I 16012/
Zweiundsechzigfies Hefi
Dr. Kranz Bachmann:
Oer Krieg und die deutsche Musik
politische Klugschriften
Herausgegeben von Ernst Z�ckh
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart - Berlin
50 pfg.
Oer Deutsche Krieg
politische Nugschnsten?�""L"��"Ernst Z�ckh
preis jedes Heftes SO Pfennig
Bisher sind erschienen:
1. Paul Rohrbach, Warum es der Deutsche Krieg ist!
2. Friedrich Naumann, Deutschland und Frankreich
3. Prof. Dr. E. H. Becker, Deutschland und der Islam
4. Gottfried Trau-, Der Krieg und die Seele
5. M. Erzberger, M. d.3t, Die Mobilmachung
6. Pros. Dr. H. Docken, Deutschlands Weltkrieg und die Deutschamerikaner
7. Axel Schmidt, Die russische Sphinx
s. Gebeimrat Prof. Dr. Rudolf ducken, Die weltgeschichtliche Bedeutung des deutschen Geistes
9. Prof, Dr.G.Roloff, Deutschland u. Ru�land im Widerstreit seit 200Iahren
10. Oberfinanzrat Pros. Dr. Hermann Losch, Englands Schw�che und Deutschlands St�rke
11. Dr. Paul Nathan, Die Entt�uschungen unserer Gegner
12. Geheimrat Pros. Dr. O.Binswanger, Die seelischen Wirkungen des Krieges
13. Dr. Carl Anton Sch�fer, Deutsch-t�rkische Freundschaft
14. Dr. Fritz Wertheimer, Deutschland und Ostasien
15. Dr. Gertrud S�umer, Der Krieg und die Frau
16. Graf Ernst zu Reventlow, England, der Feind
17. Prof. Friedrich Lienhard, Das deutsche Elsa�
18. Prof. Dr. Arnold Oskar Meyer, Worin liegt Englands Schuld?
19. Geheimrat Prof. Dr. Erich Marcks, Wo stehen wir?
20. Prof. Dr. Gustav E. pazaurek, Patriotismus, Kunst und Kunsthandwerk
21. Prof. Dr. Georg Kampffmeyer, Nordwestaftika und Deutschland
22. Richard Eharmah, Oesterreich-llngams Erwachen
23. Dr. Alfons paquet, Nach Osten!
24. Dr. Ernst Z�ckh, Die deutsch-t�rkische Waffenbr�derschaft
25. Anton Fendrich, Der Krieg und die Sozialdemokratie
26. Dr. Hugo N�tiger, Md. R., Das Geld im Kriege
27. Leonore Nieffen-Deiters, Krieg, Auslanddeutschtum und Presse
28. Prof. Dr. Arthur Binz, Die chemische Industrie und der Krieg
29. Prof. D. Martin Rade, Dieser Krieg und das Ehristentum
30./31. Dr. Norbert Stern, Die Weltpolitik der Weltmode
32. Geheimrat Prof. G. v. Schulze-Gaevernitz, M.d.R., Freie Meere!
33. Dr. Eugen Lewicky, Die Ukraine, der Lebensnerv Ru�lands
34. Prof. Dr. Raimund Fr. Kaindl, Deutsche Siedlung im Osten
35. Dr. Richard Hennig, Der Kamps um den Suezkanal
36. Dr. G.Strefemann, M. d.R, Englands Wirtschaftskrieg gegen Deutschland
Fortsetzung auf der 3. llmschlagseile!
Oer Deutsche Krieg
politische Flugschristen
Herausgegeben von
Ernst 3otfi?
Zweiundsechzigstes Heff
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin 1915
Oer Krieg und die deutsche Musik
Von
Dr. Franz �achmaun
Deutsche Verlags-Anstalt
Stuttgart und Berlin 1915
16012
Me Rechte vorbehalten
Druck der
Deutschen Verlags-Anstalt ln Stuttgart papier von der Papierfabrik Salach in Salach, W�rttemberg
letzten Arsachen eines Krieges sind nicht die eigentlichen. -*2/ Die unmittelbare Veranlassung eines Krieges w�rde unter anderen Zeitumst�nden nicht der Grund zu einem Kriege geworden sein. Die Thronkandidatur des F�rsten von Lohenzollern im Jahre 1870 w�re innerhalb einer anderen politischen und geistigen Konstellation bedeutungslos gewesen und h�tte eine leichte diplomatische L�sung finden k�nnen. Vor dem toten Erzherzog Ferdinand Franz h�tten sich in normalen Zeiten alle F�rsten und Regierungen in schmerzlicher, ��geheuchelter Teilnahme einm�tig verneigen k�nnen, � diesmal wurde die Tat von Serajewo der Grund, den Weltkrieg zu entz�nden. � Es ist eine kurzsichtige, banale Betrachtungsweise, in dem Kriege einzig und allein einen brutalen Willk�rakt herrschenwollender Gesellschaftskreise zu sehen und ihm damit den moralischen Fu�tritt zu versetzen; es zeugt von einer mangelnden F�higkeit, den kausalen Bildungsproze� der treibenden Kr�fte in den V�lkern �ber die N�chstliegenden Erscheinungen weiterhin auszudenken, wenn gegen�ber der M�glichkeit der gewaltsam aufeinander sto�enden Kr�stegruppen der Friede zu einem dogmatischen Axiom erhoben wird.
Es ist die Tragik des Friedens, in der fortschreitenden Entwicklung den Krieg geb�ren zu m�ssen, und umgekehrt entsteht im Kriege � und je furchtbarer derselbe ist, desto intensiver � gro� und erhaben die Vorstellung und der Wille zum Frieden, wie ihn der Friede selbst nicht schafft, und mit ihm w�chst der Inhalt und die Erkenntnis der wirklichen Kulturwerte und -ideen des Friedens gegen�ber den scheinbaren. Da� einmal die Zeit kommen wird, da Kriege nicht mehr zeitgem�� sind, bezweifle ich nicht, aber wohl dann erst, wenn das Zeitalter des Subjektivismus und der autonomen Willensbestimmung, in welchem wir jetzt stehen, sich erweitert hat zu dem Subjekt-Objektiven und die ewigen Geistesgesetze erkannt sind und dieselbe Anerkennung gefunden haben wie die chemischphysischen in der �u�eren Wissenschaft, lind ob dann?!
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Der geistig-sittlich entwickelte Deutsche von heute befindet sich dem Krieg gegen�ber, blickend auf die Leidensseite desselben, zun�chst in einer Zwangslage. Was er seiner ganzen Natur nach vermieden sehen m�chte, das zu tun treiben ihn m�chtige Empfindungen und weite Gedanken. Ein Etwas kommt �ber ihn, dem er sich nicht widersetzen kann. Er f�hlt, da� es sich diesmal um hohe, um die h�chsten Dinge handelt, da� in dem Busen des Krieges noch ganz andere Probleme als Polen, Galizien, Elsa�-Lothringen, England, Welthandel u. a. schlummern, an deren unbekannter L�sung unbewu�t teilzunehmen ihm schon eine gewaltige Lebenssteigerung bedeutet. And was wird es erst sein, wenn er die Fr�chte sehen wird! � So gibt er das sonst so teuer geh�tete Leben willig preis und will nicht doktrin�r beiseite stehen, w�hrend die Lebenskr�fte am Werke sind. Er nimmt teil an einem Wunderwerke, � an der Arbeit des weltenschaffenden und formenden Geistes. Der einzelne wie ein ganzes Volk, soweit es nicht in bl�de Axiome sich hat einsperren lassen, befindet sich im Stadium des schaffenden K�nstlers, f�r den es das h�chste ist, sich dem Weltengenius hinzugeben, um durch ihn mitzuarbeiten an der Weltenharmonie. Was k�mmert es ihn da, wenn einzelnes f�llt, wo doch Neues, herrliches gewaltsam aus dem Dunkel aufersteht!
Das ist das herrliche an der deutschen Kultur mit all ihren Licht- und Schattenseiten, da� sie einen solchen Krieg und eine solche Wertung desselben vorbereitet hat, in welchem nun die metaphysische Str�mung des schaffenden Lebens �ber die �konomische Seite des Krieges hinaus von der deutschen Seele registriert und darauf reagiert worden ist. And es ist nicht zum wenigsten die deutsche Musik, die daran mitgearbeitet hat. Wir w�rden nicht einen so gro�en Krieg, in der eine ganze Welt gegen uns k�mpft, haben, wenn wir nicht eine so gro�e Musik h�tten, und wir w�rden keine so gro�e Musik haben, wenn wir nicht nach unserer ganzen Anlage gezwungen werden k�nnten, einen so gro�en Krieg gegen eine ganze Welt zu f�hren, hier ber�hren sich die tiefsten Kr�fte des Lebens. Ob wir Krieger sind oder K�nstler, ist in einer solchen Schicksalsstunde identisch, � wie denn auch das Ziel des K�nstlers und Kriegers das gleiche ist. Da� dies cum grano salis zu verstehen ist, wird sich aus den folgenden Ausf�hrungen von selbst ergeben, die mit dem Gedanken geschrieben sind, dies K�rnchen Salz wenn m�glich auf ein Atom zu verringern und die Grundlagen zu zeigen f�r die 6
m�gliche Einheit des inneren und �u�eren Schaffens. Denn der eigentliche Grund f�r die von Angez�hlten gef�hlte Anwahrhaftigkeit unserer letzten Kulturzeit war der Ri� zwischen Innen und Au�en � zwischen Arbeit und Tat auf der einen Seite und Kunst und Religion auf der anderen Seite. Die Arbeit � seelenlos �, die Seele ohne den Leib, den sie verkl�ren sollte!
