Schritte vorher über Pferdekadaver und Menschenleichen fließe, und uns allen gut schmeckte; es war weitaus das beste Wasser, das wir seit Wochen getrunken. Die Neuen rümpften aber die Nase und verschmähten es, Flußwasser zu trinken. Da fühlte sich die ganze alte Mannschaft beleidigt. Ein Reserveleutnant kam mit seinem Koffer an, was geradezu Hallo erweckte, und als er erst seine Brautausstattung aus¬ packte: ein Nachthemd, einen Gesichtsschwamm, eine Zahn¬ bürste und Pasta, Kamm, Bürste und Schnurrbartbinde und an¬ dere Dinge eines übertriebenen Luxus, staunten wir wie die Indianer zur Konquistadorenzeit über den Glasschmuck der Europäer. Die Ankunft der neuen Leute hatte Einfluß auf die Gespräche, plötzlich begann man die Erlebnisse der Schlachten und Heldentaten auszukramen, während man bisher über das Furchtbare, das man gemeinsam erlebt, lieber geschwiegen hatte . . . Freitag, den 28. August 1914. In der Nacht wurden wieder drei Leute, die auf den Drina- inseln patrouillierten, angeschossen. Der eine, ein gewisser Divis, kam mit ausgeflossenem Auge zur Sanitätspatrouille, er sah grauenhaft aus. Nach Aussage des Mediziners wird er wohl auch das andere Auge verlieren. Man brachte ihn nach Janja ins Feldspital. Im Regimentsbefehl steht, daß der Ersatzreservist Wintera wegen besonderen Mutes zum Gefreiten befördert wird, die erste Beförderung innerhalb meines Schwarmes. Um 12 Uhr bezogen wir die Feldwach-Hauptreserve. Der Drinaarm bildet zwei rechte Winkel, so daß der uns zugewiesene Raum eine rechteckige Halbinsel ist, mit schlanken Eschen an den Konturen. Auch hier sind langgestreckte Deckungen aus¬ gehoben. Der Bataillonskommandant hat einen eigenen Schlupf¬ winkel für sich, die meisten anderen ziehen es vor, statt die dumpfe Luft im ,,Asyl gegen Geschoßfeuer“ zu atmen, im Freien 75