19 Dardania (Hauptstadt Scupi, jetzt UsJcub) am Gebirge Scar- dus (Schar), früher ein selbständiges, den macedonischen Königen immer feindliches Reich, seit 71 y. Chr. den Römern unterworfen. In Moesien wenige ältere Städte, die meisten römischen Ur¬ sprungs, wovon ihre alten Namen nur erhalten haben längs der Donau, von 0. nach W.: Durostorum JDristrci (Silistria), Nicopo- lis Nigebolu (Nebul), Rafiaria Arzer, Bononia Widin (slawisch Bodun), und an der grossen Heerstrasse von der mittlem Donau nach dem Bosporus: Naissus (in späterer Zeit zu Dardania ge¬ rechnet) Nisch. Mit verändertem Namen: Singidunum (Belgrad), Serdica (Sofia), Odessus (Warna). Von den beiden Namen der Donau scheint Ist er (bei den Griechen durchaus, bei den Römern im untern Laufe gebräuch¬ lich) der thracische, Dänuvius der illyrische Name zu sein. Ne¬ benflüsse: Iatrus, bei Herod. "A&Qvg, Jantra, Escamus Osma, Utus Wid, Oescus i^Oaxiog, falsch 2^iogy Herod. IV, 49) Islcer, Ciabrus, rm .. m- MargUS {jB^byyog Herod.) Moraiua. Cebrus Zibru, Timacus Daeien und die Geten. 119. Die Ebenen nördlich von der untern Donau, ursprüng¬ lich ein Theil des cimmerischen, dann des scythischen Landes, wurden seit 300 v. Chr. von dem bis dahin nur südlich des Ister wohnenden thracischen Volke der Geten eingenommen, welche immer weiter gegen NO. vordringend (namentlich seit 200 v. Chr. auch durch einwandernde gallische Völker vorwärts gedrängt) al¬ les Land bis über den Tyras (daher der Name des östlichen Stam¬ mes, Tyrigetae) bis zum Borysthenes bis um 50 v. Chr. beherrsch¬ ten. In den nördlich anstossenden goldreichen Gebirgen (den Rhipäen der älteren Griechen, jetzigen siebenbürgischen Karpa¬ ten) kennt Herodot das Volk der Agathyrsen; die späteren, namentlich die Römer, das Volk der Dacier (Davi, . Jaoi), angeb¬ lich dieselben mit den Geten, also wahrscheinlich auch ein thra- cischer Stamm, dessen grossentheils romanisirte, jedoch stark mit Slawen vermischte Nachkommen sich in den heutigen Wlachen erhalten haben. Das im 1. Jahrh. n. Chr. entstehende Da eis che Reich begreift auch die östlichen Ebenen des früheren getischen wenigstens bis zum Pyretus, vielleicht bis zum Hypanis, und wird in dieser Ausdehnung von Trajanus 106 v. Chr. zur römischen Provinz gemacht; Hauptstadt S armiz eg e thus a (Col. IJlpia Trajana, Ruinen bei Varhely in Siebenbürgen). Der östliche District, zwischen Pyretus und Hypanis, wurde als Küstenland administrativ zu Niedermösien gerechnet. Erhaltene Flussnamen: Tisia (Pathissus) Theiss, Marisia (Ma- Qig Herod.) Marosch, Tibiscus (Tifiiag Herod.?) Temesch, Berzo- via Brzawa (wo die warmen Quellen von Mediae, Mehadia), Aluta (v Ar lag Herod.?) Alt, Olt, Hierasus (Tiaqajnog Herod.?) Sereth. Die nie sehr stark bebaute und bewohnte ^ an Städten arme und weitläufige Prövinz war schon nach einem Jahrhundert nicht mehr gegen das Vordringen germanischer Völkerschaften zu be¬ haupten, die römischen Einwohner wurden daher von Aurelian um 270 n. Chr. auf das Süddonauufer übergeführt und hier aus Theilen Ober - und Niedermösiens (vom Timacus bis zum Utus) und Thraciens (um Serdica) eine neue Provinz Dacia gebildet (daher gewöhnlich Dacia Aureliani genannt, s. Taf. XVI). Illyria. 