Es ist ganz klar, da� die Geschichte des deutschen Volkes nicht von heute ist. Sie ist politisch und kulturell das Ergebnis einer langen Reihe von Werten, die vor Jahrhunderten geboren, dann gro� geworden sind und heute vielleicht ihren Abschlu� finden und neuen Werten Platz machen. Als geschichtliche Tatsache ist es wohl allgemein anerkannt, da� in den geistig-religi�sen K�mpfen des 16. Jahrhunderts, die einen bis dahin noch nicht erreichten Ausdruck in der Pers�nlichkeit Luthers fanden, die Grundlagen zuerst f�r die Personalkultur des Individuums und dann weiter f�r die allgemeine und politische Kultur der Folgezeit gegeben war. In Luther suchte das gro�e Objektive subjektive bewu�te, freie Bejahung und umgekehrt die Subjektivit�t suchte gegen�ber der alles �berragenden und umfassenden Objektivit�t ihren Wert und ihre Stellung. Luther war eine auf grandiose Harmonie angelegte Natur. Ganz deutlich kommt dies zum Ausdruck im Ton des Chorals Luthers. Scheinbar nach Melodie und Rhythmus noch ganz in den Banden des gregorianischen Chorals � dieses Meisterwerkes altkatholischer kirchenmusikalischer Kunst � schreitet der Volkschoral �Ein' feste Burg" doch von solcher subjektiven Kraft und Empfindung einher, da� ihm von Choralkompositionen weder aus den vorhergehenden noch aus der nachfolgenden Zeit etwas an die Seite gestellt werden kann. Das ist kein Antertaucheu in den mystischen Tiefen der Gottheit, wobei jede charakteristische Form jedesmal ausgeschlossen wird, sondern das ist das Aufleuchten der Pers�nlichkeit, die sich in der Gottheit durch Christus als bewu�ter Teil gefunden hat und nun innerhalb der errungenen Stellung vor Gott und in Gott die Kraft f�hlt, sich gegen eine ganze Welt zu behaupten und � was damit zugleich gegeben ist � sich durchzusetzen.
Die gro�e geschlossene Kraft Luthers beherrschte nachwirkend die folgende Zeit, wenn auch in verschiedener Weise. Das neue, von ihm geweckte Leben war fruchtbar, solange es pers�nliches Erleben war. Wir m�ssen aber sehen, wie das spezifisch Geistige in dieser Pers�nlichkeit logisch formuliert wurde und den lehrhaften Charakter
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Kreisen keine Vorstellung machen. Die Musik war d i < war die Kunst des Laufes, des Volkes, war die Kunst, wc einfachen Festen Freude und Leben gab, zu deren Weisen
annahm. Es ist das Schicksal des Geistes gro�er Pers�nlichkeiten, da� jener zum Dogma wird � es gilt dies bis in unsere Tage hinein � und da� die nachfolgenden Geschlechter auf logischen Bahnen glauben dem Inhalt des Pers�nlichkeitslebens nahekommen zu k�nnen. Nach dieser Seite verlor Luthers objektiv-subjektives Werk nach und nach an Kraft und Innigkeit, wenn auch viel bedingt durch politische Einwirkungen. Dem gegen�ber steht aber das spezifisch Seelische des Luthertums in der Musik ungebrochen, entfaltet weiter nach innerem Gesetz die musikalische Kunst und wird zur gro�en Kunst Bachs.
Gro�e M�nner sind ein Abschlu� und ein Anfang von Perioden, � beides in elementarer Form. Es ist nicht so zu denken, da� in ihnen embryonal geistig ruht, was die Sp�teren dann entfalten, � das hei�t zu klein denken von den Gro�en und zu gro� von den Kleinen �, sondern die elementaren Kr�fte, die nat�rlich mi�verstanden werden k�nnen, verteilen sich aus die Individuen. In Luther ruht unter den Formen des 16. Jahrhunderts der Inhalt der Neuzeit; die Formen vergehen, der Inhalt wirkt weiter � selbst aus den Gegner.
Ein Ereignis trat ein, das dem neuen Leben den Todessto� zu versetzen schien: der Drei�igj�hrige Krieg. So furchtbar er geworden ist f�r die Kultur Deutschlands als Einheit, so hat er gerade dazu beigetragen, da� einst der deutsche Gedanke und der deutsche Ton die Welt erobern konnten. Es ist den Deutschen jener Zeit nicht leicht geworden, sich zu finden in den schweren Gang der Geschichte, die enge Deutschland in Bahnen dr�ngte, w�hrend Frankreich und England hell aufstrahlten, und dennoch kam durch ihn, durch die gro�e Not dieses Krieges, das spezifisch Deutsche zur Geltung und zu einer Jahrhunderte w�hrenden Durcharbeitung: � der Ton und der Gedanke. Beide kosten nichts, � man hatte damals kein Geld f�r Marmor und Marmorgebilde �, aber mit diesem billigen Material begn�gte sich der deutsche Genius, Dome zu errichten, die bestehen werden, wenn die romanischen Bauten l�ngst in sich zusammengest�rzt sind.
Bon der Intensit�t der Musikpflege in den tr�ben Zeiten nach dem Drei�igj�hrigen Kriege kann man sich in den nicht eingeweihten
Die Musik war die Kunst, welche den sich der
Liebe Sehnsucht, der Ernst des Schmerzes und g�ttliches Empfinden hinfl�chteten. In Kirche und Schule wurde gesungen und mit Pauken und Trompeten musiziert und jubiliert. Ein Ehrendank geb�hrt den alten pr�chtigen deutschen Kantoren in Dorf- und Stadtkirchen s�r alle Zeiten. Sie lehrten das Volk singen und erhielten es durch den Gesang in einer musikalischen Bildung, da�, wenn wir sie heute bes��en oder sie durch unsere Konservatorien und Musiklehrerinnen uns vermittelt werden k�nnte, wir uns gl�cklich preisen k�nnten und wir aus allem Musikelend unserer Tage befreit w�ren. Da gab's kein Klavier, kein Pianola, kein Grammophon, keine Konzerte, die man im bequemen Fauteuil � der Italiener sagt f�r Fauteuil Poltrone, d. H. zugleich Faulenzer � anh�ren konnte, sondern wer Musik haben wollte, der machte sie aus innerer Lust daran selbst, und Konzerte waren Volkssache. Es war die Zeit des Volksliedes, der Kantaten, des Chorals, dieser einfachen, starken �u�erungen eines gesunden seelischen Empfindens.
Es ist nicht verst�ndlich, wie eine nachhinkende Musikbetrachtung von heute aus reiner theoretischer Beschr�nktheit den Werken jener Zeit den lebendigen, seelischen und subjektiven Inhalt absprechen und eine verstandesm��ige formale Anordnung der T�ne (selbst bei Bach) in ihnen erblicken will, als ob erst in unserer allermodernsten Ausdrucksmusik das Wesen der Musik erschlossen sei. �aben diese Betrachter nie den �ymnus Luthers auf Frau Musiea gelesen? Sie sollen versuchen, solche Worte sich aus den Fingern zu saugen, wenn nicht die Seele der Musik �erz und Nieren belebt! And wie h�tte ein so reiches musikalisches Leben entstehen k�nnen, wenn die Musik eben nur Formalismus und d�rres �olz war!
Das Lied der Erde war in Luther zum Klingen gekommen. Der erdgeborene Mensch, die Erde sprach mit, � doch dar�ber strahlte die g�ttliche Sonne! Dieses Lied wurde durch den Drei�igj�hrigen Krieg in seinem Charakter nicht gest�rt, aber in dem Ma�e, als Deutschland gezwungen war, partikul�re, partikularistische Bestrebungen zu verfolgen, trat doch der g�ttliche Anterton zur�ck � freilich noch nicht in der Musik selbst � und das pers�nlich Individuelle, dann das Subjektive dr�ngte sich vor. Partikul�re und �auspolitik l�ste die deutsche Politik ab. Der Aniversalismus der deutschen Tat, aus einem geschlossenen Staatsbewu�tsein flie�end �, so unentwickelt das Staatsbewu�tsein des Einzelnen sein mochte, wandelte sich in die politische Sonderhandlung des Kleinstaates.
Es vollzog sich der Ri� im deutschen Bewu�tsein zwischen Innen und Au�en, zwischen �u�erer und innerer Politik und Kultur, der bis heute nicht ausgeheilt ist, der den Grund bildet f�r die Sonderentwicklung, ja gegens�tzliche Entwicklung des inneren und �u�eren Lebens. Unsere St�rke � unsere Schw�che! Ein Zustand, der �berwunden werden mu�, der uns gerade in dieser Zeit die Augen daf�r ge�ffnet hat, da� ein gro�es Volk nur ein innerlich und �u�erliches ganzes Volk �, da� ein gro�es Volk nur ein religi�ses Volk sein kann, in dem der Aniversalismus der Tat aus dem �niversalis-mus des Geistes flie�t. Wir wissen's heute, da� eine Politik, die nicht mit der inneren Kultur eines Volkes gleichen Schritt hat, erfolglos sein mu�, und da� eine Kultur ohne Politik zur Ar�sterei f�hrt. F�r den K�nstler ist es fortan keine Empfehlung seines Vildungs- und Empfindungsstandpunktes mehr, wenn er blasiert erkl�rt, nichts von der Politik wissen zu wollen. Beethoven und Wagner waren eminent politische Naturen im h�chsten Sinne des Wortes, die eine Vereinigung der inneren und �u�eren Kultur verlangten.
Die traurigen Zust�nde nach dem Drei�igj�hrigen Kriege und dann die Betonung des Wertes der einzelnen Menschenseele durch die Reformation hatten eine gesteigerte Besch�ftigung des Menschen mit sich selbst und dem R�tsel seiner Natur bewirkt. Die Menschen haben sich zu allen Zeiten mit diesem R�tsel besch�ftigt, aber die Arbeit ist jetzt eine viel intensivere, dr�ngendere, auf die Nerven gehende geworden. Was ist das Objekt, was ist das Subjekt? Alles Leben h�ngt zuletzt von der L�sung der Frage ab. Der Proze�, der jetzt einsetzt, ist der interessanteste in der Geistes- und Kunstgeschichte der Neuzeit. Wie steht das Objekt zum Subjekt und umgekehrt: wie das Subjekt zum Objekt? � Zst alles Objekt, ist alles Subjekt? Wir wissen, da� die Antwort auf die Seite des Subjekts gefallen, da� der absolute Wert des Objekts aufgehoben und dieses subjektiv bedingt fei. Die M�glichkeit, da� das Leben des Individuums einmal in den vollendeten Subjektivismus einm�nden konnte, war positiv gegeben mit dem, da� der Mensch Gott gegen�ber feinen Wert suchte, da� die Erde ihr Lied zu fingen begonnen hatte. Das Lied ist bis zu Ende gesungen in den verschiedensten Variationen, und sch�ne, auf Erden nie geh�rte T�ne der Sehnsucht, der Freude und des Leids sind erklungen, und � nun � wird ein neues Lied beginnen!
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Man kann drei Phasen in der Entwicklung des Subjek�vis-mus unterscheiden. Aus dem Subjektivismus des Gef�hls w�chst der Subjek�vismus des Denkens, der sich vollendet und abschlie�t im Willen. Eine kurze �bersicht ist f�r unsere Aufgabe von Nutzen.
