Detachement zerstoben, aber bald auf 120 Mann angewachsen: jeder motivierte seinen Rückzug damit, daß er Patronenfassen gehe. Natürlich wurde niemand über die Brücke gelassen. Vor der Brücke war der Hilfsplatz der Sanität etabliert. Hier lagen viele im Sterben, und der Geistliche gab ihnen die letzte Ölung. Ein Kadett schlug im Todeskampf mit den Füßen um sich und fiel dann leblos von der Tragbahre. Unauslöschlich schreckliche Bilder. — Der Hilfsplatz wurde gegen 6 Uhr abends von Schrapnellen beschossen und mußte über die Brücke ver¬ legt werden. Unsere Leute, die die Patronen nach vorn tragen sollten, stoben beim Beginn des Bombardements auseinander, und erst als wir einige Verschlage auf die Fahrküchen aufladen konnten, gelangten wir vorwärts. Hundert Soldaten mit Schußwunden humpelten vorüber — fast durchweg Selbstverstümmelungen. Meistens sind sie in den Zeigefinger der linken oder der rechten Hand oder in den Fuß getroffen, — am Pulverrauch der Wundränder erkennt man das eigene Fabrikat. Eine kompagniestarke Abteilung von solchen anscheinend selbstverletzten Soldaten zieht von der Divisionssanitätsanstalt unter Bedeckung von Feldgendarmen wieder in die Schwarm¬ linie. Gewiß sind nicht alle von ihnen Selbstverstümmler und müssen doch dafür büßen, daß die anderen sich durch ein Bluts¬ opfer am eigenen Leib dem Kampf zu entziehen versucht haben. Es ist in der menschlichen Natur begründet, daß man sich lieber eine schwere Wunde selbst zufügt, als sich der Möglichkeit aus¬ setzt, eine vielleicht leichtere zu erhalten. Gibt es doch auch Selbstmord aus Angst vor dem Tode. Wir kamen an der Save vorüber. Überall am Ufer liegen Leichen unserer Soldaten, die genau vor einer Woche in der Drina den Tod gefunden haben und nun von der Save ange¬ schwemmt werden. Oft mehrere nebeneinander, an einer Sand- v bank ihrer sechs, alle in der gleichen Lage: nur Rücken und Hinterkopf sind sichtbar, als ob sie im Wasser knieten, um sich