Aber auch die wirklichen Hähne geraten in Aufruhr, wenn die Truppen sich bewegen, deshalb müssen auch sie getötet werden. Das ist recht! Warum sollen es die Hennen besser haben, als unsere Frauen zu Hause? Samstag, den 12. September 1914. In der Nacht heftiges Feuer hörbar. Die Serben haben einen Angriff auf die alte Festung gemacht und wurden von der Kom¬ pagnie Popelak und den Monitoren zurückgeschlagen. Die alte Festung, die noch vor kurzem als Powidlfabrik (Pflaumenmus) adaptiert war, ist nun wieder befestigt worden, so daß sie min¬ destens ebenso sicher ist, wie zur Zeit Maria Theresias, da die Türken auf dieses Bollwerk stolz waren. In einer kleinen Küche habe ich mit einigen Kameraden einen Haushalt etabliert. Wir kochen am Herdfeuer, ich habe aus einer Kutja, die ich aufge¬ brochen habe, einige Kartoffeln gestohlen, worauf Todesstrafe durch Erhängen steht, und wir essen abends mit bestem Appetit Erdäpfelpüree. Ich bin aber den ganzen Tag in einer schlimmen Stimmung; ich spreche nur sehr wenig und kann nicht ein¬ schlaf en, weil es mich beunruhigt, keine Post erhalten zu haben; im letzten Brief stand, daß mein Jungverheirateter Bruder vom russischen Kriegsschauplatz seit Wochen nicht geschrieben habe. Ich male mir alle Schicksale, deren erschauernder Zeuge ich in den letzten Tagen war, mit Projektion auf ihn aus und stelle mir die Wirkung der ausbleibenden Mitteilungen auf meine Mutter und meine Schwägerin vor. Sonntag, den 13. September 1914. Am Morgen wurden fünf Leute verhaftet, darunter vier aus unserer Kompagnie, weil sie in ein Haus eingebrochen sind und sich verschiedene Eßwaren angeeignet haben. Sie wurden ge¬ fesselt in den Ortsarrest abgeführt und harren des standrecht¬ lichen Verfahrens. Um 7 Uhr früh fuhren unsere Köche mit einer Charge zum Regiment nach Bo£sut, um Proviant zu fassen. Sie sollen die Post mitbringen, und ich laufe ihnen um %9 Uhr 117