Der Subjek�vismus des Gef�hls �u�ert sich in der �berm��igen Empfindsamkeit, Reizbarkeit, Weichheit, Sentimentalit�t. Der Pietismus hatte hier vorgearbeitet. Zn den Liedern und Ges�ngen des Pietismus findet sich schon ein weicher, inniger Ton mit dem Beigeschmack des Sentimentalen, der gegen�ber den Chor�len des 16. Jahrhunderts mit ihrem starken objektiven Charakter merklich absticht?) Der Einflu� des Pietismus beschr�nkte sich nicht aus das kirchliche Leben, sondern ging in das allgemeine Leben �ber, da� selbst ein Kant davon ber�hrt worden ist. Wenn der Pietismus ein pers�nliches, lebendiges, inniges, fast weiches Verh�ltnis der Seele zu Gott suchte, so der Subjek�vismus des Gef�hls, der einige Jahrzehnte nach jenem einsetzte, ein inniges, zartes Verh�ltnis der Seele zur Umgebung, zur Natur, vor allem ein solches von Seele zu Seele in der m�nnlichen und weiblichen Erscheinungsform. Den H�hepunkt und Schlu�punkt dieser, krankhaft ausartenden Gef�hlsstr�mung bildet Goethes Werther. Der Einflu� dieser Empfindungsweise ist s�r die Musik nicht ein besonderer geworden und ist erst viel sp�ter zur Geltung gekommen. Als der Subjektivismus des Gef�hls auftauchte, herrschte in der musikalischen Kunst Meister Bach und etwas neben ihm, doch in weiter Ferne in den politischen Kreisen italienische Musik. Was Luther im Wort, das war Bach in T�nen, nur mit dem Unterschiede, da� er zwei Jahrhunderte sp�ter lebte und sein Genius sich eben in den Formen des 18. Jahrhunderts �u�ern mu�te. In Bach ist noch die gro�e lutherische Einheit von Objekt und Subjekt, wenn auch, eben weil er Musiker ist, das Subjekt mit seinem gesunden, nat�rlichen, gro�en Empfinden stark betont. Bach stand dem Pie�smus nahe, ohne deshalb nicht kirchlichorthodox zu sein. Es ist eine seltsame Erkl�rung, die man heute fast in jedem Tageblatt findet, da� Meister Bach ein Mystiker in T�nen gewesen sei, der �ber jeden kirchlichen Eharakter erhaben war und �ber jedes Objekt hinausgewachsen war. Man tut dies wohl, um den Alten mit seiner Arkraft und Klarheit einem modernen.
!) Vgl. v. Winterfeld, Das deutsche Kirchenlied, 3 B�nde.
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auf ihn nicht eingestellten Geschlechte schmackhaft zu machen. Mit Mystik l��t sich alles und nichts verstehen. Alle Achtung vor einem Meister Eckehardt und seiner Mystik, die jeden Gedanken, jedes Wort, jede Vorstellung aufl�st, da� der Mensch erfa�t werde von dem, was kein Wort ausdr�cken kann und wof�r keine irdische Form gen�gt, � �wenn deiner Seele Arempfinden sich l�st von allen irdischen Gebinden". Bach war weder in seiner Pers�nlichkeit noch in seiner Kunst mystisch. Eine mystische Kunst ist ein Anding und existiert nur in der Phantasie mystisch angehauchter Kunstkritiker, wie es denn wohl solche geben mag. Alle Kunst, nicht zum wenigsten die Musik, braucht feste Formen, Gedanken, charakteristisch ausgepr�gtes Leben, wenn sie nicht zerflattern soll, wie das denn wohl auch bei so manchen modernen Sch�pfungen mit ihren aus dem All gesch�pften mystisch tief fein sollenden Themen (nach dem Programm) der Fall ist. Ein Musiker, dem nachger�hmt wird, da� er in feiner Musik das Unaussprechliche, das L�chste, das Letzte, � alles sagt, l�chelt wohl im stillen �ber derartige Worte und sagt sich: der Mann wei� nicht, was er redet. So schreibt ein bekannter Kritiker, und zwar keiner der schlechtesten, �ber die III. Symphonie Mahlers: �Hier ist alles gesagt." � Die Torheit von Mahler, dann noch eine Note mehr zu schreiben! Man kann ein solches Arteil nur damit erkl�ren, da� das Lebenslatein eines solchen Kritikers bald am Ende gewesen ist und er schon f�r Mystik h�lt, was nichts ist als Stimmungsfchwelgerei, die man bequem auf dem Sofa haben kann. Es ist etwas anderes: die Ahnung des g�ttlichen Geheimnisses, die aus den gotischen und musikalischen Domen uns �berschleichen kann, etwas anderes: die Mystik als Selbstzweck � f�r diese ist die Musik nicht da, f�r diese reicht sie nicht aus. Gewi� hat die Musik von vornherein etwas Anfa�liches, Mystisches an sich, aber damit kommt der Musiker nicht von selbst in das Reich der Mystik. Er bliebe ein unklarer Mensch, F�r ihn gilt, durch eine fortdauernde Geisteskultur die Empfindungsweite feiner Seele so zu dehnen, als k�nne sie das Reich des Unaussprechlichen ber�hren. Diese Empfindungsweite � m�hsam errungen, das ist das Gro�e des musikalischen Genius, und aus dieser, die aus ganz bestimmten geistig-sittlichen Werten herausw�chst, gewinnt und formt er feine Themen. Die Kantaten Bachs, feine Ch�re, wie z. B. ein Kyrie eleison in der �-Moll-Messe, sind klar, sicher und weit in der Empfindung, und sie konnten nur aus einem �erzen hervorquillen, welches 12
fest auf den Kyrios sich gegr�ndet hat, w�hrend es in der Mystik formlos geblieben w�re, weil es da keine Formen braucht.
Mit Bach stand ein ganzes Leer solider, wetterfester Musiker und Kantoren in der Mitte des 18. Jahrhunderts da, die den ins Leben eindringenden Subjektivismus des Gef�hls von der Musik zun�chst fernhielten. Auf dem politischen Boden tauchte zu dieser Zeit Friedrich der Gro�e auf. Er und sein Werk stehen dieser Phase des Subjektivismus wie eine fremde Welt gegen�ber, wie nat�rlich auch umgekehrt � Inneres und �u�eres getrennt! � Der poetische und musikalische Niederschlag der Zeit und der Kriege Friedrichs des Gro�en ist darum auch nur ein geringer: einige Kriegslieder. Die dem gro�en K�nige gewidmeten Kompositionen Bachs sind aus einem anderen Material entstanden. � Angef�hr um 1700 setzte sich das moderne Tonempfinden von Dur und Moll durch, und die �armonie der temperierten Stimmung wurde einheitlicher. Der Ausdruck des subjektiven Gef�hls verband sich mit diesem neuen Tonempfinden und fand im Liede den einfachsten Ausdruck. Dieses Lied ist der Vorbote des einst herrlich sich entsaltenden deutschen Liedes, wie solches kein anderes Volk der Erde besitzt, und dieses Lied hat dazu beigetragen, die alten geschlossenen kontrapunkfischen Formen aufzul�sen und einen �lbergang zu gewinnen zur neuen Form der Symphonie. Bach und Beethoven! Sind es aber wirklich zwei ganz verschiedene Welsen? � In ihrer formalen Erscheinung gewi�! Aber die Formen sind immer nur die wertvollen ��llen des gro�en Inhalts. Genies sind inhaltlich doch zuletzt dieselben zu allen Zeiten; sie sind des einen g�ttlichen Geschlechts und sie m�hen sich, der wechselnden Zeit den ewig gleichen Inhalt in den verschiedenen, durch die Zeit bedingten Formen zu offenbaren. Nur die Nichtgenies, die differenzierten, die komplizierten, � sie empfinden in den Formen vorwiegend den Unterschied und verharren dabei. Einen wunderbaren Beweis, wie Beethoven seine Einheit mit Bach empfand und ihr Ausdruck gab, zeigt ein Manuskript Beethovens, das sich im Besitz von Professor Siegfried Ochs in Berlin befindet: dem Thema seines Kredo in seiner Missa solemnis hat Beethoven zugleich die Worte untergelegt: Ein' feste Burg!
Nach einer andern Richtung noch hat die Phase der Empfindsamkeit auf die Musik und durch die Musik in intensivster Weise auf das Leben bis in unsere Kriegstage Einflu� ausge�bt. In der
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subjektiven Gef�hlswelt war zum ersten Male das Verh�ltnis von Mann und Weib aus dem Bereich der bestehenden, festgef�gten Sitte und Ordnung der Gesellschaft heraus gestellt und dem subjektiven Ermessen des Einzelnen anheimgegeben. Zu allen Zeiten ist geliebt worden und alle Zeiten klingen wieder von der Liebe Lust und Leid. Welche s��en Melodien und Dichtungen in den Tagen des Mittelalters! Die Menschen jener Zeit m�gen im allgemeinen nicht �bel dran gewesen sein in ihrer Liebesart. Die Geistesbewegung des 16. Jahrhunderts brachte hier keine �nderung. Erst im 18. Jahrhundert erwacht das, was heute zum schwersten, ernstesten und wichtigsten Problem geworden ist, das mit eiserner Faust an die Kirchen-, Aniversit�ts- und Parlaments-T�ren klopft und nach L�sung schreit: das Verh�ltnis von Mann und Weib, dem heute im Allgemeinbewu�tsein jede prinzipielle Grundlage und Wertung fehlt. Aus dem zarten Gef�hlsverh�ltnis von Mann und Weib, das die innigsten T�ne zu allen Zeiten hervorgebracht hat und noch hervorbringt, entwickelte sich in den Tagen der Romantik das erotische Gef�hl, das dann in den Tagen des Naturalismus jeden zarten Schein und Schleier abwarf und zum Sexualismus unserer Tage wurde. Der Krieg bedeutet auch hier einen Abschlu� des Subjektivismus in seiner Entartung nach der allwichtigsten Seite, und das aufsteigende Leben, das uns nach dem Kriege werden soll, verlangt �ber allem eine prinzipielle L�sung des Problems von Mann und Weib, und der Musiker hat hier energisch mitzuarbeiten. Das Wahlrecht der Frauen und �konomische Freiheiten sind keine L�sungen, sondern nur Notgeburten. Die ganze Schw�che des heutigen Subjektivismus, nach ewig g�ltigen Normen wie nach Naturgesetzen das Problem nicht erfassen zu k�nnen, zeigt sich hier und beweist durch die Tat, da� der Subjektivismus nach Darlegung feiner berechtigten Werte sich heute selbst ad absurdum gef�hrt hat.
