Der Kaiser und die Verwundeten. Anläßlich einer Kaiserparade bei Homburg im Sep¬ tember 1905 erzählte der Kaiser auch von Iugenderinnerun- gen. Voll Ergriffenheit berichtete er von seiner Mutter, die er während des Krieges 1870/71 öfter begleiten durfte zum Bett der Krieger, die von ihren Wunden genasen. Es sei nie mehr der tiefe Eindruck verlöscht worden, den das Weh und Leid dieser Helden auf ihn gemacht habe. In diesen Stun- den habe er erfaßt, was der Krieg an Unglück in ein Land bringt, und es hätte tief auf sein Gemüt gewirkt, was diese armen Menschen ausgestanden und ausgehalten haben. Dieses Mitgefühl und diese Teilnahme sind auch im gegenwärtigen Krieg wieder besonders lebhaft im Kaiser er- wacht, und er hat bei zahlreichen Gelegenheiten die Verwunde- ten aufgesucht, ihnen Trost zugesprochen und die Tugend der Hingabe an andere geübt. Einige solcher Szenen hat ein amerikanischer Kriegsberichterstatter gesammelt und in seinem Blatt „Globe" in Neuyork erzählt. Er wollte damit den Amerikanern verständlich machen, worauf die Volkstümlich- keit des Kaisers in Deutschland zurückgeht und daß er nicht der „mystische Kriegsherr" sei, als den ihn die amerikanische Presse gern geschildert hat, daß vielmehr der warmherzige, tatkräftige männliche Mann die Bewunderung seines Volkes errungen habe. Es war unmittelbar nach der Schlacht von Soissons, als der Kaiser eines der dortigen Feldlazarette be- 46 "