— 166 — Weil leine Hilfe, kein Entsatz kam, so fiel NeuLurg, wohin durch lange Zeit die Zufuhr der Lebensmittel immer mehr erschwert und die Schiffahrt gesperrt war, im September 1443. Als der alte Fürst die Soldaten dem Schlosse nahe kommen sah, erklärte er, daß er eher sterben, als an seinen Sohn sich ergeben wolle. Es näherte sich nun der Markgraf Albert Achilles, dem sich der alte Herzog mit 77 Edelleuten und Reisigen und 111 bewaffneten Neuburger Bürgern gefangen ergab; der alte Vater wurde in einen Kerker zu Neuburg, die anderen Gefangenen in den Schloßthurm zu Friedberg gesperrt?) Ganz Deutschland vernahm mit Unwillen solchen schlechten Ausgang des Streites und Ludwig der Höcker ward der Gegenstand allgemeiner Verachtung; doch herrschte er nicht mehr lange über die Länder des Vaters; denn schon nach 19 Monaten traf ihn die Hand der Vergeltung; er starb ant 7. April 1445, ein leidenschaftlicher, rachgieriger Prinz, ein unnatürlicher Sohn! Nach dessen Tode versammelten sich die Landstände, übernahmen die Ne¬ gierung des Landes und dachten auf die Mittel, den alten Herrn befreien und ihm Land und Leute wieder einzuhändigen. Seine zu Kösching gefangenen Räthe wurden allfogleich in Freiheit gesetzt. Allein den alten Herrn wollte Markgraf Albert Achilles nur unter der Bedingung freigeben, daß feinen und feiner Schwester Forderungen und anderer Gläubiger Genüge geschähe. Es wurden von Seite der Jngolstädter Landschaft mehrere Verhandlungen eingeleitet und Beschlüsse gefaßt, wie die gestellten Forderungen befriediget werden könnten. Doch der alte Herzog verwarf alle zu feinen Gunsten erzielten Beschlüsse. „Keinen Pfennig/' sagte er, „dürfen feine Landstände für seine Lösung zahlen; der Krieg seines Sohnes und „dessen Mithelfer wäre lasterhaft und ungerecht gewesen, deshalb sei auch seine „Gefangenschaft eine ungesetzliche und ungerechte; es sei daher thöricht, dafür zu „bezahlen." Die Landstände wandten sich in dieser Verlegenheit an die Herzoge Heinrich von Landshut und Albrecht von München, daß sie in dieser Sache inter- veniren möchten; diese aber thaten nichts. Im Monate November 1445 ließ die Herzogin Margaretha ihren gefan¬ genen Schwiegervater, fürchtend, er möchte von den Herzogen in Bayern mit Gewalt in Freiheit gefetzt werden, von Neuburg nach Ansbach zu ihrem Bruder abführen. Der alte Herzog gerieth über diese grausame Behandlung so in Zorn, daß er dem Markgrafen bei feiner Ankunft sagte: „Hund, stich mich nieder, Du „bekommst nichts, ich bin nicht dein Gefangener durch redliche Fehde!" Weitere Zusammenkünfte und Unterredungen wegen Freilassung des alten Herrn führten zn keiner Ausgleichung, weil dieser standhaft sich weigerte, das verlangte Geld zn geben und den Landständen es strenge untersagte, etwas zu verwilligeu, was Geld und Gut belange; er sei unrechtmäßiger Weise gefangen und seine Ehre fet thut lieber, als sein Leib; es sei Sache des Kaisers, ihn aus der ungerechten Gefangen- i) Der junge Herzog Ludwig verkaufte feinen Sätet dem Markgrafen Albert Achilles pyn Brandenburg um 9000 Dukaten«