120. Das ganze von illyrischen Stämmen bewohnte Land, d. i. alle östlichen Küstenländer des adriatischen Meeres, mit den da¬ hinter liegenden Gebirgslandschaften, wurde erst spät von den Römern unter dem Namen Illyricum zusammengefasst; im en¬ geren Sinne wurde zuerst Illyrien ('iMvQig) das Reich genannt, welches die südlichen, zuerst den Griechen bekannt gewordenen kleinen Reiche der Taulantier (an der Küste) und Dassareten (im innern Lande) nördlich begrenzend, um den Fluss Drilon (Drin) und die Hauptstadt Scodra sich bildete. Jene Völker nebst den die Küste besitzenden, von porinthus und Corcyra im 7. Jahrh. v. Chr. gegründeten Colonien^ Apollonia und Epidamnus wurden von Philippus II. von Macedonian unterworfen, und nachdem sie seit 250 v. Chr. unter Botmässigkeit des Reiches von Scodra gestan¬ den hatten, durch Philippus III. um 200 wieder mit Macedonien vereinigt und kamen mit diesem, — die Küstenstädte sowie Corcyra aber schon 229, unter römische Herrschaft, ebenso das eigentliche Illyrien nach Besiegung des letzten Königs Gentius (167 v. Chr.). An der nördlich folgenden Küste kannten die älteren Griechen verschiedene kleine Völkerstämme: Manier, Nester, Buliner, Hyl- ler, Ardyäer, an deren Stelle später der Gesammtname Dal ma¬ ter (Jsh/Liarca) tritt. t121. Die vorliegenden Inseln wurden früh durch Inselgriechen (Cnidier, Liparaeer und Corcyraeer auf Corcyra Melaena) dann um 380 v. Chr. durch Dionysius von Syracusae, der auch Lissus in Süd - Illyrien anlegte, mit Colonien besetzt, ausser den genann¬ ten namentlich Melita und Issa, zu letzter gehörten die Küsten¬ städte Tragurium und Epetium. Diese Inseln und Dalmatien ge¬ horchten seit 250 dem illyrischen Reiche, die Römer fassten hier seit 150 Fuss, aber erst um 60 v. Chr. wurde das Land zur Pro¬ vinz, der auch das südliche Illyrien (ausser dem zu Macedonien geschlagenen Theil) beigefügt und gemeinsam D almati a benannt wurde. .— Die nördlich von den Dalmatern an der Küste woh¬ nenden Liburner und Istrer wurden 176 v. Chr., die im In¬ nern, nach der Save zu, seit 280 v. Chr. eingewanderten keltischen S cor disk er, und das illyrisch-keltische Mischvolk der Japy- d e r oder J a p o d e r nach langen Kriegen 128 v. Chr. von den Römern unterworfen, aber erst 9 n. Chr. zur Provinz Liburnia vereinigt, Istrien aber zu Italien geschlagen. 122. Nach der im Anfange des Mittelalters erfolgten Ein¬ wanderung slawischer Stämme, welche die altillyrische Bevölke¬ rung (Albanesen oder Schkjipetaren) in den südlichen Theil und nach Epirus zu verdrängten, haben sich die alten Namen nur an der Küste und auf den Inseln erhalten. Von Süden anfangend, mit Beifügung der bei den Europäern gebräuchlicheren italiänischen Formen in [ — ]: Im macedonischen Illyrien. Aul on Awlona [Valona] Dyrrhachium Drasch [Durazzo] ^Kniöa^vog) Lissiis Lesch [Alessio] In Dalmatien. Scodra Ischkodra od. Ska¬ dar [Scutari] Olcinium ^ Olgun [Dulcigno] Butua {Bov&oil)f Budua Rhizonium( P^Wl^Risano Narona (NaQMy) am Fluss Naro Fluss Narenta Salona (2alü)p) Salonabei Spalato Tragurium Troghir [Trau] In Liburnien. Sc£&dona Skradin [Scardona] Jadera Start Zadar [Alt- Zar a] Aenona Nona Corinium Carin Senia Zengg [Segna] Tarsatica Ter sat to bei Fiume Flanona föhavujv) Fianona Alvona Albona Inseln. Melita Meleda Ladesta Agosta Corcyra (K&QXVQCl Karkar [Gurzola] Mskaiva) Taiiris, Tor cola Issa Lissa Pharus Hvar [Lesina] Brattia Brazza Solunta i^OkWTa) Solta Arba Arbe Curicta Krik [Veglia] Crepsa [Absyrtis] Tschres [Cherso]. Pannonia, Norieum, Eaetia, Vindelieia. 123. Die Länder im Si\den der Donau waren zur Zeit der römi¬ schen Eroberungen Wohnsitze keltischer Völker: westlich in der obern Donauebene Vindelicier, östlicher im Bergland der niede¬ ren Alpen Taurisker, deren bedeutendes Reich (östlich bis Carnun- tum ausgedehnt) von der Hauptstadt Noreja bei den Römern den Namen Noricum erhielt, im untern Hügellande längs des ganzen Oberdonaulaufes, und später auch noch nördlich der Donau Bo- jer; südöstlich am Dravus und Savus und südlich in Illyrien hinein Scordisker. Zu der Urbevölkerung gehören dagegen wahr¬ scheinlich den Illyriern und Liguriern verwandten, die Raeter in den