Die Musik als Ausdruck des Gef�hlslebens hat sich des Motivs der Liebe besonders bem�chtigt und hat die verschiedenen Phasen der Empfindung von der einfachen, nat�rlichen Zuneigung und keuschen Sinnlichkeit bis hin zur frechen Sexualit�t begleitet, parallel der Auffassung der Zeit. Wie rein klingt das: �Willst du dein �erz mir schenken", von Bachs gro�em Sohne komponiert! Es mutet an wie ein Maientag im Birkengr�n. And dann Beethovens Liederzyklus: an die ferne Geliebte I Welche Sehnsucht nach der 14
gro�en Lebensfreude in der geist-leiblichen Einheit I And dann Schubert! Unergr�ndlich wie die Liebe, unergr�ndlich der Strom der Melodien. Melodie und Liebe sind reine Wechselbegriffe. Wo man nicht liebt, eine gro�e Liebe hat, sind keine Melodien. Die moderne Musik hat vielfach die Melodie gestrichen, weil sie keine sindet, � denn der Quell der Melodie ist versiegt. In Schumann und besonders in Wagner gewinnt der Liebesausdruck den romantisch-erotischen Charakter, voll von glutvoller Empfindsamkeit und auch wieder zarter Innigkeit. �Alln�chtlich im Traume" oder �Im wundersch�nen Monat Mai", das sind T�ne Schumanns von so zarter Farbe und doch so innig warm dabei, Motive von reinster Sch�nheit. Aber der gesunde, frische Erdgeruch ist aus ihnen gewichen und fehlt der nach steter Steigerung lechzenden Empfindungsweise. Die Romantik bedeutet f�r das Verh�ltnis von Mann und Weib bei aller Sch�nheit der Form nicht eine Erh�hung des Lebenszustandes, sondern den Untergang des M�nnlichen im Weiblichen. Wagner hat als Mensch in seinem Verh�ltnis zu Frau von Wesendonk den Wert eines Zustandes, der nicht in Erotik ausm�ndete, erfahren in der ungeheuren Steigerung seines ganzen Lebens, als K�nstler hat er ihn im Werke nicht versinnbildlicht. Sein gro�es' Liebeslied Tristan und Isolde ist nicht ein Aufgang, sondern ein Untergang, nicht ein Aufbau, sondern ein Zusammensturz. Die grandiose k�nstlerische Tat im Tristan darf nicht �ber die Tatsache hinwegt�uschen, wie im gesamten musikalischen Material, in Melodik, Harmonik, in Rhythmik, in der Farbengebung der Motive, in den Affekten, in den Steigerungen und Senkungen der �berwundene, der am Weib gebrochene Mann mit sich und seinem Schicksal ringt.
Die Liebe, als Sexualit�t verstanden, verliert jede tiefere geistige Bedeutung. Das Verh�ltnis von Mann und Weib wird zu einem actus und h�lt sich auf der Stufe der Tierheit. Freilich, das Feigenblatt kann auch der Naturalismus nicht entbehren, � es fehlte der Reiz! Musikalisch-k�nstlerisch ist eigentlich hier nichts zu holen. Dennoch ist's erlebt: � Salome! Ich bin �berzeugt, da� Strau�, der sich so offen zum Interpreten raffinierter sexueller Empfindungsformen gemacht hat, es verst�ndlich findet, wenn man bei ihm nicht irgendwelche geistige Auffassung �ber das Verh�ltnis von Mann und Weib sucht. Das Sexuelle ist ihm ein brutaler Akt blinder Gewalten, die �ber alle Lemnmngsmomente der menschlichen Bildung mit souver�ner Willk�r dahinschreiten. Da� hier starke Er-
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regungsmotive liegen, die ein moderner Musiker braucht, ist gewi�, aber sollte er sie nicht auf anderem Gebiete in wenigstens vornehmerer Form finden k�nnen? Beethoven war schon verstimmt �ber Mozarts Don Juan, � was w�rde er zu Salome und zu demMonsieur Ochs von Lerchenfeld sagen! Strau� steht mit seiner Phantasie im Banne der Sexualit�t, die er als Mensch der Gesellschaft und der Familie perhorrefziert. Hiermit ist die Musik auf diesem Gebiete zum �u�ersten, Letzten, Niedersten gekommen und ist eine Gefahr f�r das Leben, so wie auf physischem Gebiete etwa der Cholera-bazillus. Das Leben ist sexuell durchsetzt. Das Geschlecht triumphiert �ber alles, �ber �erz und Kopf, � das Unterste �ber das H�chste, wo das $) ochste, Kopf und Lerz, das Unterste zu bestimmen hat. Die Situation ist die kritischste, in der sich das deutsche Volk und weite Gebiete der Kunst befinden?) Aber so schwer die Situation ist, so l��t sie doch eine L�sung erhoffen. In Tausenden und aber Tausenden von Variationen hat sich die gro�e Frage von Mann und Weib abgespielt, als ob sie nicht auszufragen sei, als ob immer noch neue Lichter auftauchen m��ten, die noch nicht geleuchtet, und immer neue Dunkelheiten drohen, die noch auf weitere Abgr�nde Hinweisen. M�hsam hat sich die Menschheitsfrage vorw�rts getastet, als suchte sie sicherzugehen und das Problem klar herauszustellen, auf da� die h�chste Antwort auf tausend Leiden und Seligkeiten auftauche, strahlend wie die K�nigin Sonne aus dem Meere der Ewigkeiten : � eine neue gro�e geist-leibliche Einheit, in der der Mensch gegen�ber dem Tier seiner w�rdig geworden ist.
Die einleitende Periode des Subjektivismus des Ges�hls l�ste mit innerer Notwendigkeit fortschreitend im letzten Teile des 18. Jahrhunderts der Subjektivismus des Denkens ab. F�r den Menschen gibt es nach Kant fortan keine gegebenen Wirklichkeiten, die objektiv neben oder �ber dem Menschen stehen, � sie sind durch ihn, durch feine Subjektivit�t bedingt. Ebenso gibt es nach Kant keine Heteronomen Moralgesetze, die in absoluter G�ltigkeit �ber ihm stehen; des Menschen W�rde sei, autonom zu sein und in sich die Kraft und Freiheit zu suchen, das Moralische au�er sich zu verwirklichen. Das Leben hat nur Wert als freie Tat, die �u�erungen desselben, die geistige und ethische Berechtigung haben sollen, k�nnen nur aus der subjektiven Pers�nlichkeit sich herleiten. Es ist hier nicht der Ort, diese Phase des Denkens durch Segel und
x) Vgl. �Der Deutsche Krieg", Left 54: Prof. Dr. Neifser,
Schopenhauer zu verfolgen. Jedes gro�e Prinzip offenbart in seiner Entwicklung zugleich seine Schw�chen und f�hrt oft zu seinem geraden Gegenteile. Der Subjektivismus des Denkens wmde mit der einseitigen Auspr�gung des Kausalit�tsgesetzes zum reinen Intellektualismus, zum Realismus, zum Materialismus, Skeptizismus und Agnostizismus. Mit der Erforschung immer neuer Naturgebiete, besonders der biologischen und physiologischen, mit der Entdeckung immer neuer technischer Mittel, die immer neue Reiz- und Daseinsm�glichkeiten boten und in immer wachsender F�lle auf das Subjekt einst�rmten, war die Gefahr eingetreten, da� das Subjekt mit all seinem Subjektivismus dem nicht mehr Lerr werden konnte und zum Sklaven der Verh�ltnisse wurde. Die Konflikte h�uften sich, das Leben wurde komplizierter denn je und zeigte eine fr�her nie gekannte Reizbarkeit und Nervosit�t im Guten und Schlimmen, die Probleme steigerten sich mit jeder Entdeckung und sind kaum noch zu �berblicken, � der gro�e Konflikt zwischen Objekt und Subjekt ist akut geworden! Noch einmal suchte der Subjektivismus seine Stellung in heroischer Weise zu behaupten und wandelte sich zum Voluntarismus. Nietzsche formt kraft seines subjektiven autonomen Willens sich seine Welt, die Welt des Gedankens, die des Lebens � unabh�ngig von jedwedem Objektiven. Damit stehen wir am Ende dieser Periode. Der Voluntarismus ist das Letzte, L�chste des subjektiven Menschen, � aber die Anm�glichkeit selbst. Die Frage nach einer notwendigen und fundamentalen Weiterbildung des Geisteslebens (Eucken) erhebt sich jetzt als die gr��te Aufgabe der deutschen Kultur, die nach dem Kriege und, wenn man es verstehen will, mit dem Kriege zu l�sen ist.
In welchem Verh�ltnis steht nun zu diesem Entwicklungsgang die deutsche Musik und wie steht sie zu dieser letzten neuen Aufgabe? � Dem Ideal eines idealen Subjektivismus entsprach auf musikalischem Boden Beethoven. Der Parallelismus ist um so wunderbarer, als Beethoven die Ideen der reinen und praktischen Vernunft wohl kaum im Original kennen gelernt hat und er mit dein Meister des Zeitalters, Goethe, ein pers�nliches Verh�ltnis wohl suchte, aber nicht gewinnen konnte. Der Gedanke der geistigen Str�mungen eines Zeitalters, denen der Einzelne kraft seiner Zugeh�rigkeit zu dieser Zeit gleichsam verfallen ist, denen er zuerst unbewu�t dient, um dann, wenn er zum Bewu�tsein dieses Zeitinhalts kommt, zur denkbar m�glichsten Freiheit innerhalb dieser Zeit zu Bachmann, Der Krieg und die deutsche Musik 2 *7
gelangen �, dieser Gedanke der geistigen Str�mungen ist zu naheliegend und vern�nftig und dr�ngt sich jedem auf, der sehen will. Beethoven wird zum musikalischen Interpreten und Philosophen dieses Zeitalters, ohne jedoch in demselben v�llig eingeengt zu sein. Denn die Seele des Musikers ist ein viel reizbareres Organ s�r das Richtauszudenkende, f�r das Anbewu�te, nach Bewu�tsein Ringende als das Denkorgan des Philosophen, und der Ton des Musikers bringt unmittelbarer, denn die logische und Wortvermittlung des Verstandes es vermag, das Wesen der Dinge zum Ausdruck. Intuitiv ersa�t sie der Musiker und k�ndet deshalb oft mehr als die Philosophie der Zeit, wie denn auch die Musik von R. Strau�, dieses letzten J�ngers der ausgehenden Epoche im subjektiven Voluntarismus, Momente bringt, die �ber den Geist der Zeit und ihren Inhalt Hinausweisen.
