (Guadalquibir *) Jenil. An der Mittelmeer-Küste. Sucro Turia Iberus mit dem Salo Sicoris u. Cinga Rubricatus Jucar (Guadalaviar *) Ebro Jalon Segre u. Cinca Llobregat. Auf den Inseln bestanden alte punische Niederlassungen, namentlich auf den von den Griechen so genannten Pityusae (Uebersetzung des phonic. I-Busim, d. i. Insel der Fichten, daher Ebusus, lviza). Baleares (bei den Griechen Tvfxvriöiai), ist einheimischer oder puni- scher Name, von den Römern angenommen, welche sie der Grosse nach un¬ terschieden als Major und Minor, daher die neueren Namen Majorca (Mallorca) und Menorca. Auf jener Palma und Pollentia (Palma und Pollenza), auf dieser Mago Malion. In Tarraconensis. An der Küste: Rhodae Rosas Emporiae Ampurias Gerunda Gerona Baetulo Badalona Barcino Barcelona Tarraco Tarragona Dertosa Tortosa Saguutum (Murviedro) Edeta Liria] Liria * Valentia Valencia Sucro Sueca Dianium Denia Lucentum Alicante Ilici od. Elica Elche Carthago Nova Cartagena Vera. Barea Im Innern: Acci Guadix (d. i. arab" Wadi Asch) Basti Baza Biatia Baeza Ilorcum Lorca Consabrum Consuegra Toletum Toledo Segovia Segobia Cauca Coca Segontia Siguenza Uxama Osma Termes Tiermes Arcobriga Ar cos Salduba, später * Caesaraugusta Zaragoza Celsa Jelsa Herda Lerida Thal Cerretania Cerdagna Osca JTuesca Jaca Jaca Pompelo Pamplona Virovesca Bribiesca Calagurris Fibu- Loharre Calagurris Nas- Calaliorra sica Pallantia Palencia Septimanca Simancas *Legio VII Gemina Leon *Asturica Augusta Astorga *Lucus Augusti Tude Bracara Augusta Portus Cale Lugo Twy Oporto (daher auch d. Name Portugal). In Lusitania. Salmantica Caurium Conembrica Olisipo Caetobriga Salacia Laeobriga Myrtiiis *Pax Julia Ebora * Augusta Emerita Trogilium Salamanca Coria Coimbra Lisboa Setuval Alcacer do Sal Lagos Mertola Be ja Evora Merida Trujillo. In Baetica. Metellinum Sisapo Serpa llipa Gades (Gadir) Calpe Hispalis Nebrissa Carmona Corduba Astigi Astapa Anticaria Munda Arunda Malaca Abdera (Almaden *) Serpa Niebla Cadiz (Gibraltar) Sevilla Lebrija Garmona Cordoba Ecija Estepa Antequera Monda Ronda Malaga Adra. *) Arabische Benennungen : Wad-al-kebir „grosser Fluss" und Wad-al-abiad, „weisser Fluss4\ GALLIA. 158. In dem später vorzugsweise Gallia genannten Lande werden als älteste Einwohner der südlichen Theile genannt: im westlichen Theile, nördlich bis zur Garumna, östlich bis zum Rho- danus die Iberer, hier Aquitanier genannt, darunter der be¬ deutendste Stamm die Yasken in den Pyrenäen (daher das Land im Mittelalter Yasconia, Gascogne, sowie aus Aquitania Guienne entstanden ist) und im östlichen Theile in den Alpen die Ligu- rer (Ligyer der Griechen, darunter Hauptvölker die Salyes oder Salluvii und Yocontii). Beide grösstenteils unterworfen (an der Südküste erst um 400 v. Chr.) durch keltische Yölker, welche ausserdem auch seit ältester Zeit die britischen Inseln, das west¬ liche und südliche Germanien und die ganzen Oberdonauländer bewohnten. Sie theilten sich, ihren noch jetzt lebenden Dialekten nach, in wenigstens zwei grosse Zweige: den nordwestlichen galischen (eigentlich gadhelischen), dem die Iren und Scoten angehören, und den südöstlichen kymrischen, dessen Haupt- theile die Briten und die eigentlichen Kimbern (oder Kymren, lat. Cimbri), dem aber auch die jetzt nicht mehr selbständig er¬ haltenen Zweige der Beigen im Norden (aus denen die Wallo¬ nen entstanden) und der eigentlichen Kelten im Süden oder im Haupttheile des eigentlichen Galliens, sowie durch Auswanderung im nördlichen und inneren Hispanien und in den Donauländern verbreitet, sprachlich näher verwandt sind. Yon letztgenanntem Stamme, welcher an der ligurischen Südküste zuerst den Griechen bekannt wurde, wurde der Name im griechischen Sprachgebrauch auf die ganze Nation übertragen, während die Romer dafür den den ob er italischen Keltenvölkern eigentümlichen Gesammtnamen Galli (bei den Griechen Fakatai) gebrauchten. 