westlichen Hochalpen, die Pannonier in der mittleren Do¬ nauebene und am Dravus (von den Alten schon für identisch mit den Paeoniern gehalten), endlich die illyrischen Völker im südöstlichen Theile (in den Ostalpen), namentlich die mit.Kel¬ ten gemischten Japoden und Carner. Nach den letztern, die an Italien grenzten und zuerst in Berührung mit den Römern kamen, nannten diese alle Oberdonauländer bei ihrer Eroberung unter Augustus mit gemeinsamen Namen: Illyrische Provinzen; unter Claudius wurden wahrscheinlich erst die Namen und Gren¬ zen der einzelnen Provinzen fest bestimmt; im 0. Pannonia; in der Mitte Noricum, im W. Raetia mit Einschluss von Vindelieia. 124. Erhaltene Namen: Flüsse: Dänuvius Guntia Li cu s Isara mit Ambra Aenus (Oenus) Anisus Isis Arrabo Dravus mit Murus Savus mit Colapis Corcora See Pelso Donau Günz Lech Isar Amper, Ammer Inn (im obern Laufe Oen) Enns Ips Raab Brave, Brau Mur Save, Sau Kulpa Ourk Balaton (Platten). Städte: In Pannonien. Sirmium Landschaft Syrmien Siscia (Segestica) Sis e eg Aquin cum Alt - Ö fen Arrabona Raab Carnuntum (Ruinen bei Haimburg) Vindobona Wien. In Noricum. Tirgisamum Laureacum Lentia* Ovilaba Idunum Noreja Virunum Poetovio Celeja Teurnia Juvavum Traismauer Lorch bei Enns Linz Wels Judenburg (Neumarkt) (St. Veit) Pettau Öilli Tebern (Salzburg). In Raetia. V; Castra Batava Reginum Augusta Vindelic. Cambodunum Brigantium Arbor felix Magia Curia Clavenna Parthanum Veldideua Matrejum Brixentes Tridentum Passau Regensburg .Augsburg Kempten Bregenz Arbon Maienfeld Ghur (ital. Coira) Chiavenna (Cle/en) Parterikirch Wilden bei Innsbruck Matrei Brixen Trient. ITALIEN. 125. Den Namen Italia legten zuerst die Griechen der süd¬ lichsten, vom Volke der Italer bewohnten Halbinsel bei und übertrugen ihn später, da ihre Kenntniss sich über die benach¬ barten Küsten ausdehnte (deren Namen nach den inwohnenden Hauptvölkern: Japygia, Opica, Tyrrhenia, noch bis ins 4. Jahrh. v. Chr. strengem Gegensatz zu Italia gebraucht wurden), auf das ganze von den Apenninen umschlossene Land; in dieser Ausdeh¬ nung scheinen ihn die einheimischen Völker ausonischen und sa- binischen Stammes, da sie, nach Süden vordringend, früher grie¬ chische Landschaften besetzten, von den Griechen angenommen zu haben, wie die Benennung der Italiker zeigt, die sie sich in späterer Vereinigung gegen Rom (im bellum sociale 90 v. Chr.) selbst beilegten (oskischer Landesname: Vitelio); auf Etrurien wurde er erst nach dessen völliger Besiegung durch Rom, auf das von Galliern, Ligurern und Venetern bewohnte Land zwischen Apenninen und Alpen ebenfalls erst durch die römische Herr¬ schaft (seit 120 v. Chr.) ausgedehnt. 126. Reste der wahrscheinlich den Illyriern verwandten älte¬ sten Bevölkerung der Halbinsel erhielten sich im äussersten Sü¬ den: die Sicaner, angeblich früher in Mittelitalien, namentlich in Latium sesshaft, von den Griechen als ein von iberischen West¬ oder Nordländern her durch die Ligurer verdrängtes Volk ange¬ geben und Siculer, die vor ihrer Einwanderung in die nach ihnen Sicilia benannte Insel (um 1100 v. Chr. nach Thucyd.) auch in Süditalien und an der .Westküste bis nach Latium hinauf ge¬ wohnt haben sollen, an den Ostküsten: Messapier, Cala- brer, Iapyger (Apuler), im nordwestlichen Gebirgslande: Li¬ gurer, im Nordosten Veneter. Die übrigen Völkerschaften, namentlich des mittlem Italiens, scheinen aus Nordosten jenseits des adriatischen Meeres ein¬ gewandert zu sein. Auf eine ursprüngliche Zusammengehörigkeit der mittelitälischen Völker: der Latiner, Osker, Umbrer, Sabiner, deutet der unter allen verwandten Sprachen den griechischen zu¬ nächst stehende Charakter ihrer Sprachen, welche wir mit dem 3 *