In Beethoven haben wir den klassischen Vertreter eines idealen Subjektivismus Kants. Seine Musik ist Mittelpunkt und H�hepunkt zugleich. In der Seele dieses Mannes loderte ein gl�hendes Verlangen, zu finden, zu erreichen, was geistig und k�nstlerisch in dieser seiner Menschenform zum Ausdruck kommen soll. Schon in den Iugendtagen hat er den hei�en Wunsch, ein ganzer Mensch zu werden. Er sieht seine Ausgabe im Lichte der drei gro�en Werte: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit � den Postulaten der praktischen Vernunft, von ihm nicht als Ideen, sondern als pers�nliche Realit�ten empfunden. Im rastlosen Kampfe mit diesen Werten und im Erstreben derselben gewann seine Seele den Charakter, der im Tone zum Ausdruck kam und der fast typisch f�r das Menschenherz geworden ist; und so jenes ein geistiges Ideal verfolgt, schl�gt es bald im Takte Beethovens.
Roch keinem Musiker einer Ration ist ein solcher universaler Einflu� auf das Menschenherz m�glich geworden, denn dem herben Sohne der westdeutschen Tiefebene: Beethoven, weder einem Franzosen noch einem Italiener, die beide nicht f�hig sind, eine Sache bis zu Ende zu denken und zu empfinden, weil die metaphysische Unbarmherzigfeit, welche die Dinge ergr�nden und sich nicht blenden lassen will, nicht zu ihrem Naturell pa�t; der Romane bricht ab, begn�gt sich, bleibt stehen � den Deutschen dr�ngt es ins Grenzenlose. Ein eigent�mlicher Charakter, dieser Deutsche, unverst�ndlich dem Fremden, und sich selbst oft das schmerzlichste R�tsel, das er selbst als Kommerzienrat
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nicht ganz los wird! Keinem Volke ist das so zu eigen, was wir mit dem Worte Vaterlandsliebe bezeichnen, und wiederum bei keinem Volke ist das allgemeine Menschheitsgef�hl und die Begeisterung daf�r, ohne Phrase zu sein, so ausgepr�gt als bei dem deutschen. Der Ton Beethovens konnte darum so universal werden, weil er so deutsch ist. Deutsch und universal erg�nzen sich, sie sind kein Widerspruch, und es geht eine Empfindung durch die Welt, der man sich bewu�t wird, wenn man lange im Auslande lebt: das Deutsche ist das Universale, und das Universale ist nur echt, kraftvoll, wenn und weil es deutsch ist. Internationalismus und Kosmopolitismus sind nur Werte f�r den �otelbetrieb des Daseins. Die Musik Beethovens, so v�llig deutsch sie ist, so frei ist sie in Larmonik, Melodik, Rhythmus von Germanismen oder Provinzialismen. Derartige Eigenheiten finden sich in den symphonischen Werken nach Beethoven bei Russen, Franzosen, Skandinaviern, die damit zeigen, da� ihr Sch�pfer im Nationalismus stecken geblieben ist und sich wohl und gebunden f�hlt in der heimischen Empfindungsweise. Nur in einzelnen Werken zeigen Ausl�nder, da� sie von Beethoven gelernt haben (Saint-Saens' C-Moll-Symphonie, C. Franks D-Moll-Symphonie).
In Beethovens Ton klingt ein bitterer Ernst des Daseins, wie ihn hervorzubringen die deutsche Erde besonders geeignet zu sein scheint, wie ihn aber auch der Romane nicht zu seinem Schaden erfahren kann. Dann klingt darin eine dahinst�rmende Heiterkeit, die zur jubelnden Ekstase werden kann, dann die Ruhe des hei�ersehnten oder geahnten Friedens, darin es noch wehm�tig nachhallt. In Beethovens Ton klingt ein un�berwindlicher, durch nichts zu brechender, vorw�rtsdr�ngender Glaube des Menschenherzens, der nach jeder Niederlage zu neuem Streite fich erhebt und nach jedem Siege zu neuen Taten sich r�stet. Die Kraft des Mannes, die innige Zartheit des Weibes haben in diesem Tone eine wunderbare Ehe geschloffen, und dieser nun k�ndet von Weiten und Spannungen des Seelenlebens, als w�re er Prophet eines kommenden Lebens, gro� und reich, � und er ist es auch! Jeder Ton hat seinen Charakter; m�hsam hat Beethoven ihn ausgemei�elt; da ist nichts Verschwommenes, nichts Anempfundenes, nichts durch die alles verwischende Allseligkeitsschw�rmerei Angekr�nkeltes, � klar die Kraft, klar der Inhalt. Das ist deutsch, das ist Beethoven, den uns keiner nachmacht, �ber den hinaus kein Experimentieren in Orchestik, in
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Farben, in Stimmungen f�hrt und der uns doch gerade als Deutscher auf neue Bahnen zwingt, die auch sein Geist noch nicht betreten hat.
Der Wert der Arbeit Beethovens liegt nicht zuletzt in der abgeschlossenen Form der Symphonie. Was die Tiefen der Menschen--seele ber�hren soll, mu� den Charakter einer durchl�uterten Lebensarbeit tragen, und dieser hat seine klare Form. Beethoven bleibt in seinem Schaffen und Bilden nicht bei Motiven des beschr�nkten Einzelsubjekts stehen, sondern erweitert sie, bis sie einen allgemeinen Charakter gewinnen, so da� sie zu allen sprechen k�nnen. Das Spezielle ber�hrt das Universelle. Doch ehe es dazu kommt, durchl�uft es mit vielen verwandten Motiven die verschiedenen Kan�le des F�hlens, Denkens, Wollens, immer wachsend, bis es zu einem Aniversalmotiv geworden ist. Dann wird es zum konkreten Thema, das sich nun nach musikalischen Gesetzen entfaltet. Beethoven ist wie ein Philosoph, der immer noch neue Seiten des Gedankens entdeckt und der nicht eher den Schlu�satz schreibt, als ihm sein philosophisches Gewissen es erlaubt. Beethoven in seiner Musik hat den ganzen Menschen im Auge, und er geht darauf aus, den ganzen Menschen zu packen. Das Leid und die Freude seiner T�ne soll die Menschheit als ihr Leid und ihre Freude erfahren und sie zu diesen Empsindungsh�hen f�hren. �ber die eitle Arristerei, nur sich in seinen T�nen den erstaunten Ohren zu pr�sentieren, war Beethoven hinausgekommen. Er suchte mit seiner Arbeit die Menschen, um sie tapfer und gro� zu machen, und um dies zu erreichen, mu�te er �ber die Motive des beschr�nkten Subjekts hinausgehen.
Eine geistig damit nicht zu vergleichende Arbeit leistet demgegen�ber der Komponist der symphonischen Dichtung. Er bleibt beim �u�erlich oder innerlich gegebenen Motive stehen � Faust, Dante, Don Quichotte �, berauscht sich an diesem Motive, und wenn er davon trunken ist, arbeitet er. Faust ist gewi� ein universales Thema, wenn auch nicht gleich ein musikalisches. Ein universales Thema bewahrt aber nicht vor der Gefahr, in engen Bahnen des Subjektivismus zu verharren, wenn nicht jene musikalisch-philosophische Arbeit einsetzt. Liszt hatte dazu nichts Faustisches an sich, das Thema war f�r ihn ein Mi�griff, eine Verirrung. In Strau�' Tod und Verkl�rung � ein Werk, dem man sonst jede Achtung zollen kann � ist der Todeskampf des Kranken von so begrenzter subjektiver Fassung, von so subjektiven All�ren begleitet, � man ist versucht, den Angl�cklichen in seinem Krankenzimmer zu sehen, auf 20
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feinem Krankenlager mit den bleichen, schmerzlichen Z�gen und halbgebrochenen Augen, w�hrenddem die Sonne durch die matten, verh�ngten Fensterscheiben einzelne Strahlen fallen l��t, � da� man sich sagt:Was geht uns � bei allem Respekt vor dem Kranken� das so breit ausgetretene L�ufchen Ungl�ck des einzelnen Subjekts an, das hier von 80 Orchestermusikern dargestellt wird, w�hrend eine einzige Violine schon dazu gen�gt. Das sind pathologische Bilder und Studien, die erst zu gro�en Lebensbildern heranwachsen m�ssen, ehe sie sich der Menschheit pr�sentieren d�rfen. Zu welchen Mitteln m��te Strau� greifen, um den Heldentod eines tapferen jungen Offiziers auf den Eisfeldern der Karpathen in feiner Weife zu zeichnen! Da w�rde das Orchester nicht mehr ausreichen. Der symphonische Dichter umgeht die Riefenarbeit des musikalischen Philosophen, er bleibt subjektiv eng und zwingt der Welt unter bombastischen Reden fein subjektiv engbegrenztes Riefen-opus auf. Der Weg von der Symphonie zur symphonischen Dichtung ging durch die Romantik, und jene ist formal und inhaltlich von der letzteren bedingt.
Die Romantik, als die eine Phase des Subjektivismus, ist zeitlich der Gegenpol des Intellektualismus und Materialismus, welche die andere entsprechende Phase des Subjektivismus bilden. Unm�glich konnte sich der gro�e K�nstler dem Intellektualismus und feinen Begleiterscheinungen �berliefern. Am in der Welt der kalten Tatsachen sich zu behaupten, warf er sich der gro�en Illusion in die Arme. Die starken, bestimmten Werte: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit, welche der Kunst Beethovens den charakteristischen Ausdruck und die entsprechende Form erm�glichten, waren in der Philosophie Legels und noch mehr in der Schopenhauers v�llig umgedeutet, wenn nicht verfl�chtigt worden. Was soll aber der K�nstler anfangen, wenn der Gott im Busen mit dem Gott im Kopfe in Widerstreit liegt? � Es ist psychologisch und im Rahmen der Gedanken des Tages begreiflich, da� das Subjekt noch mehr denn zuvor auf sich selbst hingewiesen wurde. Der Mensch in sich selbst � der ruhende Pol! Das mu�te eine Entz�ndung aller inneren Kr�fte hervorrufen und zugleich eine gesteigerte Reizbarkeit und Empfindsamkeit (Schumann). Eine Riefenlast sah der Mensch auf sich gew�lzt und mu�te doch gegen�ber den hohen geistigen, ethischen Anforderungen feine zeitliche und r�umliche Beschr�nktheit f�hlen. Wie sollte er sie tragen? Da wandte sich sein Blick zum grenzenlosen All, hier
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aufl�send, ausl�send, was auf ihm lastete. Das All aber antwortet nicht � der Mensch mu� die Antworten hineintragen, wenn er solche sucht, was nur nach einer an Werten reichen Kultnrvergangenheit m�glich ist.
