10 Der Atrechter Domturm wurde das Vorbild für ganz Lolland. 3m 15. Jahrhundert erheben sich zu Amerssoort, Rhenen, Groningen und Maastricht die Türme, alle mehr oder minder von dem Atrechter Muster beeinflußt. Der Dom hat im Lause der Zeit viel von seiner Pracht verloren. Wichtige Kunstwerke, die dem Gebrauch oder Schmuck gedient hatten, sind verschwunden. Einen Begriff, wie das Innere der Kirche noch im 17. Jahrhundert ausgesehen hatte, geben zwei Zeichnungen von Peter Saenredam (1636), die u. a. auch die verzierten Pfeiler, das reiche Ge stühl, die vielarmigen Kronen und die Glasmalereien zeigen. Welchen Eindruck aber die Kirche machte, als sie noch dem katholischen Ritus diente, als sie noch voll war mit bunten Altären und Reihen von Bildern, die die Kirche schmückten, als ihre Ausstattung noch zu dem Reichtum des Gebäudes paßte, davon können wir uns kaum mehr eine Vorstellung machen. Auch der mächtige Eindruck, den allein das Bauwerk geben mußte, wenn man von der Mitte des Querschiffes aus die ganze Kirche überblickte, ist uns genommen, da in dem 19. Jahrhundert der für den protestantischen Gottesdienst so wichtigen guten Akustik zuliebe ein hölzerner Einbau rund um die Traveen des Langchors und die Vierung des Querschiffes auf gestellt wurde. Ein hölzerner Bau in dem Kirchenbau drin, ohne den geringsten Ansprüchen auf Schönheit zu genügen; ja man ist selbst nicht zurückgeschreckt, ganze Stücke der Pfeiler abzuschlagen, um Platz für diese Umzäunung zu gewinnen. And es ist gewiß eine begrüßenswerte Absicht der gegenwärtigen Domrestaurierung, diesem Adelstand abzuhelfen, so daß es wieder möglich sein wird, den Dom zu „sehen". Glücklicherweise ist nicht alles fortgekommen, was einst die Kirche ge ziert hat und es verlohnt sich noch, die erhaltenen Reste aufzusuchen und zu betrachten. Reben den Zugängen durch den Transept, die völlig unansehnlich sind, besitzt die Kirche innen noch eine alte mit Bildhauerarbeit geschmückte Türe (Taf. 5) zur Sakristei hinein, die zu den schönsten uns aus gotischer Zeit gebliebenen Türen zu zählen ist. Es ist historisch sichergestellt, daß der Bildhauer Jan van Schayck 1497 die Tür gearbeitet und Lenrick Bont- maker die steinerne Laibung hinzugefügt hat. Wenn man von der später