an die Ortslisiere entgegen, um möglichst bald im Besitz meiner Briefe zu sein. Endlich kommen sie. Ich reiße dem Zugsführer die Briefe aus der Hand: für mich ist keiner darunter. Ver¬ zweifelt gehe ich in den Kompagniebereich und werfe mich in das Gras, als ein Koch auf mich zukommt. Er habe zwei Karten für mich eingesteckt, um sich eine Zigarette als Botenlohn zu verdienen. Es sind gute Nachrichten, so daß ich fast von meinem Aberglauben geheilt werde. Es ist ein glücklicher Dreizehnter bis jetzt. Mein Bruder hat seiner Frau einen witzigen Brief gesandt, und es geht ihm gut. Ein Mitschüler, jetzt als Pionier¬ kadett beim Bau der Savebrücke tätig, bringt mir Zigaretten. Die Ortschaft ist evakuiert. Nur in einem der verlassenen Häuser ist eine kranke hilflose Greisin aufgefunden worden. Schon die Landwehrsoldaten scheinen sie gelabt zu haben, denn Kommißbrotreste liegen an ihrer Bettstatt. Wir setzen das Sa¬ mariterwerk an der Alten fort, die geistig vollkommen frisch und sehr beredt ist, und unser Arzt gibt ihr Medikamente. Es regnet ein wenig. Die Apfelbäume stehen in zweiter Blüte. Auch der wilde Oleander ist mit blaßroten Blüten bedeckt. Durch die Felder laufen hungrige Hunde des Dorfes, und Krähen streichen in Schwarmlinien durch die Luft, aufgescheucht durch Aeroplane. Bei Nacht fährt ein Motorboot, das uns gehört, zur Bewachung der Save fast lautlos — nur sein Plätschern im Wasser, nicht aber der Motor, ist hörbar — hart am Ufer bis zu einer Wassermühle, die östlich von Raca liegt. Ein Witz bezeichnet sie bereits als die „Zwickmühle“. Wir heben Deckungen aus, etwa 500 Schritt hinter dem Ufer parallel zu diesem; wenn unsere Kompagnie von der Festung zurückgeschlagen werden sollte, wäre dies unsere Verteidigungs¬ linie. Am Bahnhof baut eine Korneuburger Eisenbahnkom¬ pagnie Rampen aus starkem Buchenholz. Mit Schotter bestreute Dächer sichern die Strecke vor Artilleriefeuer. Nachmittags hatte ich mit zwei Mann die kleine Wassermühle zu durchsuchen, die hart neben dem Ort in der Save verankert J18