Die All- und Umwelt der Romantik ist von der Illusion belebt, und wenn sie sich h�ufig an den Nomanismus anlehnte, so war dies �sthetisch begreiflich und m�glich bei der Indifferenz gegen�ber konfessionellen Vorstellungen. Die Au�enwelt im Lichte der Zeit war f�r den Romantiker etwas Fremdes � kalt, verst�ndnislos stand sie seinem Leben gegen�ber. In keiner Zeit der musikalischen Kunstgeschichte ist ein solcher Gegensatz zwischen der Kunst und dem Zeitgeist gewesen, denn von zirka 1840 bis 1880. �ier Wagner, dort B�chner, Moleschott, Voigt! Der musikalische K�nstler mu�te sich im vollen Gegensatz zur Tagesansicht behaupten, und begreiflich wird es, da� in einer solchen Zeit des Gegensatzes der inneren und �u�eren Kultur der Gedanke l�art pour l�art entstehen konnte und da� der K�nstler, unbek�mmert um die Welt, mit der ihn nichts verband, sich seine Welt und seine besonderen k�nstlerischen Werte schuf. Wagner hat dies freilich nicht getan, und das ist gro� an ihm, da� er in der Zeit der v�lligen Gegens�tze einer inneren und �u�eren Kultur das Verst�ndnis f�r ihre Einheit nicht verlor und daf�r k�mpfte. Der starke Glaube Wagners an sich selbst war es, der es ihm erm�glichte, im Zeitalter des Materialismus eine solche gro�e romantische Kunst zu schaffen und sie mit allen denkbaren Mitteln des Ausdrucks und der Technik in eine Welt hineinklingen zu lassen, die keine Ohren daf�r hatte, und die zuletzt doch an ihn glauben mu�te! Er war der gro�e Zauberer, der eine Welt aus dem Nichts und gegen das Nichts formte und sie mit seinem Herzblut zu beleben wu�te. Aber ist es auf die Dauer m�glich, die Welt im Bann des Zaubers zu halten? Mu� nicht der Glaube an sich durchdrungen sein von dem Glauben an das h�chste Sch, wenn seine Tat die Zeiten �berdauern soll?
Nach Wagners Tode hat sich die Situation noch versch�rft. Die �u�ere Kultur hat alle Beziehungen zu inneren Werten verloren. Wie die Religion, so ist auch die Kunst keine Notwendigkeit, keine Angelegenheit des ganzen Volkes mehr � sie ist Sache des Einzelnen, sein Privatvergn�gen, und geht so neben Beruf und Gesch�ft einher. So bildet man sich ein, sich f�r Beethoven zu begeistern, und es f�hrt doch gar kein Steg �ber den Abgrund zu
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Meister Beethoven. F�r den schaffenden, seelischen K�nstler ist diese Zeit, da auch die Romantik ihren Nimbus verloren hat und die Chemie alles zersetzt, die denkbar ung�nstigste, � er ist nur aus sich angewiesen. And was ist heute ein Mensch? Eine summende Eintagsfliege, wenn er ein Musiker ist, � die dann morgen in das Nichts hinabsinkt. Wo bleibt ein Inhalt f�r dieses Subjekt? And in diesem Subjekt da klingen doch wunderbare Stimmen aus einer Welt, die kein Teleskop entdeckt! Narrt ihn die Welt? Soll er dann nicht auch die Welt narren? � Der K�nstler hat da angefangen, sich an der Welt zu r�chen. Sein ungemein verfeinertes Emp-sindungsleben, sein Auge, sein Ohr lie�en ihn die Welt anders sehen und h�ren, denn der robuste, reale Bildungsmensch. Er rettete sich im Impressionismus vor der Tagesansicht, und im Voluntarismus schleuderte er dem Kauswert der vielen sein stolzes: Ich bin! entgegen. Ein Ouos ego, ich will euch, reizt wohl auch Meister Strau� in seinen Arbeiten. In gewaltigen Affekten erhebt er sich hinaus �ber den Tagesaffekt und afsizierte Bildung und zwingt zu Staunen die nachschauende Menge, die da fragt: Woher und wohin!
Es ist der Schmerz des K�nstlers, der darin mit zum Ausdruck kommt, der sich in seinem Innersten beleidigt s�hlt und sich in sich selbst verbei�t, grollend sich und der Welt. Dann sucht er in Ironie, in Extravaganzen, in Anerh�rtem, in Erhabenem, in Kleinlichem, in Trivialem, in Lohern, in Niederem die bunte, ungeordnete und nicht zu ordnende F�lle seines reichen Seelenlebens zu offenbaren, halb sich, halb die Welt verspottend und anklagend.
Wie im politischen Leben vor dem Kriege ein wirres Durcheinander, so im k�nstlerischen, musikalischen, und keiner wu�te sich mehr herauszuhelfen! Dazu das empirische Kunstgetriebe. Eine Aberf�lle musikalischer Darbietungen und Produktionen und doch kein eigentliches musikalisches Kunstleben! Das Publikum als Ganzes hat nicht die Aufnahmef�higkeit, weil es nicht das musikalische Bed�rfnis hat. Die musikalische Bildung ist durch die Vorherrschaft des Klaviers � eines sonst wertvollen Instrumentes � verflacht zwanzigj�hrige Fingerstudien bringen es oft kaum bis zu einem Walzer von Chopin. Das Mi�verh�ltnis von Leben und Kunst hat zur notwendigen Folge das Artistentum. In demselben strebt der K�nstler nach Nebenwerten der Kunst, nicht nach einem gro�en Inhalt �> nach einem Namen, Anerkennung in der �ffentlichen Kritik, nach Stellung, nach aufsehenerregenden, besonderen Leistungen und Effek-
ten, � und nichts kann aus ihm organisch sich entfalten, das einem h�heren Gesetz untersteht. Was f�r Anwerte haben sich heute in den Kunsttempel eingeschlichen! Dazu die Wechsler, die K�ufer und Verk�ufer, die Agenturen, die Agenten, die mit einem gewissen musikalischen Sp�rsinn ihr musikalisches Opfer entdecken, es in die �ffentlichkeit bringen, um dann f�r immer von dem Blute des Opfers ihr Teil zu haben. � Die musikalischen Erziehungsanstalten sind teilweise Musteranstalten f�r mechanischen Massenbetrieb. Die Musik hat Kurswert erhalten und wirft Dividenden ab. Vor ein paar Jahren mu�ten in Berlin auf Veranlassung des Musikp�d--agogischen Vereins zwei Konservatorien polizeilich geschlossen werden, weil in denselben die wucherische Ausnutzung der Lehrkr�fte und der Masseneinfang von Sch�lern durch Stadtreisende, die den Eltern die gl�nzendsten Versprechungen f�r die K�nstlerlausbahn der Kinder machten, denn doch zu sehr einem Kunstbetrieb ins Gesicht schlug.
Die Ausbildung in den Konservatorien geht vorwiegend aus die technische Seite der Kunst, die ja durchaus erforderlich ist. Aber was soll der Sch�ler mit dem technischen K�nnen machen, wenn nicht sein seelisch-geistiges Material aufs feinste ausgebildet wird. Daran fehlt's v�llig � sowohl an einer Methodik dazu als an Lehrern. Wo soll der Sch�ler � und begabt ist fast ein jeder � das heute gewinnen? Es ist ein g�tiges Geschick, wenn ein solcher Sch�ler in den Schatten einer musikalisch-geistigen Pers�nlichkeit tritt, � vielen wird es nicht zuteil, sie verk�mmern. Die Folge ist ein blindes Arbeiten. Die Mittel gehen �ber den Inhalt weit hinaus; ein Gedanke in Zwergengestalt ist mit einem Kleid versehen, das f�r einen Riesen passen kann. Kein Ma� f�r Harmonie! Wenn man die Oper der Neuzeit auf ihren Gedanken hin betrachtet, so ist dieser meist ein so minderwertiger, da� es wirklich widersinnig ist, daf�r gro�e Kunstbauten von Opernh�usern zu errichten und ein Opernpersonal von 300 Menschen geistig und sittlich Abend f�r Abend auf ein ganz niedriges Niveau einzustellen. Sind Wagners Gedanken so schnell vergessen?
Nach der technisch-akustischen Seite gehen die Arbeiten von Sch�nherr � fortsetzend Arbeiten von Lelmholz, Eitz u. a. � an sich durchaus wertvoll. Diese Arbeiten wollen aber �ber das Akustische hinaus neues Ausdrucksmaterial werden f�r die Psyche des modernen Menschen, die sich nicht mehr gen�gend in der abgen�tzten Tonalit�t der bisherigen Musik �u�ern kann und 24
f�r ihre Brunst neue T�ne braucht. � Die Tonverbindungen Sch�n-herrs stehen aber akustisch in keinem irgendwie harmonischen Zahlenverh�ltnis und offenbaren sich schon mathematisch-physio-logisch als wider die Natur. Die Dissonanz sucht wenigstens im Menschen den harmonischen Ausklang � das beachtet selbst Strau� (mit Ausnahme des Endes seines Zarathustra), bei Sch�nherr ist die Dissonanz Tagesereignis. Ich bin der Meinung, da� man eine Magendigestion nicht als normalen Zustand betrachtet, wenn auch aus ihm seltene Empfindungskomplexe hervorgehen, � ebensowenig eine psychische Digestion, wenn auch noch so viele Empfindungen in diesem Aktus geboren werden. And deshalb das gesamte gesunde Tonalit�tsgef�hl umsto�en, � das geht doch etwas zu weit!
Ein trauriges Kapitel in der Musik von heute bzw. gestern ist die Pflege des Volksgesangs, des Volksliedes, der musikalischen Volksbildung. Solange aber der Arbeiter oder die Arbeiterin bei der vorwiegend mechanischen Arbeit nicht mit der Seele beteiligt sein kann, wird es hier nicht viel anders werden. Im Fabrikdunst kann man schwer singen. Der erm�dete K�rper ist dann zufrieden, wenn ihm in der Kneipe ein Gassenhauer oder im Variete eine Zote vorgesetzt wird.
