— 108 — „zum Unterpfande besetzen; indessen, wolle man die Landschaft zu ihm lassen, so „würde er vielleicht thun, was sie ihm riethe." Die Jngolstädter Landschaft versammelte sich auch am 30. April zu Orting und schickte Abgeordnete nach Burghausen zu den dortselbst noch anwesenden Räthe» des Kaisers und der Reichsfürsten mit der Erklärung: „sie warte zu ihrem Herrn „gerufen zu werden;" als die Abgeordneten ankamen, wurden sie in die Festung nicht eingelassen und erfuhren, daß ihr alter Herr sehr krank und geschwollen sei. Am Morgen des folgenden Tages (2. Mai) drangen die Stände, ungeduldig, ihren Herrn zu sehen, endlich in die Festung ein und fanden — seine Leiche?) Herzog Ludwig war 81 Jahre alt; er hatte seinen festen Sinn, feinen könig¬ lichen Trotz bis zum letzten Augenblicke bewahrt und selbst im Kerker sich wie ein Mo¬ narch, der unumschränkt regiert, betragen. Er hielt es unter seiner Würde, über sein Schicksal zu klagen, durch Nachgiebigkeit oder Bitten es zu erleichtern; nur gegen seine vertrautesten Freunde ließ er sich's merken, daß ihn manchmal Kleimnnth und Kummer beschleiche; in solchen Augenblicken wischte er sich heimlich eine Thräne aus den Augen und sagte unterweilen: „Wer mir dieses gesagt hiet in meinen „jungen Tagen, daß ich also viel leiden solt, ich het nit glaubt, daß mich all teutsch Fürsten darzue hietteu bringen mögen."2) Seine Gebeine wurden nicht öffentlich, sondern iu aller Stille, weil er im Kirchenbanne gestorben, im Kloster Raitenhas- lach beigesetzt?) Die Schärdinger und Wasserburger bewiesen eine vorzügliche Liebe und Anhänglichkeit an diesen Fürsten, und hielten, obgleich sie seinetwillen vieles Unge¬ mach und mehrmalige Belagerungen, besonders durch Herzog Heinrich von Landshut auszuhalten hatten, bis zu seinem Ableben fest und treu zu ihm. Oft hielt sich Ludwig zu Schärding auf, insbesondere zu jener Zeit, als er die neuen Festungs¬ werke daselbst aufführen ließ;4) er war den Bürgern Schärdings ein gnädiger, herablassender Herr. Schärding unser den Nensgcn im« Bayern-kandshnt, Heinrich, Ludwig nnd Seorg den Reichen. 1447 — 1503. Nach dem Tode des Herzogs Ludwig des Gebarteten erhoben sich sogleich die Streitigkeiten über desselben Verlassenschaft. Herzog Heinrich machte Ansprüche auf die gesauunte Hinterlassenschaft, Herzog Albrecht von München verwahrte dagegen feine Anrechte als Miterbe und trug ans eine gütliche Ausgleichung in dieser Erbfchafts- 1) Es ging das Volksgcriicht, Ludwig sei aus Herzog Heinrichs SScfefjt vergiftet worden; A. Büchners Geschichte von Bauern, VI.. S. 317, note. 2) Bayerisch-historischer Kalender für 1787, von L. Westenrieder. 3) A. Buchner's Geschichte von Bayern, VI, S. 292 — 320. 4) „Ludovicus fuit princeps elegantis staturse, sortis, animosus rixosus et derisor hominum”. Er führte das Sprichwort: „So Laus, so Laus so". Ledislai Sunthemn familia Pucum Bayar, ex comitibus de Scheyern, apud Oefele, Tom. II., pag. 568, 569, a.