159. An die Stelle dieser Stammeintheilung des eigentlichen (von den Römern so benannten transalpinischen) Galliens, wie sie in Caesar's Kriegsberichten erscheint, trat nach der voll¬ ständigen Unterwerfung des Landes unter Augustus eine neue, gleichmässigere Provinzeintheilung. Der südöstliche, von gemisch¬ ten Kelten undLigurern bewohnte, am frühesten (im zweiten pa¬ nischen Kriege) von den Römern eroberte Theil des Landes, bis dahin gewöhnlich schlechtweg Provincia genannt (daher im be¬ schränkterem Sinne noch jetzt Provence), erhielt den Beinamen Gallia Narbonensis von der Hauptstadt Narbo Marcius, Colonie seit 118 v. Chr.; ebenso wurde der mittlere Hauptthejl des eigent¬ lichen Celtica nach der Hauptstadt Lugdunum Gallia Lugdu¬ nen sis benannt, und demselben noch nördlich der untern Se- quana die belgischen Bezirke der Caleti und Yeliocasses beige¬ fügt ; wogegen der südwestliche Theil von Celtica zur Provinz Aquitania, sowie der östliche Theil zur Provinz Belgica ge¬ schlagen wurde. Der ganze atlantische Küstenstrich, vorzüglich der nördliche an der Meerenge, führte ohne Rücksicht auf die Bevölkerung den geographischen Namen Armorica von seiner Lage am Meere (keltisch mör). Die Gebiete der schon vor Cae¬ sar's Zeit über den Rhein eingedrungenen deutschen Yölker wur¬ den seit Augustus unter dem Namen Germania (cisrhenana) zu- sammengefasst und unter Tiberius in die Provinzen G. Superior und Inferior getheilt. 160. Gebirge: Cebenna {Ktupsvov), Sevennen, Jura, Yosegus (nicht Yogesus), woraus franz. Vosges und deutsch Wasgau (und aus der franz. Form unser falsches: Vogesen), Ar duenna, Ar nen¬ nen mit Einschluss der Eifel. Flüsse. Zum Mittelmeer: Varus Rhodanus, mit Arar (Saucona) Dubis Isara Druentia Vardo Arauris Orobis Atax Telis Var Rhone (im Wallis Rodden) Doubs Isere Durance Gard H&rault Orbe Aude Tet. Zum Ocean: Atur Garumna, mit Tarnis Veronius Oltis Triobris Duronius Carantonus Adour Garonne Tarn1 Dordogne Charente Liger, mit Elaver Andra Vigenna Lidericus Sartha Meduana Vindana Argenus Sequana, mit Icauna Cora Ebura Matrona Isara Axona Samara Scaldis Mosa, mit Sabis Rhenus, mit Ararius Heiella Nava Moseila , mit Saravus Sura Loire Allier Indre Vienne Loir Sarthe Vilaine Orne Seine Yonne Cure Eure Marne Oise Aisne Escaut, Scheide Meuse, Maas Sambre Rhein Aare III Nahe Mosel Saar Sure (Sauer). *) Arabischer Name, Bergwerk bedeutend wegen der berühmten Quecksil- berminen. 161. An der Südküste griechische Colonien (von Phocaea in Ionien begründet um 600 v. Chr.): Mass alia und die davon ab¬ hängigen Tauroentum, Olbia, Antipolis, Nicaea, Monoecus, Rho- danusia, Agathe, Leucate, Inseln Stoechades (Hyeres). Neben diesen wurden im Süden besonders Areläte, Nemausus, Tolosa als Handelsstädte wichtig*). Die von den Römern in Narbonensis Der diese Gegenden berührende Zug Hannibal's über die Alpen (den Mei¬ nen S. Bernhard) ist auf Taf. IX. in seiner allgemeinen Richtung eingetragen.