F�r die musikalische Volksbildung herrschen zurzeit die besten Tendenzen im preu�ischen Kultusministerium, aber mit einer Stunde Musikunterricht in der Woche ist das nicht zu erreichen. Der Pflege des M�nnergesangs, zu der sich M�nner der verschiedensten Berufe frei vereinigen � ein Nachklang aus guter alter Zeit �> wird von seiten der Musiker nicht mit der rechten W�rdigung begegnet; die spr�desten Hoffnungen sollten gerade hier zum Besten eines musikalischen Volkslebens mit ganzer Liebe gepflegt werden.
Ein noch traurigeres Kapitel bildet der Tanz und die Tanzmusik. Die Geschichte des Tanzesx) und seiner Musik ist eine der lohnendsten Kulturstudien, mit der sich jeder Musiker besch�ftigen m��te, � die Geschichte der neuesten Tanzentwicklung (Tango) ist eine Schmach f�r das deutsche Volk in allen seinen Schichten. Aus dem Tanz ist jede feinere �sthetische Darstellung gewichen; er ist Sexualismus. Der Spekulation von Gasthosbesitzern ist ein wertvoller Teil einer �sthetischen K�rperkultur der Jugend preisgegeben. Was soll da noch Jugendarbeit, wenn nach der Schulentlassung der f�nfzehnj�hrige Knabe oder das M�dchen hier physisch und seelisch verseucht wird! Da� nicht die Cholera oder sonst was in das Volk
*) Vgl. Friedrich, Geschichte des Tanzes.
einbringe, werben mit Recht bie strengsten Ma�regeln ergriffen, unb bie Lygieniker stehen in hoher Achtung; � sollten nicht gegen innere Volksseuchen bie ersten M�nner bie Lehren einer geistigen Volkshygiene aufstellen unb radikal burchf�hren k�nnen? M�glich ist es. Die rechte Freiheit wei� bie Beschr�nkung zum Wohl bes Ganzen nicht nur zu ertragen, sondern forbert sie. Nur Bosheit wirb bann Reaktion wittern. � F�r alle biese unb �hnliche Erscheinungen, bie ich hier nicht alle auff�hren kann, ist nat�rlich ber Musiker nicht allein verantwortlich zu machen, benn biefe h�ngen mit bem gesamten geistigen, sozialen Charakter ber Zeit zusammen. Es w�re aber verkehrt, ihn von jeber Schulb freizusprechen; eben weil er sich mit bem Geistig-Sozialen fast nicht besch�ftigt, gewinnt er hier keinen Boben. Was ist f�r ben Musiker ber Staat ober gar bie Politik! Der Musiker als Politiker! � Schon ber blo�e Gebanke ruft ein L�cheln hervor. Der Musiker ist so einseitig Musiker unb vielfach Artist geworben, ba� es ihm ob B�low, ob Befhntann, ob Deutschland ober Sachsen-Weimar, ganz gleich ist. Er macht seine Musik. Die Musik ist ihm ber h�chste Begriff feines Denkverm�gens, � was dar�ber ist, bas ist vom �bet So vernachl�ssigt er bie einfachste Entfaltung feiner geistigen Kr�fte unb sozialer Empfindungen zu einer Pers�nlichkeit. Ihn interessieren musikalische Vorg�nge, Ereignisse, Erscheinungen, � das �brige ist ihm, wie mir schon vor 15 Jahren einer ber ersten Musiker sagte, ganz gleich. Vergessen ist, ba� nur aus einer gro�en Pers�nlichkeit, ber nihil humani-divini alienum est, f�r bie nichts bedeutungslos ist, um ben geistigen Atem zu erweitern, � eine gro�e Kunst geboren werben kann. Der Gewinn, ben bas Leben aus solchen Kunstpers�nlichkeiten zieht, ist beshalb auch gering. Ein scharfes Urteil, bem ich nichts hinzuzusetzen habe, spricht ein beutscher Solbat unb Musiker, Paul Becker, in einem Artikel aus: Bei bem Einzug ber beutfchen Truppen in Antwerpen sangen bie Soldaten alte beutfche Lieber (Ein' feste Burg u. a.) Kein Lieb aus unseren Tagen war barunter. Da gingen feine Gebanken weiter, unb er dachte an bas letzte Opus von Strau�: Joses in �gypten. �In biefer Stunde erschien dieses St�ckchen musikalischen Kunstgewebes wurzellos unb bar jeber Berlnnbung mit allem Lebendigen." Der Vorstanb bes Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Wien ver�ffentlichte, wie Professor Kretfchmar berichtet, in ber �Reuen Freien Presse" feinen Stanbpmrkt: Er halte sich zum Kanonenfutter 26
zu gut. Sollte das wirklich wahr sein, so w�re das Pulver zu schade f�r solche Niedrigkeit der Bildung.
Der Krieg hat dem Artistentum zun�chst ein gewisses Ziel gesetzt. Dankbar sollten sie alle sein, die auf einmal sich �berfl�ssig f�hlen, � dankbar, da� die Anwahrhastigkeit eines Kunstgetriebes ausgedeckt ist, unter der der Musiker so tief leidet und die den Grund seines k�nstlerischen Tastens und seiner Fruchtlosigkeit und Bedeutungslosigkeit bildet. Was w�rden sie und was werden sie leisten k�nnen, wenn die gro�e Wahrheit des Lebens in einer vers�hnten inneren und �u�eren Kultur dem musikalischen K�nstler seinen Platz anweist und ihre Musik dann der Ausdruck dieses daraus hervorgehenden Seelenlebens in denkbar gr��ter Weite wird.
Das Thema: Der Krieg und die deutsche Musik erkl�rt sich damit von selbst. Nicht galt es zu zeigen, welche speziellen Werte aus dem Kriege f�r die Musik gewonnen werden, da� etwa, wie jemand sich ausgedr�ckt hat, von den blutgetr�nkten Fluren neue Einfl�sse k�men. In einem solch losen Zusammenhange steht die Musik mit dem Kriege nicht, und ich w�rde es ablehnen, parallele Beziehungen zwischen beiden zu suchen und zu empfehlen. Meister Beethoven hat es einmal versucht in der Gelegenheitskomposition der Schlachtensymphonie nach dem Kampfe bei Waterloo, und er ist damit hereingefallen. Keinen vern�nftigen Musiker kann und wird es gel�sten, etwa die so gewaltige Masurenschlacht oder anderes musikalisch als Motiv zu verwerten. F�r die Kunst k�me dabei nichts heraus als etwas Trara. Etwas anderes ist es schon mit den durch den Krieg erstandenen Dichtungen und Liedern, so von Flex, �ey-mann und den vielen bis dahin zum Gl�ck Anbekannten. Ein neuer Lebenshauch durchzieht das Wort und zum Teil auch den Ton. Die Geister ahnen das Morgenrot und erheben sich zu neuem Tun und Tr�umen in kr�ftigem Empfinden. And wenn die Geister wirklich erwachen, dann wird die gro�e Krankheit der Zeit heilen, der tiefe Ri� vernarben, dann wird sich die Sehnsucht nach einer wahren Ver�u�erlichung des inneren Lebens in einer dann nicht mehr �berfl�ssigen Kunst und nach einer wahrhaftigen Verinnerlichung des �u�eren Lebens verwirklichen, � und skeptisch und m�rrisch werden nur die daneben stehen, denen der Wind aus den Segeln genommen ist, die ewigen Angl�ubigen.
Zusammenfassend m�chte ich zum Schlu� sagen: Der Subjektivismus hat alle denkbaren Phasen im Laufe zweier Iahr-
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Hunderte durchlaufen. Was in ihm einerseits an unzerst�rbaren Werten, andererseits an Anwerten in einer falschen, bis zum Ansinn und Wahnsinn sich steigernden Selbstbetonung liegt, hat sich jedem geoffenbart, so er f�hig ist, geistige Str�mungen fundamental zu erfassen, zu betrachten, zu durchleben. And das Leben dr�ngt nach Erg�nzung des Fehlenden, nach Erweiterung, nach Vollendung. Schon in dem Begriff des Werdens liegt die stete Weiterbildung � aus dem Sein � zum Sein! Der Subjektivismus war philosophisch nur m�glich durch eine Zur�ckdr�ngung des An-sich-Objektiven. Musikalisch-k�nstlerisch ist es zu dieser Einseitigkeit z. B. bei einem Beethoven nie gekommen, da der Musiker der Welt an sich nahesteht und hier den Quell seines Schaffens bewu�t oder unbewu�t findet. Trotz alles Subjektivismus in logischer und ethischer Form ist nun heute die Empfindung schon stark entwickelt, da� das Subjekt in einer alles umfassenden Objektivit�t, die Geist und Wille ist, wurzelt. Bei dem einen wird dies zum Allgeist, � dessen b�rgerliche Erscheinung ein biederer Monismus ist, bei dem andern zum pers�nlichen Gottesglauben. Damit ist der Weg bereitet f�r eine objektive Subjektivit�t und subjektive Objektivit�t. Das Leteronome wird zum Autonomen, das Autonome findet im Keteronomen den nach au�en gesetzten Ausdruck des Seinsollenden, von ihm Gewallten. And wir stehen heute eigentlich schon mitten drin in diesem neuen gr��eren Werden. Das gro�e Gesetz, das das Vaterland heute diktatorisch jedem auflegt, zeigt es: frei wird das Leteronome bejaht und ist Autonomie geworden. Sollte das nicht bei anderen gro�en, zun�chst Heteronomen Lebens- und Geistesgesetzen eintreten k�nnen! Frei opfern heute Tausende das sonst so kostbare individuelle Leben f�r das Vaterland, � um den Kindern des Vaterlands ihre geistig-sittliche Freiheit zu erm�glichen, und ein neues F�hlen und Sinnen und Denken und Tun kommt aus diesem Opfertode der Besten f�r die �berlebenden. And wenn wir dies verstehen, verstehen wird dann doch endlich auch das gro�e religi�se Mysterium, darin einer sein Leben am Kreuze opferte, auf da� die Toten durch diese Tat zum Leben k�men!
Wir stehen am Anfang eines neuen Begreifens der Dinge und von uns selbst, und wir Deutsche sind berufen, die gro�en K�nder davon zu sein. Damit gewinnt die Seele die neue Freiheit, die neue Disposition, um eine neue musikalische Kunst zu gestalten. Das schwere Problem des K�nstlers l�st sich in einer unendlichen und 28
charakteristischen Erweiterung und Steigerung seiner Empfindungsm�glichkeiten durch die �berwindung des Subjektiven, das empirisch mit dem Egoismus zusammenf�llt, � dieser Schranke jeder h�heren geist-sittlichen und damit zugleich k�nstlerischen Entwicklung. Der Krieg hat schon viele solcher h�herentwickelten Menschen hervorgebracht, wenn sie auch nicht musikalische K�nstler sind, � aber der K�nstler geht hier mit dem Menschen auf gleichen Bahnen, und wir gewinnen die M�glichkeit einer gro�en Volkskultur, die uns heute noch fehlt. Richtlinien f�r diesen musikalischen K�nstler sind nicht zu geben. Aus Programmen ist noch keine Musik entstanden, so viel Programmusik es auch geben mag. Der K�nstler schafft in Einheit mit den gro�en befreienden Lebens-gesetzen der kommenden Epoche!
Mit einem pers�nlichen Erlebnis darf ich diese Zeilen schlie�en. Es war beim Ausbruch des italienischen Krieges, als ich im Mai auf der R�ckreise von Italien einige Tage in S�dtirol verbrachte. Ich besuchte einen Freund, dessen geistige k�nstlerische Entwicklung ich infolge eines Gegensatzes zu ihm zehn Jahre hindurch nicht verfolgt hatte. Er geh�rt aber zu denen, die die Gottheit in schwerer Vorarbeit langsam f�r sich zurechth�mmert und sie von den z�h festgehaltenen Schlacken l�st. In den vergangenen Jahren hatte er bei einer allseitigen k�nstlerischen Begabung auch musikalisch gearbeitet. Die Kunst ist ja eine! Wir waren bald in der Musik drin, wieder im Gegensatz wie einst, und ich bat ihn, mich mit seinen Kompositionen bekannt zu machen. Eine Dame, eine Pianistin aus guter Schule, durch ihn zu einer geistigen K�nstlerschaft erzogen, trug sodann einen Trauermarsch von ihm vor. Was waren das f�r T�ne, f�r Akkorde, f�r Larmonieverbindmigen, f�r Themen?! Alles von einer wunderbaren Einfachheit, Geschlossenheit und Gr��e! Es waren T�ne aus neu entdeckten seelischen Provinzen � gewonnen in rastloser geistig-sittlicher Forscherarbeit! � Dorthin geht unsere Entwicklung, von dort, aus der Einheit von Objekt-Subjekt, beides als Geist und Wille pers�nlich erfahren, kommt das neue Leben, der neue Ton.
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Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart
B�cher von Rudolf Presber
Der Tag des Deutschen. Kriegsgedichte.
9. Auflage. In Pappband M 2.�
Neue Kriegsgedichte. Der Tag des Deutschen.
II. Teil. 3. Auflage. In Pappband M 2.�
Beide Teile in einem Band. In Pappband gebunden M 3.50
�Ein starkes, feuriges Vaterlandsgef�hl, ein kraftvolles Lassen gegen�ber unseren Feinden und ein inniges Mitempfinden f�r alle Schmerzen und Leiden, aber auch ein felsenfestes Vertrauen auf Deutschlands Gr��e und An�berwindlichkeit, kennzeichnen als �aupttugenden diese Tyrt�us-Ges�nge, die daheim wie im Felde den Mut und die Festigkeit im Ausharren st�hlen werden." (Braunschweiger Landeszeitung.)
�Der schneidige Rhythmus, der tief in seinem Wesen wurzelnde Instinkt f�r das Wirksame, ein durch innerste Teilnahme an den Ereignissen neu verj�ngtes � Temperament, und hier und da ein �umor, der �berall da wetterleuchtet, wo Kunst und Geschmack sein Erscheinen fordern, sichern seinen Versen eine unwiderstehliche Beredsamkeit." (Breslauer Zeitung.)
An die Front zum Deutschen Kron-
prmzen. Mit 8 Abbildungen und einem farbigen Portr�t des Kronprinzen von Professor �>. Junker. 11. Auflage. Elegant kartoniert Ml.�
�Rudolf Presber hat einige Zeit im Hauptquartier des Deutschen Kronprinzen geweilt und legt nun seine Eindr�cke in diesem kleinen Buch nieder.
Der Verfasser gibt, wie er selbst sagt, einige �Augenblicksbilder", und er
erz�hlt viel Starkes und Frohes von dem, was er bei den Spitzen einer unserer Armeen und bei dieser selbst hat sehen k�nnen. Presber ist ja ein gewandter und liebensw�rdiger Plauderer in Vers und Prosa. Man wird in dem kleinen B�chlein f�r ein paar Stunden Freude und Erholung finden. Aber dem Buch ist auch schon deshalb von Setzen Erfolg zu w�nschen, weil er den Ertrag der Kriegsunterst�tzungskasse des Schutz-verbandes Deutscher Schriftsteller zur Verf�gung stellt. So tr�gt er dazu bei, der unter den Schriftstellern herrschenden Kriegsnot zu steuern. Presber hat hier das Beispiel einer sch�nen Tat gegeben, und das ist mehr wert, als alle vaterl�ndisch klingenden Worte in Kriegsfeuilletons."
(Heidelberger Tageblatt.)
Zwei wichtige Schriften �ber den Seekrieg gegen England
�uflfdutti* Von Hans Steinuth
Geheftet M 1.50
England nnd der v-Boot-Krieg
Von Hans Steinuth
Geheftet M 1.20
Beide Schriften entstammen der Feder eines genauen Kenners der Verh�ltnisse. Sie bieten eine �bersichtlich, kurz zusammengefa�te Verarbeitung des gewaltigen Materials, das sich in der deutschen, neutralen und feindlichen Presse �ber einen der interessantesten Teile der gegenw�rtigen Kriegf�hrung findet. Die Brosch�re �England und der U-Boot-Krieg" geht bis rum Eintritt der �Lusitania"-Katastrophe und weist schon f�r die kurze Zeit der Dauer des U-Boot-Krieges nach, da� das deutsche U-Boot erreicht hat, was England in stolzer Unnahbarkeit und felsenfester �berzeugung von seiner Macht aere perennior sich nie tr�umen lie�: es vernichtete englische Kriegsschiffe, versenkte englische Landelsdampfer, zwang die englische Schiss-fahrt zur Einschr�nkung, rief Lohn-, Fracht- und Versicherungserh�hungen hervor, zettelte Streiks an, schraubte Lebensmittelpreife in die L�he, warf den ganzen englischen Landel durcheinander; das U-Boot veranla�te, da� Englands Ansehen bei den V�lkern als unumschr�nkte Beherrscherin ber Meere erheblich abzubr�ckeln begann. Die anbete Schrift ist betn �Lufitania". Fall gewidmet, die neben den historischen Vorg�ngen (Warnung, Untersuchung usw.) auch die rechtlichen Fragen �ber Bewaffnung usw., und vor allen Dingen die Folgen eingehend beleuchtet. Eine Reihe sorgf�ltig ausgew�hlter Sammlungen von Pressestimmen erg�nzt und beweist die Ausf�hrungen des Verfassers. In beiden Schriften find die verschiedenen amtlichen Dokumente, die in Sachen des U-Boot-Krieges und im besonderen des �Lufitania"-Falles zwischen den einzelnen Nationen gewechselt wurden, im Wortlaut mitgeteilt. Die immer fesselnde Darstellungsweise wirkt bei den schwierigsten und spr�desten Teilen der Materie niemals erm�dend.
Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart
37. Schulrat Karl Mnthesins, Das Bildungswesen im neuen Deutschland
38. Prof. Dr. <$. K. Lehmann-Haupt, Von Waterloo bis Antwerpen
39. Staatsanwalt a. D. �. Trampe, Der Kampf um die Dardanellen
40. Dr. Hans Freiherr von Goden, Bismarcks Glaube
41./42. Staatssekret�r des Reichsschatzamts Dr. K. Helfend), Kriegsfinanzen
43. Prof. Carl von Noorden, Hygienische Betrachtungen �ber Volksern�hrung im Kriege
44. Otto Hoehfch, Oesterreich-Ungarn und der Krieg
45. prof. Dr. W. Gerloff, Der wirtschaftliche Imperialismus und die Frage der Zolleinigung zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn
46. Geheimrat prof. Dr. Otto von Gierte, Der deutsche Volksgeist im Kriege
47. prof. Dr. Kurt von R�mfer, Mit Schwert und Pflug!
48. Erich Meyer, Deutschland und Aegypten
49. Wilhelm von Maffow, Wie sieht es mit polen?
50. Geheimrat Dr.-Ing. Hermann Mnthesins, Die Zukunst der deutschen Form
51. Dr. Hans Rost, Deutschlands Sieg - Irlands Hoffnung
52. 7!. Goldmann, Der Geist des Militarismus
53. Levin L. Sch�cking, Der englische Volkscharakter
54. Geh. Medizinalrat prof. Dr. Neisser, Der Krieg u. die Geschlechtskrankheiten
55. Theodor von Gosnosky, Irredenta-politik
56. prof. Dr. Robert Liefmann, Bringt uns der Krieg dem Sozialismus naher?
57. Richard Kiliani, Der deutsch-englische Wirtschafisgegensatz
58. Theodor Hen�, Kriegssozialismus
59. Moeller van den Bruck, Belgier und Balten
60. Prinz Olgierd Czartoryski, M�ssen Deutsche u. polen sich immer befehden?
61. Jakob Schaffner, Die Schweiz im Weltkrieg
62. Dr. Franz Bachmann, Der Krieg und die deutsche Musik
Weiter haben folgende Mitarbeiter je eine Flugschrift �bernommen:
Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Lim'e
F�rst Bernhard von B�low
Generalfeldmarschall Freiherr von der Golh
Dr. Hanns Heiman, Berlin
prof. Dr. Herre, Leipzig: Spanien und der Weltkrieg
Geheimrat prof. Dr. Wilhelm Ostwald: Kultur und Organisation
prof. Dr. Redlich, Wien: Oesterreich-Ungarns Bestimmung
Dr. Riezler, Stettin: Die deutsche Kunst nach dem Krieg
Geheimrat prof. Dr. Roethe, Berlin: Vaterl�ndische Dichter
prof. Dr, Samaffa, Wien: Die s�dslawische Frage
Bankdirektor Dr. Schacht, Berlin
Geheimrat prof. Dr. Schiemann, Berlin
Geheimrat prof. Dr. Sering, Berlin
Dr. Hermann von Staden, Berlin
prof. Dr. Llebersberger, Wien: Ru�land und der Panslawismus
Dr. Fritz Wichest, Mannheim: Die formenden Kr�fte des neuen Deutschlands
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Oie Wochenschrift f�r Wettpolitik
Herausgeber Paul Rohk-ach und Ernst Z�ckh Verlag �Das Gr��ere Deutschland", Weimar Gchristleiier Kranz Kolbe viertelj�hrlich 3 Mark einzeln 30 pfg.